Interview

UnitPlus: "Geldanlage ist alternativlos"

Auf dem Giro­konto verliert Geld durch die aktu­elle Infla­tion schnell an Wert. Die App "UnitPlus" will das ändern und verknüpft ETF-Sparen mit der Option, Kapital jeder­zeit mit einer Master­card auszu­geben. Darüber spre­chen wir mit Gründer Fabian Mohr.
Von Björn König

Foto: Markus Lieder/UnitPlus UnitPlus-Mitgründer Fabian Mohr
Foto: Markus Lieder/UnitPlus
Es wäre doch unge­mein prak­tisch, wenn man in Zeiten von Infla­tion und Nied­rig­zinsen Geld am Akti­enmarkt bei Kurs­gewinnen anlegt und es trotzdem jeder­zeit mit einer Master­card ausgeben könnte, um damit zum Beispiel einen Kaffee bei Star­bucks zu bezahlen. Möglich machen will das die Invest­ment-App "UnitPlus". Wie das Konzept genau funk­tio­niert und was das Unter­nehmen für die Zukunft plant, erzählt uns UnitPlus-Mitgründer Fabian Mohr im Inter­view.

teltarif.de: Herr Mohr, über UnitPlus wird viel gespro­chen, doch welche Idee verbirgt sich hinter Ihrer App?
Fabian Mohr: Wir sind der Auffas­sung, dass Geld­anlage alter­nativlos ist. Daher haben wir die welt­weit erste Anlage-Konto-App entwi­ckelt, die eine profes­sio­nelle Geld­anlage mit der gewohnten Flexi­bilität im Zahlungs­ver­kehr verbindet. So kann jeder für seine lang­fris­tigen Ziele anlegen, ohne dabei kurz­fristig auf Flexi­bilität verzichten zu müssen. Wir führen damit nicht nur welt­weit das erste Mal ETF-Port­folios in den welt­weiten Zahlungs­ver­kehr ein, sondern möchten auch eine Antwort auf die Billionen von unge­nutzten Euro auf Giro- und Tages­geld­konten anbieten. Foto: Markus Lieder/UnitPlus UnitPlus-Mitgründer Fabian Mohr
Foto: Markus Lieder/UnitPlus

teltarif.de: Vom Entwurf bis zur konkreten Umset­zung ist es stets ein langer Weg. Gab es von Anfang an auch nach­hal­tiges Vertrauen aus dem Bereich Venture Capital?
Fabian Mohr: Da wir mit unserem starken Bank­partner, der Aion Bank, viel Technik und Infra­struktur selbst aufge­baut haben, war die Umset­zung insbe­son­dere in tech­nischen und regu­lato­rischen Heraus­for­derungen zu sehen. Über ein Jahr hat es gedauert, UnitPlus so aufzu­bauen, wie es jetzt genutzt werden kann. Natür­lich spielt da Geld auch eine wich­tige Rolle. Hier können wir uns glück­lich schätzen, starke Busi­ness Angels und Family-Offices an unserer Seite zu haben, die das Poten­zial ebenso hoch einschätzen, wie wir. Wahr­schein­lich waren die bishe­rigen Finan­zie­rungs­runden aber auch nicht die letzten.

teltarif.de: In vergan­gener Zeit kamen viele App-Star­tups auf den Markt, welche sich mit Finanzen, Sparen und Vorsorge beschäf­tigen. So mancher Gründer hat aber nicht lange durch­gehalten, promi­nente Beispiele sind Vantik oder rubarb und nicht zuletzt auch Nuri. Was haben Sie für UnitPlus daraus gelernt und vor allem, was wollen Sie anders machen?
Fabian Mohr: Als wir im Oktober 2020 mit der Umset­zung gestartet sind, haben wir das Wett­bewerbs­umfeld erstmal gar nicht so sehr berück­sich­tigt. Da auch meine Mitgrün­derin und mein Mitgründer aus dem Banken- und Bezahl­umfeld kommen, hatten wir aber auch schon ein gutes Verständnis über die Markt­dyna­miken, in denen wir uns bewegen. Von Anfang an haben wir uns auf die Frage­stel­lung konzen­triert, wie wir das Leben für die Nutzer finan­ziell einfa­cher und flexi­bler machen können. Das war, ist und wird unser höchstes Inter­esse bleiben. Im aktu­ellen Markt­umfeld ist aber auch wich­tiger denn je, dass man eine genaue Vorstel­lung davon hat, wie das Unter­nehmen lang­fristig profi­tabel und auf eigenen Beinen stehen kann. Einfach ein großes Markt­poten­tial aufzu­zeigen, ohne wirk­liche Ideen, wie man daraus nennens­werte Umsätze erwirt­schaften kann, reicht leider nicht aus, um nach­haltig wirt­schaften zu können. Ich glaube, diese Kompo­nente unter­schätzen einige Star­tups.

