EU-Empfehlung

Expertenrunde: Stehen Call by Call und Preselection vor dem Aus?

Durch die Nutzung von Call by Call kann die Telefonrechnung klein gehalten werden. Doch damit könnte schon bald Schluss sein. Der DVTM und Tele2 bringen Politiker, Gesetzgeber und Wissenschaftler zur Diskussion an einen Tisch.
Aus Düsseldorf berichtet Paulina Heinze

Festnetz-Telefon Expertenrunde zur Zukunft der Sparvorwahl
Bild: teltarif.de
Die Möglichkeit, beim Telefonieren über Call-by-Call-Dienste Geld zu sparen, könnte bald der Vergangenheit angehören. Wie bereits berichtet, will die Europäische Kommission noch in diesem Jahr eine neue Märkte­empfehlung für die Regu­lierungs­behörden in Europa abgeben. Die derzeitige EU-Empfehlung sieht vor, dass eine Regulierung der Märkte 1 und 2, in die Call by Call, Preselection und Mehrwert­dienste fallen, in Deutschland nicht mehr notwendig ist. Übergangs­fristen sind von der EU-Kommission nicht vorgesehen. Die Bundes­netzagentur orientiert sich bei ihrer Entscheidung, welche Bereiche des Tele­kommunikations­marktes zukünftig reguliert werden und welche nicht, an den Empfehlungen der EU-Kommission. Sollte die Regulierung dieser Teilmärkte hierzulande aufgehoben werden, würde dies praktisch das Ende der Sparvor­wahlen bedeuten.

Die Deutsche Telekom ist als einziges Unternehmen dazu verpflichtet, Call-by-Call-Dienste zu ermöglichen. Entsprechend können nur Kunden mit einem Telekom-Festnetz­anschluss die Dienste nutzen. Diese Möglichkeit nehmen noch schätzungs­weise sieben Millionen Nutzer wahr. Die Nutzung von Call by Call ist über die vergangenen Jahre betrachtet zwar rückläufig, dennoch wurden im Jahr 2013 noch etwa sieben Milliarden Gesprächs­minuten über Call-by-Call-Dienste verzeichnet. Das größte Sparpotenzial können Verbindungen ins Ausland via Call by Call bieten.

Expertenrunde zur Zukunft von Call by Call und Preselection

Festnetz-Telefon Expertenrunde zur Zukunft der Sparvorwahl
Bild: teltarif.de
Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Tele­kommunikations­unternehmen diskutierten im Rahmen eines Workshops, der vom Deutschen Verband für Telekommunikation und Medien (DVTM) und vom Anbieter Tele2 organisiert wurde, über die Zukunft von Call by Call sowie die möglichen Konsequenzen für Nutzer, Betreiber und den Wettbewerb. Die Leitfrage der Veranstaltung lautete: "Stehen Call by Call und Mehrwert­dienste schon 2015 vor dem Aus?" Teil der Experten­runde waren unter anderem Thomas Jarzombek, Mitglied des Bundes­tages für CDU, Dr. Klaus Holthoff-Frank, Generalsekretär der Monopol­kommission, Friedhelm Dommermuth, Abteilungsleiter Ökonomische Fragen der Regulierung bei der BNetzA, Thomas Bradler von der Verbraucher­zentrale NRW und Dieter Elixmann, Senior Consultant beim Forschungs­institut WIK-Consult. Die Teilnehmer waren sich einig, dass Sparvorwahlen und Mehrwert­dienste erhalten bleiben müssen.

Friedhelm Dommermuth von der BNetzA äußerte sich zum Thema: "Wir haben der EU-Kommission unsere Position zur Märkte­empfehlung im Rahmen von BEREC1 bereits sehr intensiv dargelegt und bemühen uns, mit der EU-Kommission im direkten Austausch zu diesem Thema zu bleiben." Sollte die regulatorische Verpflichtung aufgehoben werden, müssten viele Call-by-Call-Nutzer einen Anbieter­wechsel in Betracht ziehen, um weiterhin von günstigeren Minutenpreisen als bei der Telekom zu profitieren. In einigen Gebieten Deutschlands hält sich jedoch die Anzahl an alternativen Anbietern noch immer in Grenzen. Ein Großteil der Nutzer­gruppen weist zudem ein hohes Alter auf mit wenig Interesse an neuen Technologien, für die ein Wechsel eine große Hürde darstellen würde. Würden die bislang über Call-by-Call-Dienste geführten Minuten in diesem Fall der Telekom zufallen? "Dort, wo die Teilnehmer­anschlüsse wettbewerblich nicht erschlossen sind, sind Call by Call und Preselection eine wichtige Wettbewerbs­option", sagte Dr. Klaus Holthoff-Frank von der Monopol­kommission.

Im Bundestag sei die Problematik und deren Wichtigkeit für den Wettbewerb auf dem deutschen Tele­kommunikations­markt (noch) nicht angekommen, wie sich Thomas Jarzombek äußerte. Als oberste Priorität wird das Ziel der Breitband-Vollversorgung bis 2018 gehandelt.

Unser Editorial zu dem Thema "Die Regulierungs-Zwickmühle" können Sie hier nachlesen. Für die Suche nach günstigen Call-by-Call-Tarifen können Sie unseren Tarifrechner zu Rate ziehen.

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