Handy Birthday: 30 Jahre digitaler Mobilfunk
Die D-Netze wurden populär. Ende 1998 zählte beispielsweise Telekom/T-Mobile etwa 5,5 Millionen Nutzer und hatte dafür 1000 Mobilfunkstandorte in Betrieb.
Zum Vergleich: Heute hat die Telekom über 53,2 Millionen Mobilfunkkunden, betreibt in Deutschland 34.000 Standorte und es reicht einigen Kunden immer noch nicht. Vodafone startete mit 100 Sendestationen und meldet inzwischen aktuell 25.500 Standorte bundesweit.
Ende der 90er bedeutete Mobilfunk Sprache und SMS. Das mobile Internet fehlte noch oder blieb zahlungskräftigen Anwendern vorbehalten. Eine Technik namens CSD erlaubte Modemverbindungen mit manueller Einwahl, bezahlt wurde pro Minute Verbindungsdauer. Darüber ließen sich E-Mails verschicken und abrufen, maximal 9600 bps waren angesagt. Mannesmann verbesserte die Technik und konnte über HSCSD 14.400 bps übertragen, E-Plus tat das später auch.
Nummer drei und vier gehen an den Start
Etwa 20 Jahre lang blieben E-Plus und Telefónica (o2) eigenständig.
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Die Politik wünschte sich mehr Wettbewerb. 1994 ging das Netz von E-Plus an den Start, erstmals auf 1800 MHz im DCS/PCS1800-Standard (später als GSM1800 bezeichnet). 1998 kam noch VIAG Interkom dazu, ebenfalls auf 1800 MHz. Die Fusion der beiden Neulinge kam etwa 20 Jahre später, eine Spätfolge der viel zu teuren UMTS-Lizenz.
Schon 1992 waren die ersten Service-Provider, also Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz gestartet, man denke an Axicon, Debitel, Dekratel, Ford 2000, Mobilcom, Proficom, Talkline und einige andere. Viele Dienstanbieter (englisch Service-Provider) schlossen sich im Laufe der Jahre zusammen, geblieben sind im wesentliche die Marken der 1&1-Drillisch-Gruppe und bei Freenet (z.B. mobilcom-debitel).
UMTS wurde zum Mega-Hype
Gegen Ende des Jahrtausends wurde der Mobilfunkstandard UMTS („Universal Mobile Telecommunications System“) bzw. 3G gehyped und zur Versteigerung ausgeschrieben. Es entwickelte sich im Jahr 2000 eine regelrechte Bieterschlacht. Am Ende wurden sechs Lizenzen vergeben. Der damalige Bundesfinanzminister Hans Eichel nahm sagenhafte 100 Milliarden Mark (51 Milliarden Euro) ein und deutete UMTS in "Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Steuerschulden" um.
Das Geld war weg
Das Geld war weg bzw. fehlte den Unternehmen beim Netzausbau, betont Philipp Schindera, zunächst Pressesprecher T-Mobile und heute Chef Unternehmenskommunikation der Deutschen Telekom. Für einige zunächst erfolgreiche Bieter entwickelt sich das Abenteuer UMTS zum Fiasko: Sowohl Mobilcom-Multimedia (die UMTS-Tochter der damaligen Mobilcom) als auch später die Firma "Quam" (eine Kooperation von Sonera Finnland und Telefónica Spanien) mussten aufgeben. Quam hatte die teuersten Kaffeebars des Landes, wo man auch Telefonverträge erwerben und einige Monate damit telefonieren konnte, bevor im November 2002 der Stecker gezogen wurde. Die Milliarden waren weg.
Der Kooperationspartner von Mobilcom, die France Télécom wollte nicht mehr, musste aber alle Schulden übernehmen. Quam/Telefónica hätten gerne die Lizenzkosten zurückgehabt, das ging aber auch nicht.
384 kBit/s
Die spektakulärste Auktion der deutschen Wirtschaftsgeschichte drehte sich um das mobile Internet: Die Zukunft. Das war allen Teilnehmern klar. Im neuen 3G-Netz, das 2004 an den Start ging, ließen sich Bilder, Ton und Daten schon zu Beginn mit bis zu 384 Kilobit pro Sekunde übertragen, das war damals "schnell", heute würde es eher als "Schneckentempo" durchgehen. Mit dem Motorola RAZR, dem Siemens SL 45 oder dem legendären Blackberry wurden auch die Endgeräte immer bunter und multimedialer.
Es kamen Kameras und MP3-Player dazu. Und der „Crazy Frog“ in der Klingelton-Werbung (von Jamba) nervte das ganze Land. Ringdiggeding!
Apple und das iPhone
Apple-Gründer Steve Jobs stellte das erste iPhone in Deutschland vor
Foto: Picture-Alliance/ dpa
Am 9. Januar 2007 startete das mobile Internet dann richtig: Apple-Gründer Steve Jobs stellte in San Francisco das erste iPhone mit der völlig neuartigen Touchscreen-Oberfläche vor, ohne die schon ein, zwei Jahre später kein Mobiltelefon mehr denkbar war. In einer legendären Präsentation versprach Technik-Visionär Steve Jobs „drei Geräte – einen Touchscreen-iPod, ein tragbares Internetgerät und ein revolutionäres Telefon“.
Hier konnte die Deutsche Telekom punkten: Sie durfte exklusiv als erster Anbieter in Deutschland das iPhone ins Programm nehmen. Ausschlaggebend sei für Steve Jobs "das beste Netz der Telekom" gewesen, wie sich Beteiligte erinnern. Und so wurde am 9. November 2007 an historischer Stelle, nämlich im ehemaligen Telegrafenamt in Berlin, das iPhone speziell der deutschen Öffentlichkeit präsentiert. In den Räumen, wo auch die ersten Telefongespräche in Deutschland vermittelt worden waren.
Das damals brandneue iPhone bot damals alles in einem, absurderweise aber kein UMTS und damit noch kein schnelles Internet. Das allererste iPhone funkte noch im beschaulichen 2G/EDGE-Netz. Schneller ging es erst 2008, mit dem Nachfolger iPhone 3G und darauf dem Modell 3GS.
Mit dem allerersten Samsung Galaxy startete 2009 das fortan ewige Duell zwischen dem iPhone und iOS und dem Google-Betriebssystem Android, das die Smartphone-Welt bis heute prägt. Auch hier lag die Telekom vorn, wie sie stolz betont: Das erste Android-Smartphone "G1" gab es in Deutschland zunächst bei der Telekom.
Mit LTE geht es noch schneller als vorher.