Im Test: Mobiles Internet im Netz der Deutschen Telekom
Seit einigen Jahren führt teltarif.de jährlich einen Netztest durch. Dabei untersuchen wir in erster Linie die Qualität des mobilen Internet-Zugangs in den Netzen der Deutschen Telekom, von Vodafone und Telefónica. Anders als bei vielen anderen Netztests fahren wir nicht systematisch durch Deutschland, um Messwerte zu ermitteln. Es handelt sich vielmehr um Tests aus Nutzersicht. Das heißt, wir untersuchen die Internet-Performance immer dort, wo wir ohnehin gerade - beruflich oder privat - unterwegs sind.
An allen Messpunkten untersuchen wir jeweils alle drei deutschen Mobilfunknetze. Dazu haben wir in diesem Jahr primär das Samsung Galaxy S20 Ultra verwendet - mit Nano-SIM-Karten von der Deutschen Telekom und von o2 sowie mit einem eSIM-Profil von Vodafone. Zum Vergleich hatten wir ein Apple iPhone 11 Pro zur Verfügung. Auf den SIM-Karten waren jeweils Tarife mit "LTE max" aktiv, die Karten von Telekom und Vodafone waren auch für 5G freigeschaltet. Das 5G-Netz von Telefónica war zum Zeitpunkt des Tests noch nicht verfügbar.
Telekom-Netz im Test
Montage: teltarif.de
Hier haben wir getestet
Normalerweise führen wir die Tests im Frühjahr durch. Das war aufgrund des Corona-Lockdowns in diesem Jahr nicht möglich. Daher sind wir auf den Juni und Juli ausgewichen. Das hatte unter dem Strich den Vorteil, dass wir von der Insel Usedom im Nordosten bis nach Freudenstadt im Südwesten Deutschlands in zahlreichen Regionen unterwegs waren. Neben Städten wie Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main waren wir auch in kleineren Gemeinden wie Bad Orb, Bütow und Strullendorf unterwegs.
Auch entlang wichtiger Verkehrswege, etwa auf Autobahn-Raststätten und Autohöfen, waren wir aktiv. Unterwegs haben wir Webradio-Streaming ausprobiert - im Rhein-Main-Gebiet in Hessen und in Fischland-Darß-Zingst in Mecklenburg-Vorpommern auf einer einheitlichen Teststrecke abwechselnd mit dem gleichen Endgerät in allen drei Netzen. In anderen Regionen kam die SIM-Karten von Telekom, Vodafone und o2 wechselweise zum Einsatz, sodass kein direkter Vergleich möglich war.
Kombinierte LTE/5G-Netzabdeckung
Quelle: telekom.de
Telekom schließt LTE-Lücken und baut 5G aus
Heute berichten wir über unsere Erfahrungen im Telekom-Netz. Vodafone und Telefónica folgen in den kommenden Wochen. Bei der Netzabdeckung erlebten wir im Test kaum Überraschungen. Schon im vergangenen Jahr war das LTE-Netz der Telekom sehr gut ausgebaut, sodass es nur noch wenige Lücken gab. Ausnahmen wie die Spessart-Gemeinde Jossa, die noch 2019 nur mit GSM und UMTS versorgt war, wurden in diesem Jahr ebenfalls an das Mobilfunknetz der vierten Generation angeschlossen.
Punktuell spielte im Test erstmals auch das 5G-Netz eine Rolle. Der Rollout auf 2100 MHz startete allerdings erst während unseres Testzeitraums. Zudem kann das Netz mit dem Samsung Galaxy S20 Ultra bislang nicht genutzt werden, wenn als LTE-Ankerfrequenz das Band 3 (1800 MHz) zum Einsatz kommt, was vor allem in Städten und Ballungsgebieten oft der Fall ist.
Hier war das Telekom-Netz im Test am schnellsten
Dank erster 5G-Funkzellen, deren Versorgungsbereiche wir während unserer Tests gestreift haben, waren die gemessenen Datenübertragungsraten deutlich höher als in den vergangenen Jahren. So lagen die Ergebnisse am Berliner S-Bahnhof Yorckstaße bei 747 bis 854 MBit/s im Downstream. Im Upstream haben wir 45,1 bis 58,9 MBit/s gemessen und die Ansprechzeiten von 20 bis 26 ms zeigten eindeutig, dass wir es noch nicht mit eigenständigen 5G-Netzen, sondern "nur" mit einer LTE-Erweiterung zu tun hatten.
