Im Gespräch

GlasfaserPlus: Nicht nur für Telekom-Kunden

Spricht man über Glas­faser, fallen einem zunächst verschie­dene Unter­nehmen ein. Bei der GlasfaserPlus denken viele an die Telekom. Doch so ganz stimmt das nicht.
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Spricht man über Glas­faser, fallen einem zunächst verschie­dene Unter­nehmen ein. Die Deut­sche Glas­faser beispiels­weise, GVG Glas­faser, Deut­sche Giga­netz und so weiter und so fort.

Dann gibt es soge­nannte Joint-Ventures, wo sich TK-Anbieter mit Finanz­inves­toren zusam­men­getan haben, etwa die Unsere Grüne Glas­faser (Telefónica S.A. und Allianz), OXG (Voda­fone mit der fran­zösisch-israe­lischen Altice) sowie die Glas­faser-Nord­west, ein Joint Venture der Deut­schen Telekom und EWE. Und dann gibt es die GlasfaserPlus, die von vielen Kunden mit der Deut­schen Telekom gleich­gesetzt wird.

Wer steckt hinter GlasfaserPlus?

Das ist aber nicht ganz korrekt. Die GlasfaserPlus ist ein Joint-Venture der Deut­schen Telekom AG gemeinsam mit dem austra­lischen Infra­struktur-Investor IFM Inves­tors.

Nur für Telekom Kunden?

Und damit klären wir den zweiten Irrtum auf: Die GlasfaserPlus belie­fert nicht nur Telekom-Kunden mit Glas­faser-Netzen.

Endkunden können bei GlasfaserPlus nichts direkt bestellen

Den dritten Irrtum rich­tig­gestellt: Private oder geschäft­liche „Endkunden" können bei der GlasfaserPlus nichts buchen oder bestellen. Sie wenden sich an ihren TK-Anbieter, z. B. die Deut­sche Telekom, das können aber auch andere Unter­nehmen sein, die mit der GlasfaserPlus schon einen Vertrag abge­schlossen haben.

Im Gespräch mit Jens-Olaf Berwig

Jens Berwig, CCO der GlasfaserPlus. Mit ihm haben wir uns unterhalten. Jens Berwig, CCO der GlasfaserPlus. Mit ihm haben wir uns unterhalten.
Foto: GlasfaserPlus
teltarif.de hat sich mit Jens-Olaf Berwig, dem CCO (Chief Commer­cial Officer) bei GlasfaserPlus unter­halten.

Berwig ist seit April 2022 Mitglied der Geschäfts­lei­tung bei der GlasfaserPlus GmbH, die ihren Sitz in Köln hat. In dieser Rolle verant­wortet Berwig mit seinem Team die soge­nannte „Gebiets­stra­tegie" für den eigen­wirt­schaft­lichen Ausbau (hier zahlen die ausge­bauten Gebiete nichts), sowie den geför­derten Ausbau (hier gibt es zusätz­lich Ausbau­mittel vom Staat). Außerdem ist er für alle Vertriebs­akti­vitäten des Unter­neh­mens zuständig, das den Glas­faser­ausbau speziell in den länd­lichen Regionen in Deutsch­land voran­treiben möchte, wo andere Anbieter viel­leicht schon „kalte Füße" haben könnten, weil sie kein trag­fähiges Geschäfts­modell sehen.

Schwer­punkt länd­liche Gebiete

Bis 2028 will die GlasfaserPlus insge­samt 4 Millionen Haus­halte in Deutsch­land mit Glas­faser (FTTH) erschließen. Berwig kennt sich in der Branche aus. Er ist hier seit über 25 Jahren tätig und hat sich in den letzten Jahren auf den Aufbau und das Manage­ment von Glas­faser-Unter­nehmen für den länd­lichen Raum in Deutsch­land spezia­lisiert. Von Haus aus ist er Jurist (Studium an der LMU in München), danach sammelte er weitere Erfah­rungen in leitenden Posi­tionen u. a. bei E-Plus, Telefónica (o2) sowie als Berater bei der Talent­schmiede McKinsey & Company. Dort kümmerte er sich um den Aufbau sowie die Trans­for­mation von Tech­nologie-Unter­nehmen, ist sozu­sagen eine Art „Über­setzer" zwischen der tech­nischen und der kommer­ziellen Welt.