teltarif.de: Exchange Traded Funds dienen vor allem der Vorsorge. Intel­ligent und lang­fristig bespart, können Indizes am Kapi­tal­markt die Rente ersetzen oder zumin­dest ganz deut­lich ergänzen. Mit ETFs bezahlen scheint diesem Gedanken aber entge­gen­zulaufen. Was ist der konkrete Vorteil gegen­über eine Kredit­karte?
Fabian Mohr: Wir halten dagegen! Jedem muss bewusst sein, dass Geld auf dem Bank­konto täglich an Kauf­kraft verliert. Im Prinzip ist also jede Karten­zah­lung mit einem auto­mati­schen Verlust an Kauf­kraft verbunden, da das Geld in der Zwischen­zeit selbst bei leicht stei­genden Zinsen real an Kauf­kraft verliert. Genau diesen Effekt möchten wir aushe­beln, indem das Geld so lange in profes­sio­nell verwal­tetes und breit gestreutes ETF-Port­folio ange­legt ist, bis man es ander­weitig braucht. UnitPlus bietet die Flexi­bilität, gepaart mit Einfach­heit und Bequem­lich­keit. Die UnitPlus Port­folios setzen sich dabei aus welt­weit über 800 Unter­nehmen zusammen, die nicht nur trans­parent mess­bare Gewinne erwirt­schaften, sondern auch aner­kannte Nach­hal­tig­keits­kri­terien berück­sich­tigen. Im Prinzip zahlt man mit der UnitPlus Debit­karte, die in Koope­ration mit Master­card ausge­geben wird, also mit Mini-Anteilen von Apple, BMW, Micro­soft und Co. Um alle steu­erre­levanten Gesichts­punkte wird sich dabei auto­matisch geküm­mert. Wir sind daher auch der Über­zeu­gung, dass sich lang­fris­tige Geld­anlage und kurz­fris­tige Flexi­bilität nicht wider­spre­chen, sondern ergänzen. Ziel ist es so mehr Geld der Deut­schen sinn­voll anzu­legen. Zuge­gebe­ner­maßen ein Ziel, das in den letzten Jahr­zehnten verfehlt worden ist, schließ­lich liegen mit nach wie vor stei­gender Tendenz mitt­ler­weile über drei Billionen Euro der deut­schen Haus­halte fast unver­zinst auf Bank­konten herum.

teltarif.de: In welche Indizes inves­tieren Anleger bei UnitPlus?
Fabian Mohr: Aktuell bieten wir vier Port­folios an. Diese inves­tieren in fünf Aktien-ETFs und zwei Anleihen-ETFs. Uns war es wichtig, welt­weit eine diver­sifi­zierte Anla­gever­tei­lung hinzu­bekommen, die keine Über­gewich­tung in einzelne Länder aufweist, ande­rer­seits die Ertrags­chancen auf der ganzen Welt ausschöpft. Während alle Port­folios in die glei­chen ETFs inves­tieren, ist die Gewich­tung der ETFs bei jedem Port­folio unter­schied­lich. So gelingt es uns, verschie­dene Risiko-Ertrags-Stufen aufzu­bauen und damit besser auf das indi­vidu­elle Risi­koprofil der Nutzer eingehen zu können.

teltarif.de: Vor allem laufende Kosten sind für alle Formen der Kapi­tal­anlage elementar und entscheiden neben Kurs­ent­wick­lung, Infla­tion sowie Steuern über Erfolg und Miss­erfolg am Akti­enmarkt. Warum sollten Anleger in Ihr Produkt und nicht etwa einen güns­tigen ETF bei einem Neobroker inves­tieren?
Fabian Mohr: Das sehen wir ähnlich. Aus diesem Grund ist unser Kosten­modell so einfach und trans­parent gestrickt, dass es ab gewissen Beträgen güns­tiger ist im Vergleich zu aktiv gema­nagten Fonds oder den gängigen Robo-Advi­sors. Trotz des welt­weit einma­ligen Produkt­ange­bots entfallen keine Trans­akti­ons­kosten auf die Geld­anlage (Kauf und Verkauf) sowie sämt­liche Karten­zah­lungen. Es gibt nicht mal Fremd­wäh­rungs­kosten, wenn man mit der UnitPlus Karte im Ausland bezahlt. Man erhält bei uns also nicht nur die reinen ETFs, sondern ein volles Paket an profes­sio­nell gema­nagter Geld­anlage, dem auto­mati­schen Reba­lan­cing, einem intel­ligenten Spar­plan, der das Ertrags­poten­zial erhöht und den indi­vidu­ellen Lebens­stil berück­sich­tigt sowie die Flexi­bilität, das Port­folio als Zahlungs­mittel zu benutzen. Außerdem wird bei Karten­zah­lungen ledig­lich der Betrag der Trans­akti­ons­höhe verkauft. Die rest­lichen Beträge bleiben optimal im Port­folio ange­legt. So muss man nicht mehr verkaufen, als man gerade benö­tigt.

