Netzneutralität

Anbindung an Telekom: Schnelles Netz kostet extra (Update: Telekom)

Ist das Zwei-Klassen-Internet schon längst Realität? Das in den Abendstunden oft stark verstopfte Internet ermöglicht zwar bessere Anbindungen an große Netzbetreiber und Content-Anbieter - das kostet allerdings extra.
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Hosting-Serverraum Insbesondere Hosting-Provider müssen oft für eine schnellere Telekom-Anbindung zahlen
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In der momentan laufenden Diskussion um Netzneutralität ist ein Blogeintrag des Providers Hetzner aufgetaucht, der neues Öl ins Feuer gießen könnte. Vertreter der Netzneutralität fordern, dass im Internet alle Datenpakete gleich behandelt und mit derselben Priorität versendet werden.

Doch die Realität sieht anders aus: Insbesondere zwischen 19 und 22 Uhr sind die Netze oft so verstopft, dass von einem flüssigen Datenverkehr, beispielsweise für YouTube oder Video-on-Demand, keine Rede sein kann. Wohlgemerkt: Daran ist nicht die "letzte Meile", also die Verbindung zwischen Vermittlungsstelle und TAE-Dose des Kunden schuld.

Problem: Mangelhafte Anbindung an Content-Anbieter

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In dem Beitrag von Hetzner wird erläutert, wie Kunden des Providers in den Abendstunden eine bessere Anbindung an das Telekom-Netz erhalten können. Die einfache Antwort lautet: Gegen Aufpreis.

Grundsätzlich steht seitens Hetzner und anderer Provider der Vorwurf im Raum, dass die Telekom einerseits enorme Aufschläge für den Datenverkehr verlangt. Andererseits würde sie dann nochmals Geld von den Hosting-Anbietern für die Erweiterung der Uplinks nehmen. Das IP-Transit-Abkommen mit der Telekom scheint wohl nicht für alle Seiten zufriedenstellend zu sein. Hetzner verzichtet aber darauf, die Telekom namentlich zu nennen - auch andere große europäische Netzbetreiber dürften sich angesprochen fühlen.

Hetzner schreibt: "Daher beobachten wir mit wachsender Sorge DSL- und Kabelanbieter, welche einerseits selbst keine offene peering policy betreiben, aber andererseits auch nicht mit ausreichender Kapazität zu anderen Tier-1-Carriern angebunden sind." Im Blogeintrag wird auf das Problem verwiesen, dass die DSL- und Kabelanbieter gerne die Content-Anbieter, die einen hohen Traffic verursachen, zusätzlich zur Kasse bitten möchten. Solange diese aber nicht gewillt sind zu zahlen, würden Schnittstellen zu diesen "am Kapazitätslimit betrieben".

Die unmittelbare Folge davon ist, dass Internet-Kunden sich beschweren. Denn der Kunde denkt, dass er mit seiner monatlichen Grundgebühr bereits für eine schnelle und neutrale Internet-Leitung bezahlt hat. Letztendlich macht er - zu Unrecht - den eigenen Internet- oder Hosting-Provider dafür verantwortlich.

Der Kunde bezahlt für Highspeed doppelt

Hetzner vertritt als Serveranbieter Kunden, die auf eine schnelle Leitung zur Telekom angewiesen sind. Das Unternehmen stellt eine schnellere Anbindung zur Telekom bereit, verlangt dafür aber 5 Euro pro Monat und Server. Letztendlich landen die höheren Kosten also doch wieder beim Kunden.

"Somit ist der Endkunde gezwungen, für einen unbeschränkten Zugang ins Internet doppelt bezahlen zu müssen. Als Hetzner Online GmbH möchten wir eine derartige Geschäftspraxis eigentlich nicht unterstützen und sprechen uns für eine umfängliche Netzneutralität aus", macht das Unternehmen seine Position klar.

Update 15 Uhr: Stellungnahme der Telekom

Auf Anfrage von teltarif.de äußerte sich die Telekom zu dem Blogeintrag wie folgt:

Wir kennen das Modell zu[r] angeblich besseren Erreichbarkeit von Telekom-Kunden nicht. Natürlich ist ein direkter Netzzusammenschluss möglich. Wir sprechen mit jedem über einen Netzzusammenschluss und ggf. die Erhöhung der Kapazitäten, falls das gewünscht ist. Die Telekom steht für das offene und freie Internet. Einen Zusammenhang zu[r] Netzneutralität sehen wir hier nicht.

Ende des Updates

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