Meinung

Kunden für Transparenz bei Telekommunikationsverträgen

Güns­tige Preise im ersten Jahr, danach wird es deut­lich teurer: Eine Praxis, die bei Tele­kom­muni­kati­ons­ver­trägen lange üblich ist. Doch viele Kunden wünschen sich mehr Trans­parenz und dauer­haft faire Preise.
Ein Kommentar von Björn König

Foto: teltarif.de Die US-Werbung der Telekom bleibt auch hierzulande aktuell
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In der Tele­kom­muni­kati­ons­branche gab und gibt es viele ärger­liche Prak­tiken, die Kunden seit Jahren erdulden müssen. Einige davon hat der Gesetz­geber nun endgültig abge­stellt. Zum Beispiel, dass sich DSL- und Handy­ver­träge nach zwei Jahren Mindest­ver­trags­lauf­zeit auto­matisch um ein weiteres Jahr verlän­gern. Ebenso wird auch der Ausstieg aus bestehenden Verträgen bald mit einem verpflich­tenden Online-Kündi­gungs­button verein­facht.

Dennoch, ein aus Kunden­sicht wich­tiges Problem besteht aber nach wie vor bei vielen Tele­kom­muni­kati­ons­dienst­leis­tern: Fehlende Trans­parenz und Fair­ness im Vertrags­angebot. Kündigt sich nun die frei­wil­lige Trend­wende an?

Bran­chen­übliche Lock­ange­bote

Foto: teltarif.de Die US-Werbung der Telekom bleibt auch hierzulande aktuell
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Lock­vogel­ange­bote sind in der Tele­kom­muni­kati­ons­branche leider immer noch weit verbreitet. Beson­ders dreist ist uns in diesem Zusam­men­hang die Deut­sche Telekom aufge­fallen. Ein Beispiel: Die Bonner bewerben auf Ihrer Home­page den Tarif "Magenta Zuhause XL". 19,95 Euro soll er laut dem magen­tafar­benen und somit eben­falls deut­lich ins Auge stechenden Preis­schild kosten. Ein veri­tables Schnäpp­chen würde man meinen, doch direkt darunter wird dem poten­ziellen Neukunden in einem weniger deut­lichen und kleiner geschrie­benen Text vermit­telt, dass sein DSL-Anschluss ab dem siebten Monat mit 54,95 Euro zu Buche schlägt.

Das entspricht inner­halb der Vertrags­lauf­zeit nahezu einer Verdrei­fachung der monat­lichen Grund­gebühr. Solche dras­tischen Preis­auf­schläge würde man wahr­schein­lich in anderen Bran­chen längst als Wucher einordnen. Den Anbie­tern ist natür­lich voll­kommen klar, dass ein 60 Euro DSL-Tarif keinen Verbrau­cher beein­druckt. Die Stra­tegie ist somit eben­falls offen­sicht­lich: Jemanden erst in den Vertrag locken und dann auf die Träg­heit des Kunden speku­lieren. Getreu dem Motto, der Verbrau­cher bleibt und zahlt.

Mehr Trans­parenz nötig

Es ist insbe­son­dere in der Tele­kom­muni­kati­ons­branche extrem auffällig, dass es häufig nur zu mehr Trans­parenz und Verbrau­cher­schutz kommt, wenn der Gesetz­geber einschreitet. Doch warum muss man immer erst darauf warten? Vor allem Telekom und Voda­fone hatten in vergan­gener Zeit beim Thema Fair­ness und Trans­parenz deut­lichen Nach­hol­bedarf, und auch im freenet-Konzern gehört eine solche Praxis bei einigen Marken zum "guten Ton". Ganz anders Telefónica: Die Spanier setzten schon vor Einschreiten des Gesetz­gebers auf trans­parente Verträge und boten vor allem bei DSL auch preis­sta­bile Tarife an, welche darüber hinaus zum Monats­ende kündbar waren.

Kürz­lich hat nun auch 1&1 über ihre Tochter Dril­lisch Online ähnliche lang­fristig preis­sta­bile Ange­bote bei DSL-Anschlüssen einge­führt, wobei für diese aller­dings immer noch eine zwei­jäh­rige Mindest­ver­trags­lauf­zeit gilt. Dennoch sind mehr Trans­parenz und Preis­sta­bilität prin­zipiell ein gutes Zeichen und im Sinne des Verbrau­cher­schutzes zu begrüßen. Vor allem die Platz­hir­sche Telekom und Voda­fone müssen dies­bezüg­lich aber noch deut­lich nach­schärfen und stehen in einer beson­deren Verant­wor­tung, zumal sie einen Groß­teil der deut­schen Mobil­funk- und Fest­netz­kund­schaft auf sich vereinen.

Nach­hal­tig­keit bleibt Thema

Im Umwelt­schutz spielt der Begriff "Nach­hal­tig­keit" eine große Rolle. Dabei geht es konkret darum, lang­fris­tige Auswir­kungen mensch­lichen Handelns auf Natur, Klima und Umwelt zu berück­sich­tigen. Nach­hal­tig­keit ist aber ebenso ein wich­tiger Begriff in Vertrags­bezie­hungen. Unter­nehmen haben ein berech­tigtes Inter­esse, dass Neukunden auch lang­fristig ihrem Vertrags­partner treu bleiben. Idea­ler­weise nicht, weil sie durch irgend­welche windigen Fußfallen im Vertrag gebunden sind, sondern weil sie die Bezie­hung zum Tele­kom­muni­kati­ons­dienst­leister als fair, part­ner­schaft­lich und trans­parent empfinden.

Wer aber schon beim Vertrags­abschluss den Eindruck bekommt, ordent­lich über den Tisch gezogen zu werden und eher in die Tasche des Anbie­ters arbeitet, wird sich vermut­lich zweimal über­legen, ob er "seinem" Anbieter eben­falls nach 24 Monaten weiterhin treu bleibt. Wie auch immer der Markt sich weiter entwi­ckelt, ein Trend zu mehr Verbrau­cher­schutz zeichnet sich ab. Wenn nicht frei­willig durch die Tele­kom­muni­kati­ons­branche selbst, dann früher oder später durch den Gesetz­geber. Doch wie bereits gesagt: Soweit muss es nicht kommen, wenn die Branche selbst über nach­hal­tigere Geschäfts­bezie­hungen nach­denkt.

Die mangelnde Marken­loya­lität bei Voda­fone disku­tierten wir in einem weiteren Artikel.

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