Pixel 2 XL im Test: Starkes Kamera-Phone mit kleinen Schwächen
Software: Pur, immer aktuell und mit kleinen Extras
Worin sich Smartphones von Google bis spätestens 2016 vom Rest des Marktes abheben konnten, ist die vorinstallierte Software, in diesem Fall Android 8.0 Oreo. Pures Android ohne irgendwelchen Schnickschnack lautet die Devise - abgesehen von den Google-eigenen Diensten und Apps natürlich. Dieser Minimalismus und die Beschränkung auf das Wesentliche ermöglicht es Google daher auch, schnell Updates bereitstellen zu können. Die monatlichen Sicherheitspatches sind in der Regel immer zuerst auf den aktuellen Google-Flaggschiffmodellen zu finden.
Versteht sich von selbst, dass das neuste Android installiert ist
Foto: teltarif.de / Stefan Kirchner
Zu den erwähnten Google-eigenen Diensten und Apps gehört natürlich der Google Assistent, der sich im Test des Pixel 2 XL per zusammendrücken des unteren Rahmens starten lässt. Die Active Edge getaufte Funktion stammt von HTC und lässt sich in mehreren Stufen an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Sprich, ob der Assistent bei einem leichten oder eher kräftigen Drücken aktiv werden soll. Interessant: Die "Aktivierungsgeste" funktioniert auch im Standby und dient wohl als Alternative zum gesprochen Aktivierungswort. Leider ist der Funktionsumfang abseits des Google Assistent quasi nicht vorhanden. Einzig bei eingehenden Anrufen stummschalten lässt sich das Pixel 2 XL alternativ per Drücken des Rahmens.
Zu den anderen Neuerungen verglichen zum Vorgänger gehört die nun unten platzierte Google-Suchleiste im Homescreen, zahlreiche neue Animationen, eine dauerhaft eingeblendete Suchleiste in den Systemeinstellungen sowie ein permanentes Widget, das neben der Uhrzeit auch eine Wettervorhersage, die nächsten anstehenden Termine und Verkehrsinformationen einblendet. Wem das nicht gefällt, muss einen alternativen Homescreen-Launcher verwenden.
Standard-Homescreen, App Drawer und die Einstellungen auf einen Blick
Screenshot: teltarif.de / Stefan Kirchner
Spannend und ein Teil von maschinellem Lernen ist das neue Now Playing. Es lässt sich am ehesten mit Shazam oder SoundHound vergleichen, funktioniert im Gegensatz zu diesen aber komplett automatisch und offline auf dem Pixel 2 XL. Um dies zu gewährleisten, gleicht Google im Wochen-Rhythmus eine interne Datenbank zum Erkennen von Songs ab. Erkennt die Software einen Song, wird dieser unter anderem im Always-on-Modus mit Interpret und Titel eingeblendet. Mittels Fingerberührung öffnet sich der Google Assistent und liefert - aktive Internetverbindung vorausgesetzt - zusätzliche Informationen. Je nach installierten Apps lässt sich die erkannte Musik kaufen oder der eigenen Musikbibliothek hinzufügen. In unseren Tests erwies sich die Software jedoch bei Nicht-Mainstream-Titeln als sehr schwankend bis wenig erfolgreich bei der Erkennung, selbst wenn derjenige Künstler bei Google Play Music gelistet ist.
Active Edge, Now Playing und der Google Assistent: Die Softwar-Features auf dem Pixel 2 XL
Screenshot: teltarif.de / Stefan Kirchner
Ebenfalls neu und vorerst exklusiv für das Pixel 2 sowie Pixel 2 XL ist Google Lens, quasi das Erkennen von Inhalten auf einem Foto. Derzeit muss die zu untersuchende Szene fotografiert und manuell aus der Galerie ausgewählt werden, um die Erkennung zu starten. Bei voller Freischaltung soll die Funktion bereits im Kamera-Sucher aktiv werden können. Bei Tieren wäre das zum Beispiel die Tiergattung, bei Fahrzeugen der Hersteller plus das Modell, bei Tickets die Veranstaltung und bei Essen theoretisch das, was man da sehen kann. In unseren ersten Tests lieferte Google Lens allerdings eher durchwachsene bis schlechte Ergebnisse. Was wir ebenfalls beobachten konnten: Die Erkennung selbst scheint tageszeitabhängig zu sein. Was am frühen Morgen bei Sonnenschein noch als ein Dodge Ram vor der Haustür des Testers erkannt wurde, ist Abends mit Straßenbeleuchtung nur noch als Pickup erkannt worden, trotz selber Position des Fahrzeugs und des Foto-Standortes. Entweder ist die Datenbank von Google noch lange nicht so gut gefüllt wie sie es sein sollte, oder der Dienst ist mal wieder nur in den USA ernsthaft brauchbar.