Erfah­rene Technik-Chefin an Bord

Seit dem 1. September ist Meyke Florl neue Technik-Chefin (CTO) bei GlasfaserPlus. Sie ist seit über 30 Jahren in der Branche tätig, beklei­dete 14 Jahre lang verschie­dene leitenden Posi­tionen bei der Deut­schen Telekom, zuletzt als Leiterin der PTI ("Produk­tion Tech­nische Infra­struktur") der Deut­schen Telekom in Saar­brü­cken. Dort war sie für den Breit­band-Ausbau im Saar­land, in der Pfalz und über­grei­fend auch im Bereich Bran­den­burg und auf der schwä­bischen Alb zuständig. „Die Versor­gung des länd­lichen Raums mit digi­taler Infra­struktur sieht sie als "zentrale Aufgabe, bei der es großen Nach­hol­bedarf gibt."

GlasfaserPlus relativ unsichtbar

„Wir waren bisher relativ unsichtbar", stellt Berwig fest, das solle sich jetzt aber ändern. „Bald werden wir weitere Partner bekannt geben, die auf unserem Netz Glas­faser­pro­dukte vermarkten können. Damit stellen wir uns breiter auf und Kunden, die beispiels­weise nicht bei der Telekom unter Vertrag sind, können eben­falls ohne Anbie­ter­wechsel Glas­faser auf unserem Netz bekommen. Die Kunden­bezie­hung bleibt dabei immer beim bishe­rigen oder gewünschten Endkun­den­ver­trags­partner.“

Lang­fris­tige Ziele

Beim Glas­faser­ausbau setzt die GlasfaserPlus auf Lang­fris­tig­keit und Verläss­lich­keit. „Wir haben gesehen, dass sich viele neue klei­nere Unter­nehmen am Glas­faser­ausbau versu­chen, auch manche regio­nale oder über­regio­nale Stadt­werke haben das probiert, nicht wenige haben diese Akti­vitäten gerade in den letzten Monaten deut­lich redu­ziert oder bereits wieder einge­stellt.“

Berwig hält es für nicht unwahr­schein­lich, dass einige Anbieter, die heute noch aktiv sind, sich mit anderen Anbie­tern zusam­men­schließen oder viel­leicht sogar aus dem Markt wieder aussteigen werden.

Wann und wo bekomme ich meinen Anschluss?

Kunden, die einen Glas­faser­anschluss möchten, sollten sich regel­mäßig auf den Webseiten ihres eigenen Anbie­ters infor­mieren und auch einen Blick in die örtli­chen Gemein­deamts­blätter oder regio­nalen Tages­zei­tungen werfen. Die GlasfaserPlus hat bereits ca. 200 Kommunen im Ausbau. Einen Über­blick über den aktu­ellen Ausbau sowie die Planung der nächsten Monate gibt es im Netz. Wenn ein Gebiet ausge­baut werden soll, gibt es recht­zeitig Infor­mationen dazu.

Bis es dann so weit ist, kann es nach dem „Start­schuss" nochmal etwa 6-12 Monate dauern, bis alle Straßen eines Gebietes ausge­baut sind – wenn es keine Kompli­kationen vor Ort gibt. Die Ausbau­geschwin­dig­keit hänge maßgeb­lich von den Geneh­migungen durch Behörden und Grund­stücks­eigen­tümern sowie von Verfüg­bar­keiten des Bau-Mate­rials (Leer­rohre, Glas­faser, Vermitt­lungs­technik etc.) oder der Baufirmen (Bagger, Laster, Personal etc.) ab.

Wie bestellt der Kunde?

Ist ein Gebiet im Ausbau­pro­gramm, bestellt der Kunde ganz normal bei seinem Wunsch­anbieter, sofern dieser mit der GlasfaserPlus zusam­men­arbeitet. Andern­falls kann er beim neuen Wunsch­anbieter einen Wechsel beauf­tragen, der neue Anbieter nimmt dann Kontakt mit dem alten Anbieter auf und klärt die Wech­sel­moda­litäten, der Kunde wird von beiden infor­miert. Das kann mitunter etwas dauern.

Nutzungs­ver­trag mit Plusnet geschlossen

Die GlasfaserPlus hat bereits eine Verein­barung mit der Plusnet (Tochter der EnBW) zur Nutzung des Netzes geschlossen. In Kürze, so kündigte Berwig an, werde die GlasfaserPlus die Namen weiterer Partner-Unter­nehmen, die dann eben­falls Leitungen der GlasfaserPlus vermarkten können, veröf­fent­lichen.

Wer im Ausbau­gebiete der GlasfaserPlus einen Anschluss buchen will, findet auf einer extra Webseite die Liste der Vertrags­partner vor Ort. Aktuell ist dort nur das Logo der Telekom zu sehen, aber es werden weitere folgen.

Wie das Internet per Glas­faser funk­tio­niert, erklären wir in unseren Ratge­bern.

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