Neuer Name

Umbenennung: Facebook-Konzern heißt künftig Meta

Face­book ist zum domi­nie­renden Online-Netz­werk mit Milli­arden Nutzern geworden. Doch Gründer Mark Zucker­berg strebt nach mehr. Seine Firma soll auch die Zukunft des digi­talen Zusam­men­lebens prägen. Der neue Name Meta für den Konzern unter­mauert die Ambi­tionen.
Von dpa /

Der Face­book-Konzern gibt sich einen neuen Namen und will die Kommu­nika­tions­platt­form der Zukunft entwi­ckeln. Die Dach­marke Meta soll künftig über Diensten wie Face­book und Insta­gram stehen, wie Firmen­gründer Mark Zucker­berg am Donnerstag bekanntgab. Der neue Konzern­name soll den Fokus auf die geplante digi­tale Welt "Meta­verse" lenken, die physi­sche und virtu­elle Elemente vereint.

"Wir glauben, dass das "Meta­verse" der Nach­folger des mobilen Inter­nets sein wird", betonte Zucker­berg. Mit den neuen Namen will der Konzern auch stärker aus dem Schatten seiner ursprüng­lichen und bisher wich­tigsten Platt­form Face­book treten. Zur Firmen­gruppe gehören neben Insta­gram auch die Chat-Apps WhatsApp und Messenger. Diese einzelnen Dienste werden ihre Namen behalten.

Face­book nicht mehr der perfekte Name

Meta-Logo statt Like-Daumen am Firmensitz Meta-Logo statt Like-Daumen am Firmensitz
Bild: dpa
"Wir werden heute als Social-Media-Unter­nehmen gesehen, aber im Kern sind wir ein Unter­nehmen, das Menschen verbindet", sagte Zucker­berg. Der Name Face­book habe nicht mehr die ganze Ange­bots­palette des Konzerns wider­spie­geln können.

Das "Meta­verse" basiert nach der Vision des Face­book-Grün­ders zum einen auf der virtu­ellen Realität (VR), bei der Nutzer mit Spezial-Brillen auf dem Kopf in digi­tale Welten eintau­chen.

Der Face­book-Konzern kaufte bereits 2014 die Firma Oculus, einen Pionier bei Brillen zur Darstel­lung virtu­eller Realität. Der Name Oculus auf den Brillen wird nun ausge­mus­tert und durch Meta ersetzt.

Als "Meta­verse"-Baustein sieht der Face­book-Gründer aber auch die soge­nannte erwei­terte Realität (AR, Augmented Reality), bei der digi­tale Inhalte auf Displays oder mit Hilfe von Projektor-Brillen für den Betrachter in die reale Umge­bung einge­blendet werden. Unter anderem auch Apple will laut Medi­enbe­richten in den kommenden Jahren eine AR-Brille auf den Markt bringen.

Beschwerden über Apples App Store

Apple bedachte der Face­book-Gründer dann auch mit ein paar kaum verhoh­lenen Seiten­hieben. Den Namens­wechsel leitete er mit "One more thing" ein - dem legen­dären Satz von Apple-Mitbe­gründer Steve Jobs. Seine Kritik an gebremster Inno­vation durch wenig Auswahl und hohe Gebühren ist auf einer Linie mit Beschwerden über Apples App Store. Vorreiter im "Meta­verse" zu sein, verheißt Zucker­berg einen Befrei­ungs­schlag: Er kann hoffen, nicht mehr auf Apple und Google als Betreiber der beiden großen Smart­phone-Platt­formen iOS und Android ange­wiesen zu sein.

Noch am Donnerstag meldete der Konzern bei der US-Börsen­auf­sicht SEC die Namens­ände­rung von Face­book, Inc. zu Meta Plat­forms, Inc. an. Das Face­book-Logo mit dem geho­benen "Like"-Daumen vor dem Haupt­quar­tier im kali­for­nischen Menlo Park wurde gegen die neue gebo­gene Schleife vom Meta ausge­tauscht. Das Börsen­kürzel der Aktie soll zum 1. Dezember in Anleh­nung an das "Meta­verse" von "FB" zu "MVRS" umge­stellt werden.

Für euro­päi­sche Nutzer ändert sich dagegen vorerst nichts - für sie ist zunächst weiter die irische Tochter Face­book Inter­national zuständig. An einer Neuord­nung werde noch gear­beitet, sagte die für Mittel­europa zustän­dige Mana­gerin Ange­lika Gifford.

"Meta­verse" als virtu­elle Welt

Das "Meta­verse" soll eine virtu­elle Welt sein, in die man noch tiefer als bisher eintau­chen könne. "Statt auf einen Bild­schirm zu schauen, werden sie mitten­drin in diesen Erleb­nissen sein." Das Gefühl der Anwe­sen­heit sei das entschei­dende Merkmal des "Meta­verse", betonte Zucker­berg. "Wenn ich meinen Eltern ein Video meiner Kinder schicke, werden sie das Gefühl haben, dass sie mit uns zusammen sind." Unklar blieb, mit welcher Technik über die VR-Head­sets hinaus dieser Präsenz­effekt erreicht werden könnte.

