Expertenrunde: Stehen Call by Call und Preselection vor dem Aus?
Expertenrunde zur Zukunft der Sparvorwahl
Bild: teltarif.de
Die Möglichkeit, beim Telefonieren über Call-by-Call-Dienste Geld zu sparen, könnte bald
der Vergangenheit angehören. Wie bereits berichtet, will die
Europäische Kommission noch in diesem Jahr eine neue Märkteempfehlung für die
Regulierungsbehörden in Europa abgeben. Die derzeitige EU-Empfehlung sieht vor,
dass eine Regulierung der Märkte 1 und 2, in die Call by Call, Preselection und
Mehrwertdienste fallen, in Deutschland nicht mehr notwendig ist. Übergangsfristen
sind von der EU-Kommission nicht vorgesehen. Die Bundesnetzagentur orientiert sich bei
ihrer Entscheidung, welche Bereiche des Telekommunikationsmarktes zukünftig reguliert
werden und welche nicht, an den Empfehlungen der EU-Kommission. Sollte die Regulierung dieser
Teilmärkte hierzulande aufgehoben werden, würde dies praktisch das Ende der Sparvorwahlen
bedeuten.
Die Deutsche Telekom ist als einziges Unternehmen dazu verpflichtet, Call-by-Call-Dienste zu ermöglichen. Entsprechend können nur Kunden mit einem Telekom-Festnetzanschluss die Dienste nutzen. Diese Möglichkeit nehmen noch schätzungsweise sieben Millionen Nutzer wahr. Die Nutzung von Call by Call ist über die vergangenen Jahre betrachtet zwar rückläufig, dennoch wurden im Jahr 2013 noch etwa sieben Milliarden Gesprächsminuten über Call-by-Call-Dienste verzeichnet. Das größte Sparpotenzial können Verbindungen ins Ausland via Call by Call bieten.
Expertenrunde zur Zukunft von Call by Call und Preselection
Expertenrunde zur Zukunft der Sparvorwahl
Bild: teltarif.de
Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Telekommunikationsunternehmen diskutierten
im Rahmen eines Workshops, der vom Deutschen Verband für Telekommunikation und Medien (DVTM)
und vom Anbieter Tele2 organisiert wurde, über die Zukunft von Call by Call
sowie die möglichen Konsequenzen für Nutzer, Betreiber und den Wettbewerb. Die Leitfrage der
Veranstaltung lautete: "Stehen Call by Call und Mehrwertdienste schon 2015 vor dem Aus?"
Teil der Expertenrunde waren unter anderem Thomas Jarzombek, Mitglied des Bundestages
für CDU, Dr. Klaus Holthoff-Frank, Generalsekretär der Monopolkommission, Friedhelm
Dommermuth, Abteilungsleiter Ökonomische Fragen der Regulierung bei der BNetzA, Thomas
Bradler von der Verbraucherzentrale NRW und Dieter Elixmann, Senior Consultant beim
Forschungsinstitut WIK-Consult. Die Teilnehmer waren sich einig, dass Sparvorwahlen
und Mehrwertdienste erhalten bleiben müssen.
Friedhelm Dommermuth von der BNetzA äußerte sich zum Thema: "Wir haben der EU-Kommission unsere Position zur Märkteempfehlung im Rahmen von BEREC1 bereits sehr intensiv dargelegt und bemühen uns, mit der EU-Kommission im direkten Austausch zu diesem Thema zu bleiben." Sollte die regulatorische Verpflichtung aufgehoben werden, müssten viele Call-by-Call-Nutzer einen Anbieterwechsel in Betracht ziehen, um weiterhin von günstigeren Minutenpreisen als bei der Telekom zu profitieren. In einigen Gebieten Deutschlands hält sich jedoch die Anzahl an alternativen Anbietern noch immer in Grenzen. Ein Großteil der Nutzergruppen weist zudem ein hohes Alter auf mit wenig Interesse an neuen Technologien, für die ein Wechsel eine große Hürde darstellen würde. Würden die bislang über Call-by-Call-Dienste geführten Minuten in diesem Fall der Telekom zufallen? "Dort, wo die Teilnehmeranschlüsse wettbewerblich nicht erschlossen sind, sind Call by Call und Preselection eine wichtige Wettbewerbsoption", sagte Dr. Klaus Holthoff-Frank von der Monopolkommission.
Im Bundestag sei die Problematik und deren Wichtigkeit für den Wettbewerb auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt (noch) nicht angekommen, wie sich Thomas Jarzombek äußerte. Als oberste Priorität wird das Ziel der Breitband-Vollversorgung bis 2018 gehandelt.
Unser Editorial zu dem Thema "Die Regulierungs-Zwickmühle" können Sie hier nachlesen. Für die Suche nach günstigen Call-by-Call-Tarifen können Sie unseren Tarifrechner zu Rate ziehen.