In Frankfurt am Main lagen die Download-Übertragungsraten im Stadtteil Rödelheim bei 555 bis 608 MBit/s. Im Upstream haben wir 55,6 bis 55,9 MBit/s gemessen und die Pingzeiten waren mit 12 bis 13 ms überdurchschnittlich gut. Ohne 5G-Netz waren die Messwerte im Frankfurt-Ginnheim zwar noch gut, aber nicht mehr so überragend wie in Rödelheim: 48,9 bis 52,1 MBit/s bei Downloads, 11,5 bis 14,0 MBit/s bei Uploads und Ansprechzeiten von sehr guten 11 bis 15 ms.
Mehr als 800 MBit/s über 5G
Foto: teltarif.de
5G auf 2100 MHz: Mehr als 100 MBit/s
Im oberfränkischen Strullendorf konnten wir das noch sehr neue 5G-Netz auf 2100 MHz testen. Hier hatten wir 88,7 bis 122 MBit/s im Downstream, 9,4 bis 15,9 MBit/s im Upstream und Reaktionszeiten von weniger überzeugenden 48 bis 78 ms ermittelt. Datenraten zwischen 100 und 150 MBit/s im Downstream sind natürlich auch über LTE Advanced möglich. 5G braucht man dazu nicht zwingend, aber es ist für die Netzbetreiber natürlich werbewirksam, von der 5G-Versorgung in weiten Teilen Deutschlands zu sprechen.
Über LTE hatten wir dreistellige MBit/s-Downloadwerte unter anderem auch in Kiel (bis 171 MBit/s), am Autohof Lützen an der A9 (bis 140 MBit/s), in Berlin-Lichtenberg (bis 151 MBit/s) und in Ahrenshoop (bis 139 MBit/s) gemessen. Gute Downstream-Ergebnisse sind allerdings nicht immer gleichbedeutend damit, dass Kunden auch mit sehr schnellen Uploads rechnen können. Haben wir in Kiel bis zu 48 MBit/s gemessen, so waren es in Ahrenshoop nur 3,75 bis 8,07 MBit/s.
Telekom mit gutem Netzausbau in die Fläche
Montage: teltarif.de
LTE mit kleinen Lücken
In den vergangenen Jahren haben wir im Netztest gesehen, dass die LTE-Netze aller Betreiber immer weiter in die Fläche ausgebaut werden. Immer seltener griffen die Smartphones in unseren Netztests auf UMTS zurück. Das ist auch gut so, zumal sich die Telekom bis Ende kommenden Jahres vom 3G-Standard trennen will.
An unserem Messpunkt in Zingst an der Ostsee war der LTE-Empfang sehr instabil und das Samsung Galaxy S20 Ultra buchte sich meistens ins UMTS-Netz um. Hier waren die Datenübertragungsraten mit maximal 2,75 MBit/s im Downstream und 1,54 MBit/s im Upstream nicht wirklich gut. Auch die Reaktionszeiten, die zwischen 48 und 65 ms lagen, waren wenig überzeugend.
An der Küste hat das Netz noch Lücken
Nicht nur in Zingst, sondern auch an anderen Ostsee-Urlaubsorten, konnte das Telekom-Netz nicht überzeugen. Abseits von Ahrenshoop war die Funkversorgung im Bereich Fischland-Darß-Zingst durchwachsen. Unterwegs hatten wir immer wieder nur das GSM-Netz mit sehr langsamem EDGE-Internet zur Verfügung. Das ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß und an mobiles Streaming im Auto war hier nicht zu denken.
Auf der benachbarten Insel Rügen ist die LTE-Abdeckung im Telekom-Netz deutlich besser. Je nach Aufenthaltsort und Tageszeit kam es aber zu massiven Performance-Engpässen, die sich weniger beim Internet-Surfen oder beim Hören von Radiostreams, dafür aber umso mehr bei Downloads und bei der mobilen Video-Nutzung bemerkbar gemacht haben. So hatten wir in Binz bescheidene 7,74 bis 8,32 MBit/s im Downstream und 5,99 bis 7,93 MBit/s im Upstream zur Verfügung. Die Pingzeiten um 27 ms waren hingegen recht akzeptabel.
