Ausbau

Schnelleres Internet für Hessen: Enorme Unterschiede

Das Breitbandziel 50 MBit/s für alle bis 2018 könnte in Hessen zum Teil verfehlt werden. Zu weit hinken einige Landkreise hinterher.
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Internetleitungen müssen schneller ausgebaut werden Internetleitungen müssen schneller ausgebaut werden
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Bis Ende 2018 soll es in ganz Hessen das schnelle Internet geben. Wirtschaftsstaatssekretär Mathias Samson gab sich heute auf dem Breitband-Gipfel des Landes sicher, dass die Regierung ihr selbstgestecktes Ziel erreicht. Langfristig müsse auf dem Weg zur digitalen Gesellschaft aber jede Schule im Land einen Glasfaseranschluss für superschnelle Gigabit-Anschlüsse haben, forderte der Grünen-Politiker.

Auf dem Branchentreff verbreitete die Politik viel Optimismus - auch der im Bundeskabinett für den digitalen Ausbau zuständige Verkehrs-Staatssekretär Rainer Bomba. Wer jetzt nicht auf den digitalen Zug aufspringe, komme zu spät, sagte der aus Südhessen kommende CDU-Politiker. Gerade für den Mittelstand auf dem flachen Land sei schnelles Internet unverzichtbar, Bund und Länder fördern derzeit den Breitbandausbau mit rund 2,7 Milliarden Euro.

So wurde vor wenigen Wochen in Berlin der Ausbau in den Kreisen Main-Kinzig und Limburg-Weilburg bewilligt. Es handelt sich um eine Kofinanzierung mit dem Land, das 3,2 Millionen Euro dazu gibt. Insgesamt sind 36 Millionen Euro landesweit eingeplant. Acht weitere Anträge aus Hessen liegen dem Bund vor. Bomba rief die Kommunen auf, sich an der Anfang Juli anstehenden dritten bundesweiten Vergaberunde zu beteiligen.

Streit um die richtige Strategie

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Allerdings ist die Strategie beim Internet-Ausbau noch umstritten. In Hessen geht es zunächst nur einmal um die Zielmarke von mindestens 50 MBit/s. Derzeit haben 72 Prozent der Haushalte diese Versorgung - damit liegt Hessen nach eigenen Angaben unter den Flächenländern auf Platz drei.

Ob die Vorgabe bis Ende 2018 überall erreicht wird, daran gibt es bei den Kommunen noch einige Zweifel. Zwischen 30 und 50 MBit/s und eher erst im Jahr 2019 könnten es im Kreis Hersfeld-Rotenburg werden, sagt Landrat Michael Koch (CDU), der sich in Nordhessen für den Ausbau engagiert.

Ein Teil der Industrie sieht die 50 MBit/s ohnehin als digitalen Bummelzug und will, dass in den kommenden Jahren möglichst schnell überall Glasfaserkabel verlegt werden. "Wir sind zu langsam", warf Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), den Politikern vor. Andere Länder wie Frankreich seien schon weiter, sagt Grützner. Sein Verband vertritt beim Breitbandausbau die Unternehmen, die mit der Deutschen Telekom im Wettbewerb stehen.

Die Landesregierung müsse "einen Spagat" vollziehen, räumte Staatssekretär Samson ein. Es müsse jedoch beim Ausbau "Stück für Stück" vorangehen. Neben der "bedarfsgerechten" Versorgung im ländlichen Raum sollen in Hessen vor allem Schulen und Gewerbe schnelles Internet kriegen. Samson geht davon aus, dass bis zum Jahr 2020 dank innovativer Technologien rund 60 Prozent der Haushalte mit bis zu 400 MBit/s versorgt werden können.

100-MBit/s-Versorgung mit enormen Unterschieden

Bei der Versorgungsquote von mindestens 100 MBit/s liegt Hessen derzeit sogar unter dem Bundesdurchschnitt. 62,6 Prozent aller Haushalte verfügen landesweit über diese Schnelligkeit im Internet. In ganz Deutschland sind es dagegen 64,3 Prozent. Das geht aus einer jüngsten Antwort des hessischen Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir (Grüne) auf eine Kleine SPD-Anfrage hervor. Weitere Details: Im Schwalm-Eder.Kreis erreichen gerade einmal 19,9 Prozent der Anschlüsse 100 MBit/s, im Vogelsbergkreis 27,4 Prozent und Werra-Meißner-Kreis 33,9 Prozent. In den Städten Wiesbaden, Frankfurt, Offenbach, Darmstadt und Kassel seien es hingegen mehr als 80 Prozent.

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