"Flatrate-Polizei"

"Unwirtschaftliche Kunden" aufspüren: Telekom dementiert Bericht

Deutsche Telekom prüft rechtliche Schritte gegen WirtschaftsWoche
Von Marc Kessler

Telekom-Logo Die Deutsche Telekom wehrt sich
gegen einen Bericht der WirtschaftsWoche
Foto: dpa
Die Deutsche Telekom wehrt sich gegen die von der Wirtschafts­Woche (WiWo) erhobenen Vorwürfe, sie überlege, ihre konzern­eigene Missbrauchs-Abtei­lung gegen Flatrate-Miss­brauch auch gegen viel­telefo­nieren­de Kunden einzusetzen, die gebuchte Telefon-Flatrates in erheblichem Umfang nutzen. Der Bonner Konzern ist so verärgert über den Bericht des Düsseldorfer Wirtschafts­magazin, dass er rechtliche Schritte gegen das Blatt prüft.

WiWo: Telekoms Missbrauchs­abteilung spart jährlich mehr als 200 Millionen Euro

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gegen einen Bericht der WirtschaftsWoche
Foto: dpa
Die WiWo hatte berichtet [Link entfernt] , die Deutsche Telekom betreibe eine eigene, der Konzern­sicherheit unterstellte Ermittlungs­gruppe (internes Kürzel "GBS-MIS"), die mittels computer­gesteuerter Über­wachungs­systeme den gesamten Telefon­verkehr auf Betrugs­versuche kontrolliere. Das System schlage immer dann Alarm, wenn "Verbindungs­daten erheblich von der Norm des Durchschnitts­telefonierers" abwichen.

Durch den Einsatz der Abteilung habe die Telekom im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro verhindern können, schrieb das Blatt unter Berufung auf eine interne Erfolgs­bilanz. So habe die Telekom im vergangenen Jahr 162 800 Rufnummern gesperrt - in diesen Fällen hatten Kunden mit gebuchter Auslandsflatrate "auffallend häufig lange Gespräche in Länder wie São Tomé oder Guinea" geführt, die in diesen Ländern zu hohen Gebühren­einnahmen geführt hätten.

Während die Telekom diese Fakten offenbar nicht bestreitet, ärgert sich der Bonner Konzern über die Behauptung der WiWo, man spiele mit dem Gedanken, diese Missbrauchs­erkennungs­systeme künftig auch gegen "normale" Kunden einzusetzen, die ihre Flatrates allzu intensiv nutzen. Solche "unwirt­schaft­lichen Kunden" könnten dann in teurere Tarife gedrängt oder notfalls die Kündigung ausgesprochen werden.

Deutsche Telekom: Darstellung "völliger Unsinn" - rechtliche Schritte angedroht

"Die Unterstellung, es gäbe Überlegungen, diese Systeme gegen Kunden zu nutzen, die das Magazin als unwirt­schaftlich bezeichnet, ist völliger Unsinn. Das hatten wir gegenüber dem Autor im Vorfeld eindeutig klar gestellt", so Telekom-Sprecher Philipp Blank auf Anfrage von teltarif.de.

Der Konzern, schreibt uns Blank, nutze - wie auch andere Telekom­munikations­unternehmen - "Missbrauchs­erkennungs­systeme, die auch dem Schutz der Kunden dienen. Das System ist dem Bundes­datenschutz­beauftragten bekannt und wir haben es vor Jahren bereits öffentlich kommuniziert."

Die Telekom überlegt derzeit, gegen das Wirtschafts­magazin juristisch vorzugehen. Blank: "Wir behalten uns rechtliche Schritte gegen die Unter­stellungen der Wirtschafts­Woche vor."

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