Kunden für Transparenz bei Telekommunikationsverträgen
Die US-Werbung der Telekom bleibt auch hierzulande aktuell
Foto: teltarif.de
In der Telekommunikationsbranche gab und gibt es viele ärgerliche Praktiken, die Kunden seit Jahren erdulden müssen. Einige davon hat der Gesetzgeber nun endgültig abgestellt. Zum Beispiel, dass sich DSL- und Handyverträge nach zwei Jahren Mindestvertragslaufzeit automatisch um ein weiteres Jahr verlängern. Ebenso wird auch der Ausstieg aus bestehenden Verträgen bald mit einem verpflichtenden Online-Kündigungsbutton vereinfacht.
Dennoch, ein aus Kundensicht wichtiges Problem besteht aber nach wie vor bei vielen Telekommunikationsdienstleistern: Fehlende Transparenz und Fairness im Vertragsangebot. Kündigt sich nun die freiwillige Trendwende an?
Branchenübliche Lockangebote
Die US-Werbung der Telekom bleibt auch hierzulande aktuell
Foto: teltarif.de
Lockvogelangebote sind in der Telekommunikationsbranche leider immer noch weit verbreitet. Besonders dreist ist uns in diesem Zusammenhang die Deutsche Telekom aufgefallen. Ein Beispiel: Die Bonner bewerben auf Ihrer Homepage den Tarif "Magenta Zuhause XL". 19,95 Euro soll er laut dem magentafarbenen und somit ebenfalls deutlich ins Auge stechenden Preisschild kosten. Ein veritables Schnäppchen würde man meinen, doch direkt darunter wird dem potenziellen Neukunden in einem weniger deutlichen und kleiner geschriebenen Text vermittelt, dass sein DSL-Anschluss ab dem siebten Monat mit 54,95 Euro zu Buche schlägt.
Das entspricht innerhalb der Vertragslaufzeit nahezu einer Verdreifachung der monatlichen Grundgebühr. Solche drastischen Preisaufschläge würde man wahrscheinlich in anderen Branchen längst als Wucher einordnen. Den Anbietern ist natürlich vollkommen klar, dass ein 60 Euro DSL-Tarif keinen Verbraucher beeindruckt. Die Strategie ist somit ebenfalls offensichtlich: Jemanden erst in den Vertrag locken und dann auf die Trägheit des Kunden spekulieren. Getreu dem Motto, der Verbraucher bleibt und zahlt.
Mehr Transparenz nötig
Es ist insbesondere in der Telekommunikationsbranche extrem auffällig, dass es häufig nur zu mehr Transparenz und Verbraucherschutz kommt, wenn der Gesetzgeber einschreitet. Doch warum muss man immer erst darauf warten? Vor allem Telekom und Vodafone hatten in vergangener Zeit beim Thema Fairness und Transparenz deutlichen Nachholbedarf, und auch im freenet-Konzern gehört eine solche Praxis bei einigen Marken zum "guten Ton". Ganz anders Telefónica: Die Spanier setzten schon vor Einschreiten des Gesetzgebers auf transparente Verträge und boten vor allem bei DSL auch preisstabile Tarife an, welche darüber hinaus zum Monatsende kündbar waren.
Kürzlich hat nun auch 1&1 über ihre Tochter Drillisch Online ähnliche langfristig preisstabile Angebote bei DSL-Anschlüssen eingeführt, wobei für diese allerdings immer noch eine zweijährige Mindestvertragslaufzeit gilt. Dennoch sind mehr Transparenz und Preisstabilität prinzipiell ein gutes Zeichen und im Sinne des Verbraucherschutzes zu begrüßen. Vor allem die Platzhirsche Telekom und Vodafone müssen diesbezüglich aber noch deutlich nachschärfen und stehen in einer besonderen Verantwortung, zumal sie einen Großteil der deutschen Mobilfunk- und Festnetzkundschaft auf sich vereinen.
Nachhaltigkeit bleibt Thema
Im Umweltschutz spielt der Begriff "Nachhaltigkeit" eine große Rolle. Dabei geht es konkret darum, langfristige Auswirkungen menschlichen Handelns auf Natur, Klima und Umwelt zu berücksichtigen. Nachhaltigkeit ist aber ebenso ein wichtiger Begriff in Vertragsbeziehungen. Unternehmen haben ein berechtigtes Interesse, dass Neukunden auch langfristig ihrem Vertragspartner treu bleiben. Idealerweise nicht, weil sie durch irgendwelche windigen Fußfallen im Vertrag gebunden sind, sondern weil sie die Beziehung zum Telekommunikationsdienstleister als fair, partnerschaftlich und transparent empfinden.
Wer aber schon beim Vertragsabschluss den Eindruck bekommt, ordentlich über den Tisch gezogen zu werden und eher in die Tasche des Anbieters arbeitet, wird sich vermutlich zweimal überlegen, ob er "seinem" Anbieter ebenfalls nach 24 Monaten weiterhin treu bleibt. Wie auch immer der Markt sich weiter entwickelt, ein Trend zu mehr Verbraucherschutz zeichnet sich ab. Wenn nicht freiwillig durch die Telekommunikationsbranche selbst, dann früher oder später durch den Gesetzgeber. Doch wie bereits gesagt: Soweit muss es nicht kommen, wenn die Branche selbst über nachhaltigere Geschäftsbeziehungen nachdenkt.
Die mangelnde Markenloyalität bei Vodafone diskutierten wir in einem weiteren Artikel.