Im Telekom-Netz sieht man immer häufiger das 5G-Symbol
Foto: teltarif.de
Langsames Netz auch in der Großstadt
Hatten wir an den meisten Teststandorten Datenübertragungsraten von 40 bis 50 MBit/s und mehr zur Verfügung, so enttäuschte das Telekom-Netz in Mainz gleich an zwei Messpunkten. Im Stadtteil Weisenau haben wir nur 7,54 bis 11,4 MBit/s im Downstream, 4,23 bis 5,46 MBit/s und Pingzeiten zwischen 28 und 37 ms zur Verfügung. In Gonsenheim waren es immerhin 14,3 bis 15,6 MBit/s bei Downloads, 5,09 bis 6,11 MBit/s bei Uploads und Ansprechzeiten zwischen 25 und 38 ms.
Erstaunt waren auf der Autobahn 7, als auf Höhe der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover mehrfach kurz keine LTE-Versorgung zur Verfügung stand. Das Smartphone buchte sich stattdessen ins GSM-Netz mit praktisch nicht brauchbarem Internet-Zugang um. Beim Streaming kam es hier - ähnlich wie auf unserer Teststrecke von Ahrenshoop nach Zingst - zu Aussetzen. Im Rhein-Main-Gebiet konnten wir Webradio auf der A66 von Gelnhausen bis nach Frankfurt am Main aussetzerfrei empfangen.
Messwerte im Telekom-Netz (Auswahl)
Stadt | Downstream (in MBit/s) |
Upstream (in MBit/s) |
Ping (in ms) |
---|---|---|---|
Bad Doberan | 11,1 bis 45,2 | 4,15 bis 5,81 | 27 bis 32 |
Berlin (S-Bhf. Yorckstraße) 1) | 747 bis 854 | 45,1 bis 58,9 | 20 bis 26 |
Frankfurt am Main (Ginnheim) | 48,9 bis 52,1 | 11,5 bis 14 | 12 bis 15 |
Freudenstadt | 158 bis 162 | 45,5 bis 47 | 25 bis 26 |
Gelnhausen | 53,1 bis 55,2 | 17,4 bis 17,7 | 25 bis 27 |
Hamburg (Heinrich-Hertz-Turm) 1) | 252 bis 414 | 52,9 bis 59,3 | 23 |
Kiel (Innenstadt) | 128 bis 171 | 42,5 bis 48 | 25 |
Mainz (Weisenau) | 7,54 bis 11,4 | 4,23 bis 5,46 | 28 bis 37 |
Strullendorf 1) | 88,7 bis 122 | 9,4 bis 15,9 | 46 bis 78 |
Wolgast | 58 bis 74.4 | 24,8 bis 29,1 | 20 bis 22 |
Messwert-Zeitpunkt: Juni bis Juli 2020 (je nach Standort) 1) Mit 5G. |
Telekom-Netz leistet sich nur wenige Schwächen
An neun unserer 26 Messpunkte hatten wir mehr als 100 MBit/s im Downstream zur Verfügung. 50 MBit/s und mehr haben wir sogar an 20 der 26 Messpunkte erreicht. An 25 der 26 Standorte hatten wir das LTE-Netz zur Verfügung und immerhin viermal leuchtete sogar das 5G-Symbol auf dem Handy-Display auf. Das Telekom-Netz liefert in weiten Teilen Deutschlands einen zuverlässigen und schnellen Internet-Zugang, der sich auch für mobiles Streaming eignet.
Lediglich punktuell - etwas im Raum Fischland-Darß-Zingst - weist der Netzausbau größere Lücken auf. In Mainz und auf Rügen ließ die Performance an unseren Mess-Stationen zu wünschen übrig, wobei das Jammern auf hohem Niveau ist, wenn selbst Streaming und erst recht das Surfen im Internet noch teilweise möglich ist. Insgesamt konnte die Telekom auch in diesem Jahr wieder überzeugen. In den kommenden Wochen werden wir darüber berichten, wie sich Vodafone und Telefónica im Test geschlagen haben.
In einer weiteren Meldung haben wir speziell das 5G-Netz der Telekom auf 2100 MHz einem Test unterzogen.
Mittlerweile sind auch unsere Netztests aus dem Vodafone- und o2-Netz online.