teltarif.de: Als Bank arbeitet die belgi­sche Aion Bank bei UnitPlus im Hinter­grund. Im deut­schen Fintech-Sektor hat sich hingegen Solaris etabliert. Warum war Aion für Sie der rich­tige Partner?
Fabian Mohr: Die Aion Bank ist mit ihren beiden zusätz­lichen Stand­beinen Vodeno und ETFmatic für uns in Europa der opti­male Bank- und Tech­nolo­gie­partner. Sie sind nicht nur tech­nolo­gisch sehr gut aufge­stellt und führend, sondern verfügen auch in den meisten euro­päi­schen Ländern über eine Bank­lizenz, sodass wir mittel­fristig auch über das Thema Inter­natio­nali­sie­rung nach­denken können. In den Gesprä­chen, die von Anfang an auf sehr part­ner­schaft­licher Ebene geführt worden sind, haben wir uns sehr wohl­gefühlt und fühlen uns nach den ersten Wochen unseres Markt­starts auch darin bestä­tigt.

teltarif.de: Kann ich bei UnitPlus die physi­sche Master­card auch durch Weara­bles, Google und Apple Pay ersetzen?
Fabian Mohr: Aktuell kann mit UnitPlus über die physi­sche Master­card Debit­karte bezahlt werden oder das eWallet. Auch kann die Bank­karte beispiels­weise bei PayPal hinter­legt werden, sodass man auch aus PayPal heraus direkt mit UnitPlus bezahlen kann. Apple Pay und Google Pay werden im Laufe des Herbstes einge­führt. Weara­bles finden wir auch span­nend, da das Konzept dahinter, also dass Geld bis zur Zahlung produktiv arbeitet, auch hier gegeben ist.

teltarif.de: Sind Sie aktuell mit den Down­load­zahlen zufrieden?
Fabian Mohr: Wir sind mit den ersten Wochen sehr zufrieden und haben bereits Nutzern in der Alters­spanne von 18 bis 78. Auch legen die Nutzer im Schnitt bereits vier­stel­lige Beträge an und jeder zweite hat einen unserer verschie­denen Spar­pla­nop­tionen einge­richtet, was uns zeigt, dass der Vertrau­ens­faktor gegeben ist und das Produkt einen echten Mehr­wert im Leben der Nutzer bringt.

teltarif.de: Welche weiteren Produkt­fea­tures wird UnitPlus noch bekommen?
Fabian Mohr: Noch dieses Jahr möchten wir die Möglich­keit anbieten, in mehrere Unter­port­folios zu inves­tieren. Das bedeutet, dass in einem UnitPlus Account mehrere Invest­ment­stra­tegien ange­legt werden können, die indi­viduell den jewei­ligen Ziel­set­zungen ange­passt werden. Die direkte Bezahl­mög­lich­keit mit den Unter­port­folios kann dann ge- und auch entkop­pelt werden, sodass man ein holis­tisches Gesamt­bild für das unge­nutzte Geld der Nutzer anbieten kann. Ebenso finden wir das Thema Stock­back-Programm sehr inter­essant. Anstelle von beispiels­weise zehn Prozent Cash­back gibt es dann eine Teil­aktie des jewei­ligen Unter­neh­mens ins UnitPlus Depot einge­bucht. Dies ermög­licht uns nicht nur stärker in die breite Masse zu gehen, sondern dem jewei­ligen Händler auch eine Möglich­keit zu geben eine loya­lere Kunden­basis zu erschließen, schließ­lich wird man über den Erhalt einer Teil­aktie letzt­lich Mitei­gen­tümer das jewei­lige Unter­nehmen.

teltarif.de: Ist ein Ausbau zu einem voll­wer­tigen Giro­konto geplant?
Fabian Mohr: Aktuell und in naher Zukunft möchten wir uns insbe­son­dere auf das Geld konzen­trieren, welches kurz, mittel und lang­fristig ange­legt werden kann. Daher werden unsere weiteren Bestre­bungen erstmal im Ausbau der Invest­ment­seite von UnitPlus gelten. Da wir aber schon viel Feed­back erhalten haben, dass Nutzer uns auch als voll­wer­tiges Bank­konto gerne nutzen würden, werden wir sicher­lich auch hier stärker darüber nach­denken.

teltarif.de: Herr Mohr, vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Fabian Mohr
Vor Mitgrün­dung von UnitPlus war Fabian Mohr knapp fünf Jahre als Akti­enana­lyst für Bezahl­sys­teme beim Vermö­gens­ver­walter Floss­bach von Storch tätig und verwal­tete dort bis zu zwei Milli­arden Euro Kunden­ver­mögen. Er studierte Volks­wirt­schafts­lehre an der Univer­sität zu Köln, in Gießen und Peking mit dem Schwer­punkt Finanz­märkte.

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