Der Konzern baut seine virtu­ellen "Meta­verse"-Welten unter dem Namen "Horizon" aus. Zucker­berg kündigte mit "Horizon Home" ein neues, "sozia­leres" Zuhause für Nutzer von VR-Brillen an. Der Bereich sieht dem Start­bild­schirm, den die Anwender bereits heute vorfinden, sehr ähnlich. Neu ist, dass sie Räume und virtu­elle Gegen­stände über Grenzen einzelner Spiele oder Events hinaus nutzen können.

Physi­sche Gegen­stände werde man einscannen können, damit sie auch im "Meta­verse" präsent sind, sagte der Face­book-Gründer. Im Gegenzug werde man sie als Holo­gramme auch in die reale Welt proji­zieren können. Nutzer würden für Arbeit und Frei­zeit verschie­dene digi­tale Avatare einsetzen. In fünf bis zehn Jahren werde vieles davon zum Alltag gehören, meinte Zucker­berg, der in den Dialogen mit seinen Mitar­bei­tern oft selbst mit der Natür­lich­keit eines Avatars agierte.

Miss­brauchs­ver­fahren wegen Pflicht-Account

Mit dem Umbau kann der Konzern auch einen neuen Anlauf machen, den Verkauf seiner VR-Brillen in Deutsch­land wieder aufzu­nehmen. Er liegt auf Eis, seit das Bundes­kar­tellamt ein Miss­brauchs­ver­fahren wegen der vorge­schrie­benen Anmel­dung mit dem Face­book-Account einlei­tete. Nun soll es zum kommenden Jahr ein neues Login-Verfahren geben. Die Umbe­nen­nung ändere nichts am Umgang des Konzerns mit Daten, hieß es.

Der Konzern hofft, zum Jahr 2030 eine Milli­arde Nutzer im "Meta­verse" zu haben - und dort hunderte Millionen Dollar umzu­setzen. Allein in diesem Jahr kostet die Entwick­lung zehn Milli­arden Dollar.

Nicht alle teilen die Ideen. Das Abtau­chen in künst­liche Welten sei der falsche Weg, warnt der Chef des "Pokémon Go"-Entwick­lers Niantic, John Hanke. Statt­dessen müsse es darum gehen, die Realität digital zu verbes­sern. "Die echte Welt wird gewinnen", sagte er zu Zucker­bergs Ankün­digung. "Weil sie rele­vanter für uns ist."

Profite über das Wohl der Nutzer gestellt?

Der Konzern war in den vergan­genen Wochen stark unter Druck geraten durch interne Unter­lagen, die von einer ehema­ligen Mitar­bei­terin öffent­lich gemacht worden waren. Frances Haugen wirft Face­book vor, Profite über das Wohl seiner Nutzer zu stellen.

Im US-Kongress, der gerade die Tech-Indus­trie ins Visier nimmt, kam Zucker­bergs Vision schlecht an. "Meta wie in "wir sind Krebs für die Demo­kratie, der in eine globale Über­wachung und Propa­gan­dama­schine für auto­ritäre Regime metastasiert"", schrieb die demo­kra­tische Abge­ord­nete Alex­andria Ocasio-Cortez. Und der einfluss­reiche Senator Richard Blumen­thal, auch ein Demo­krat, warnte den Konzern, man könne sich mit der Namens­ände­rung nicht aus der Verant­wor­tung stehlen.

Im Netz sorgte der neue Name für einige Scherze. So verkün­dete die Burger­kette Wendy's bei Twitter die Namens­ände­rung in Meat (Fleisch). Das neue Logo von Meta wurde mit dem einer US-Brezel­kette vergli­chen.

Face­book ist nicht der erste Silicon-Valley-Konzern, der seinen Firmen­namen ändert, um zu signa­lisieren, dass sich die Ausrich­tung des Unter­neh­mens erwei­tert hat. So setzte Google 2015 eine neue Holding­gesell­schaft mit dem Namen Alphabet über den Konzern. Der Internet-Riese wollte damit signa­lisieren, dass er nicht nur eine Such­maschine und ein Cloud-Geschäft betreibt, sondern auch Ambi­tionen bei fahrer­losen Autos und auf anderen High-Tech-Spiel­fel­dern hat. Aller­dings werden fast alle Erlöse von Alphabet nach wie vor bei Google erwirt­schaftet, und die anderen Firmen schreiben unterm Strich nur Verluste. Google-Chef Sundar Pichai führt inzwi­schen auch Alphabet.

Es häufen sich die Vorwürfe gegen den Internet­riesen Face­book. Das Mate­rial geht auf die Whist­leblowerin Frances Haugen zurück. Nun äußerte sie sich in London vor Abge­ord­neten.

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