IT-Gipfel

Friedrich Joussen: Deutschland braucht IT-Masterplan

Vodafone-Geschäftsführer sieht Deutschland nicht in der IT-Spitzenliga
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen Vodafone-Deutschland-Chef Joussen fordert einen IT-Masterplan für Deutschland.
Bild: Vodafone
Die deutsche IT-Industrie spielt im internationalen Vergleich nicht in der Spitzenliga - zumindest sieht der Deutschland-Geschäftsführer von Vodafone, Friedrich Joussen, das so: "Es fehlen mit Ausnahme von SAP die Global Player, die auf dem Weltmarkt ganz vorn mitspielen. Mit dem Silicon Valley können wir nicht mithalten." Joussen forderte in einem Gespräch mit dem Handelsblatt anlässlich des heute stattfindenden IT-Gipfels [Link entfernt] in München einen Masterplan für die ITK-Entwicklung in Deutschland. "Denn wenn man nicht weiß, wo man hinwill, darf man sich nicht wundern, wo man ankommt."

Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen Vodafone-Deutschland-Chef Joussen fordert einen IT-Masterplan für Deutschland.
Bild: Vodafone
Der Manager forderte zum Beispiel eine klare Vorstellung, wie der Telekommarkt im Jahr 2020 aussehen solle. Die Frage sei, ob die Politik Wettbewerb in den Festnetz-Infrastrukturen wie dem Glasfaser-Netz oder die globale Marktführerschaft bei der Gestaltung innovativer Dienste wie dem elektronischen Personalausweis oder der elektronischen Kreditkarte wolle. "Nur wenn es darauf Antworten gibt, weiß ich doch als Staat, wie ich 2011 regulieren muss, um das größere Ziel 2020 mit der Industrie zu erreichen."

"Europa investiert, Amerika kassiert"

Außerdem sieht Joussen die Telekom-Unternehmen Europas von US-Internetkonzernen ausgenutzt. Die kostenlose Verwendung der Telekomnetze durch die großen Internetkonzerne bezeichnet er als grotesk. "Eine Netzneutralität, wie sie teilweise politisch diskutiert wird, hilft der amerikanischen IT-Industrie und schadet den in Europa starken Telekommunikationsunternehmen, und zwar extrem." Firmen wie Google und Facebook würden europäische Netze intensiv nutzen, ohne sich an den Milliardeninvestitionen in die Qualität und Zukunft der Netze zu beteiligen. Joussen brachte es auf folgenden Punkt: "Europa investiert, Amerika kassiert."

Allerdings ist es keineswegs so, dass nur die großen Konzerne von der politisch gewollten Netzneutralität profitieren. Der Begriff Netzneutralität bezeichnet die Gleichbehandlung aller Daten im Internet unabhängig von kommerziellen Interessen. Die Idee dahinter ist, dass auch kleine Internet-Anbieter oder private Internet-Seiten genauso von allen Internet-Nutzern erreicht werden können wie die Angebote der großen Player, die natürlich ungleich mehr Datenaufkommen verursachen. Andererseits brauchen bestimmte Dienste eine stabile und schnelle Datenverbindung, weshalb darüber nachgedacht wird, diese Dienste zu priorisieren.

Die Telekom-Konzerne hätten nachvollziehbarerweise gern ein Modell, bei denen große Internet-Anbieter für den bevorzugten Transport ihrer Daten bezahlen sollen (Internet-Maut), um den weiteren Ausbau der Netze zu finanzieren. Die Diensteanbieter wiederum wollen nicht extra für den Transport ihrer Daten bezahlen und argumentieren, dass letztlich die Endkunden darunter leiden würden, wenn die Angebote teurer werden, schließlich bezahlten die Kunden schon für ihren Internet-Anschluss.

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