Testbetrieb von DVB-T2 in Berlin gestartet
Start von DVB-T2 in Berlin
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Netzbetreiber Media Broadcast hat in Berlin das seit längerem geplante Pilotprojekt zur Erprobung des neuen digital-terrestrischen Standards DVB-T2 gestartet. Der Testbetrieb ist ein wichtiger Schritt für den gezielten Aufbau einer DVB-T2-Plattform für das digital-terrestrische Fernsehen der Zukunft und wird von mehreren Sendern unterstützt. Unter anderem ist das Medienunternehmen ProSiebenSat.1 mit dem Sender ProSieben in HD, RTL, arte sowie ARD und ZDF mit dabei. Weitere Partner sind Endgerätehersteller und Verbände.
Der Testbetrieb ist für eine Dauer von 18 Monaten angelegt. Dabei werden sämtliche Systemparameter erprobt und analysiert, um den reibungslosen Betrieb der für 2016 geplanten DVB-T2-Plattform sicherzustellen. Im Testbouquet soll es sowohl unverschlüsselte Ausstrahlungen geben als auch welche mit Signalschutz.
ProSiebenSat.1 fordert Planungssicherheit
"ProSiebenSat.1 ist sehr an der technischen Weiterentwicklung der terrestrischen Verbreitung interessiert und beteiligt sich intensiv an den Abstimmungen über DVB-T2 mit den Bedarfsträgern", sagt Conrad Albert, Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG zum Engagement der Mediengruppe. "Ein langfristiges Engagement der ProSiebenSat.1-Gruppe für DVB-T2 ist an regulatorisch wie ökonomisch sinnvolle Rahmenbedingungen geknüpft. Als nächstes benötigen wir Planungssicherheit durch die Zuordnung der benötigten Frequenzen für den Rundfunk."
Anlässlich des Starts eines DVB-T2-Pilotbetriebs zu Testzwecken in Berlin haben ferner ARD, ZDF und die Medienanstalten bekräftigt, ab Juni 2016 sukzessive auf den neuen Standard für terrestrisches Fernsehen umstellen zu wollen. Möglich wird dies durch die Verständigung der Marktbeteiligten auf die Einführung von DVB-T2 in Kombination mit dem effizienten Kodierstandard HEVC.
Für die Einführung besteht ein enger Zeitplan. Um diesen halten zu können, müsse seitens der Politik jetzt Klarheit geschaffen werden. Unter anderem müssten Frequenzen für den terrestrischen Fernsehempfang, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, langfristig gesichert werden. Diese Planungssicherheit sei für alle Marktbeteiligten die Grundlage für die Beteiligung am Umstiegsprozess.
Apell an Politik: Frequenzen im 700-MHz-Band bis Mitte 2019 für Rundfunk
Start von DVB-T2 in Berlin
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Bis zum Abschluss des Umstellungsprozesses Mitte 2019 müssten ausreichend Frequenzkapazitäten zur Verfügung stehen. Dies betreffe insbesondere das so genannte 700-MHz-Band, nach dem der Mobilfunk greift. Ohne diese Voraussetzung seien der Umstieg und damit der Fortbestand der Fernsehterrestrik in Deutschland gefährdet. Zudem müssten Bund und Bundesnetzagentur dauerhaft einen störsicheren Betrieb der neuen DVB-T2-Sender gewährleisten. Dies erfordere auch eine zügige und erfolgreiche Koordination mit den angrenzenden Ländern.
Die für den 15. Oktober 2014 vorgesehene Zuordnungsentscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz sei zudem Voraussetzung, um den weiteren Prozess in Gang zu setzen. Nur auf der Basis dieser Zuordnung könnten die Medienanstalten dann die Ausschreibung für den privaten Plattformbetrieb starten und im März 2015 die Vergabeentscheidung treffen. Das wäre gut ein Jahr vor dem geplanten Umstieg.
Private nicht mehr kostenfrei
Mit DVB-T2 soll erstmals hochauflösendes HD-Fernsehen in Deutschland über das digitale Antennenfernsehen ausgestrahlt werden. Dabei werden ab 2016 auf einer bundesweiten Plattform die öffentlich-rechtlichen Sender kostenlos und unverschlüsselt verbreitet. Privat-TV gibt es dagegen nicht mehr kostenfrei. Die Kommerzsender wollen ihre Signale verschlüsseln und nur noch gegen Gebühr über DVB-T2 anbieten. Generell sind neue Empfangsgeräte für DVB-T2 nötig, alle bisherigen Geräte werden nach der Umstellung zu Elektroschrott.
DVB-T2-Receiver mit dem Kodierstandard HEVC gibt es bisher jedoch kaum im Handel. Somit findet der Berliner Testbetrieb mit sieben TV-Sendern im Kanal 42 (Sender: Alexanderplatz und Schäferberg mit je 50 kW Sendeleistung) vorerst nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auf der IFA haben allerdings einige Hersteller die ersten Geräte für Ende 2014 angekündigt, Prototypen waren bereits auf der Messe zu sehen.