Glückwunsch

Handy Birthday: 30 Jahre digitaler Mobilfunk

Am 30. Juni bzw. dem 1. Juli 1992 wurde in Deutsch­land die digi­tale mobile Zukunft gestartet. Die ersten digi­talen Mobil­funk­netze in Deutsch­land wurden aus histo­rischen Gründen "D-Netz" getauft. Ein ausführ­licher Rück­blick.
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Die D-Netze wurden populär. Ende 1998 zählte beispiels­weise Telekom/T-Mobile etwa 5,5 Millionen Nutzer und hatte dafür 1000 Mobil­funk­stand­orte in Betrieb.

Zum Vergleich: Heute hat die Telekom über 53,2 Millionen Mobil­funk­kunden, betreibt in Deutsch­land 34.000 Stand­orte und es reicht einigen Kunden immer noch nicht. Voda­fone star­tete mit 100 Sende­sta­tionen und meldet inzwi­schen aktuell 25.500 Stand­orte bundes­weit.

Ende der 90er bedeu­tete Mobil­funk Sprache und SMS. Das mobile Internet fehlte noch oder blieb zahlungs­kräf­tigen Anwen­dern vorbe­halten. Eine Technik namens CSD erlaubte Modem­ver­bin­dungen mit manu­eller Einwahl, bezahlt wurde pro Minute Verbin­dungs­dauer. Darüber ließen sich E-Mails verschi­cken und abrufen, maximal 9600 bps waren ange­sagt. Mannes­mann verbes­serte die Technik und konnte über HSCSD 14.400 bps über­tragen, E-Plus tat das später auch.

Nummer drei und vier gehen an den Start

Etwa 20 Jahre lang blieben E-Plus und Telefónica (o2) eigenständig. Etwa 20 Jahre lang blieben E-Plus und Telefónica (o2) eigenständig.
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Die Politik wünschte sich mehr Wett­bewerb. 1994 ging das Netz von E-Plus an den Start, erst­mals auf 1800 MHz im DCS/PCS1800-Stan­dard (später als GSM1800 bezeichnet). 1998 kam noch VIAG Interkom dazu, eben­falls auf 1800 MHz. Die Fusion der beiden Neulinge kam etwa 20 Jahre später, eine Spät­folge der viel zu teuren UMTS-Lizenz.

Schon 1992 waren die ersten Service-Provider, also Mobil­funk­anbieter ohne eigenes Netz gestartet, man denke an Axicon, Debitel, Dekratel, Ford 2000, Mobilcom, Proficom, Talkline und einige andere. Viele Dienst­anbieter (englisch Service-Provider) schlossen sich im Laufe der Jahre zusammen, geblieben sind im wesent­liche die Marken der 1&1-Dril­lisch-Gruppe und bei Freenet (z.B. mobilcom-debitel).

UMTS wurde zum Mega-Hype

Gegen Ende des Jahr­tau­sends wurde der Mobil­funk­stan­dard UMTS („Universal Mobile Telecom­muni­cations System“) bzw. 3G gehyped und zur Verstei­gerung ausge­schrieben. Es entwi­ckelte sich im Jahr 2000 eine regel­rechte Bieter­schlacht. Am Ende wurden sechs Lizenzen vergeben. Der dama­lige Bundes­finanz­minister Hans Eichel nahm sagen­hafte 100 Milli­arden Mark (51 Milli­arden Euro) ein und deutete UMTS in "Uner­war­tete Mehr­ein­nahmen zur Tilgung von Steu­erschulden" um.

Das Geld war weg

Das Geld war weg bzw. fehlte den Unter­nehmen beim Netz­ausbau, betont Philipp Schin­dera, zunächst Pres­sespre­cher T-Mobile und heute Chef Unter­neh­mens­kom­muni­kation der Deut­schen Telekom. Für einige zunächst erfolg­reiche Bieter entwi­ckelt sich das Aben­teuer UMTS zum Fiasko: Sowohl Mobilcom-Multi­media (die UMTS-Tochter der dama­ligen Mobilcom) als auch später die Firma "Quam" (eine Koope­ration von Sonera Finn­land und Telefónica Spanien) mussten aufgeben. Quam hatte die teuersten Kaffee­bars des Landes, wo man auch Tele­fon­ver­träge erwerben und einige Monate damit tele­fonieren konnte, bevor im November 2002 der Stecker gezogen wurde. Die Milli­arden waren weg.

Der Koope­rati­ons­partner von Mobilcom, die France Télécom wollte nicht mehr, musste aber alle Schulden über­nehmen. Quam/Telefónica hätten gerne die Lizenz­kosten zurück­gehabt, das ging aber auch nicht.

384 kBit/s

Die spek­taku­lärste Auktion der deut­schen Wirt­schafts­geschichte drehte sich um das mobile Internet: Die Zukunft. Das war allen Teil­neh­mern klar. Im neuen 3G-Netz, das 2004 an den Start ging, ließen sich Bilder, Ton und Daten schon zu Beginn mit bis zu 384 Kilobit pro Sekunde über­tragen, das war damals "schnell", heute würde es eher als "Schne­cken­tempo" durch­gehen. Mit dem Moto­rola RAZR, dem Siemens SL 45 oder dem legen­dären Black­berry wurden auch die Endge­räte immer bunter und multi­medialer.

Es kamen Kameras und MP3-Player dazu. Und der „Crazy Frog“ in der Klin­gelton-Werbung (von Jamba) nervte das ganze Land. Ring­dig­geding!

Apple und das iPhone

Apple-Gründer Steve Jobs stellte das erste iPhone in Deutschland vor Apple-Gründer Steve Jobs stellte das erste iPhone in Deutschland vor
Foto: Picture-Alliance/ dpa
Am 9. Januar 2007 star­tete das mobile Internet dann richtig: Apple-Gründer Steve Jobs stellte in San Fran­cisco das erste iPhone mit der völlig neuar­tigen Touch­screen-Ober­fläche vor, ohne die schon ein, zwei Jahre später kein Mobil­telefon mehr denkbar war. In einer legen­dären Präsen­tation versprach Technik-Visionär Steve Jobs „drei Geräte – einen Touch­screen-iPod, ein trag­bares Inter­net­gerät und ein revo­lutio­näres Telefon“.

Hier konnte die Deut­sche Telekom punkten: Sie durfte exklusiv als erster Anbieter in Deutsch­land das iPhone ins Programm nehmen. Ausschlag­gebend sei für Steve Jobs "das beste Netz der Telekom" gewesen, wie sich Betei­ligte erin­nern. Und so wurde am 9. November 2007 an histo­rischer Stelle, nämlich im ehema­ligen Tele­gra­fenamt in Berlin, das iPhone speziell der deut­schen Öffent­lich­keit präsen­tiert. In den Räumen, wo auch die ersten Tele­fon­gespräche in Deutsch­land vermit­telt worden waren.

Das damals brand­neue iPhone bot damals alles in einem, absur­der­weise aber kein UMTS und damit noch kein schnelles Internet. Das aller­erste iPhone funkte noch im beschau­lichen 2G/EDGE-Netz. Schneller ging es erst 2008, mit dem Nach­folger iPhone 3G und darauf dem Modell 3GS.

Mit dem aller­ersten Samsung Galaxy star­tete 2009 das fortan ewige Duell zwischen dem iPhone und iOS und dem Google-Betriebs­system Android, das die Smart­phone-Welt bis heute prägt. Auch hier lag die Telekom vorn, wie sie stolz betont: Das erste Android-Smart­phone "G1" gab es in Deutsch­land zunächst bei der Telekom.

Mit LTE geht es noch schneller als vorher.

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