Huawei: ARM kündigt Zusammenarbeit bei Prozessoren auf
USA lassen Huaweis Traum von der Marktführerschaft wie Seifenblasen platzen.
Bild: picture alliance/Ng Han Guan/AP/dpa
Zwei Tage nach dem Entzug der Google-Lizenz trifft Huawei der nächste, möglicherweise noch härtere Schlag. Wie die BBC berichtet, hat der britische Chipdesigner ARM die Zusammenarbeit mit Huawei aufgekündigt. In einer Firmennotiz hieß es, die Entwürfe von ARM enthielten "US-Origin-Technologie". Infolgedessen sei man der Ansicht, vom Verbot der Trump-Regierung betroffen zu sein.
Alle Verbindungen abgebrochen
USA lassen Huaweis Traum von der Marktführerschaft wie Seifenblasen platzen.
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Laut BBC wies ARM die Mitarbeiter an, alle aktiven Verträge, Support-Ansprüche und ausstehenden Verpflichtungen" mit Huawei und seinen Tochtergesellschaften einzustellen, um den jüngsten US-Handelsbeschränkungen nachzukommen. ARM-Mitarbeiter, die auf Branchenveranstaltungen mit Huawei in Kontakt kommen, müssen jegliche Gespräche über das Unternehmen „höflich ablehnen und unterbrechen“, heißt es in einem internen Papier.
Grundlage für die Entwicklung neuer Produkte entzogen
Die Chip-Designs von ARM, das selber keine Hardware herstellt, sind die Basis für die meisten Prozessoren für mobile Geräte weltweit. Auch Huawei lizenziert für seine HiSilicon-Prozessoren die Technologie. Durch den Bann wird Huawei praktisch die Grundlage für neue Produkte entzogen. Eine Maßnahme, die, wie ein von der BBC zitierter Analyst sagt, auf lange Frist ein praktisch unüberwindbarer Schlag für das Geschäft von Huawei darstelle.
HiSilicon und Huawei dürfen zwar weiterhin vorhandene Chips verwenden und herstellen, bekommen aber keinen Support mehr von ARM für die Entwicklung neuer Komponenten und Geräte. Der kommende Prozessor Kirin 985 dürfte davon nicht betroffen sein, die Entwicklung des Nachfolgers ist aber noch nicht abgeschlossen. Falls der Bann bestehen bleibt, müsste die Entwicklung gestoppt und von Grund auf neu gestartet werden, zitiert die BBC eine Quelle bei ARM.
Offen ist, ob ARM aus eigenem Antrieb gehandelt hat oder ob das britische Handelsministerium dazu geraten hat. Huawei wird es jedenfalls extrem schwer haben die Chips zu ersetzen. Vermutlich ist nicht nur ARM, sondern auch praktisch jedes andere Halbleiterwerk in der Welt von dem Bann betroffen. Auch im chinesischen Markt dürfte die Suche nach Ersatz mühsam werden. Die dortige Halbleiterindustrie steckt noch in den Kinderschuhen.
Aptoide als Ersatz für den Play-Store?
Ein wenig besser scheint es für Huawei mittlerweile auf der Softwareseite auszusehen. Die Chinesen werkeln hier schon seit längerem an einem Plan B, der die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems vorsieht, das kompatibel zu Android-Apps sein soll. Das Project Z, wie dieser Plan intern genannt wird, ist zwar offensichtlich noch nicht fertig, aber immerhin scheint man einen App-Store gefunden zu haben, den man in das System einbinden kann. Laut der portugiesischen Website dinheiro vivo verhandelt Huawei hierzu mit dem alternativen App-Store Aptoide. Nach eigener Aussage ist der Store der drittgrößte der Welt mit 250 Mio. Nutzern.
Die offizielle Stellungnahme Huaweis zu der Android-Zukunft des Smartphone-Herstellers können Sie in einem weiteren Bericht nachlesen.