Google Lens ist noch teilweise sehr sprunghaft was die Erkennung anbelangt
Screenshot: teltarif.de / Stefan Kirchner
Kritik muss sich Google zudem in einem Punkt gefallen lassen, und das ist die Suche nach einzelnen Funktionen. Gerade die neuen Dinge wie Active Edge, Now Playing und so weiter sind an Orten versteckt, die man so nicht finden würde. Vielleicht ist auch deswegen die Suchleiste in den Einstellungen ständig zu sehen. Denn wer würde schon auf die Idee kommen, für Active Edge nach Apps & Benachrichtigungen -> Standard-Apps -> Assistent & Spracheingabe -> Active Edge zu navigieren. Hier könnte Google tatsächlich etwas besser sortieren und die Flut an Untermenüs eindämmen.
Kamera: Sehr gute Ergebnisse für Standbild und Video
Die Smartphone-Kamera des Google Pixel 2 XL kann sich im Test mit ihrer Ausstattung und den Ergebnissen sehen lassen und muss sich hinter den Konkurrenten von Samsung, Apple und Co. nicht verstecken. So macht die rückseitige Hauptkamera Aufnahmen mit einer Auflösung von bis zu 12,2 Megapixel. Dabei verfügt diese über eine f/1.8-Blende sowie einen optischen und elektronischen Bildstabilisator. Ein Autofokus mit Laser und Dual-Pixel-Phasenerkennung sorgen für eine merkbar bessere Fokussierung von Objekten und Personen. Auf eine Dual-Kamera verzichtet Google aber.
Ohne zweite Linse, aber trotzdem eine der stärksten Smartphone-Kameras
Foto: teltarif.de / Stefan Kirchner
Im Test hat die Kamera des Google Pixel 2 XL flott ausgelöst, der Automatik-Modus lieferte quasi immer gute bis sehr gute Ergebnisse. Einen Profi-Modus mit zusätzlichen Einstellungen für den Weißabgleich oder die Belichtungszeit gibt es für die Google-Kamera-App nicht. Der Nutzer kann nur zwischen einigen Szenen auswählen und einen Panorama-Modus verwenden. Generell werden die Fotos standardmäßig im 4:3-Format geschossen und die Auflösung ist ab Werk auf die höchste Megapixelzahl eingestellt. Ein anderes Format (16:9) bedeutet auch eine geringere Megapixelzahl.
Nun muss die 12,2-Megapixel-Kamera des Google Pixel 2 XL im Test ihr Können bei guten und schlechten Lichtverhältnissen unter Beweis stellen. Die Aufnahmen mit und ohne Blitz unter Kunstlicht-Bedingungen sind sehr gut. So werden die Details der roten Rose - wie Blüten- oder Pollenblätter - scharf dargestellt. Auch die Farben wirken natürlich. Zudem sind die Umrisse der farbigen Quadrate klar abgegrenzt und auch die Struktur der Raufasertapete ist einwandfrei erkennbar.
Auch bei schummrigen Lichtverhältnissen kann sich das Ergebnis sehen lassen: So ist die Aufnahme vergleichsweise hell und die Umrisse der Quadrate scharf bzw. deren Farbdarstellung geht in Ordnung. Auch die Blätter und Blüte der Rose sind detailreich; es ist sogar noch die Struktur der Tapete ersichtlich. Nur ein ganz feines Bildrauschen zieht sich über die komplette Aufnahme.
Die Selfie-Kamera auf der Vorderseite des Pixel 2 XL hat eine Auflösung von bis zu 8 Megapixel und kommt mit einer f/2.4-Blende sowie einem Fixfokus. Im Test waren die Ergebnisse bei guten und schlechten Lichtverhältnissen akzeptabel. So werden auf dem Test-Foto mit unserer Schaufensterpuppe die Details wie Haare oder Augen scharf dargestellt. Auch die Farben wirken natürlich und nicht zu überspitzt. Einen zusätzlichen LED-Blitz bietet die Frontkamera zwar nicht, dafür gelingen halbwegs vernünftige Aufnahmen bei Dämmerlicht dank des Display-Blitzes: Hier wird der Vordergrund gut ausgeleuchtet, allerdings sind der Hintergrund, stellenweise auch die Seiten der Puppe, nicht mehr zu sehen und schlicht zu dunkel.