Huawei stellt HiCampus-Lösung für Industrie & Gewerbe vor
Interessierte Unternehmen sollen jetzt campusweit Zugang zu vollständig drahtlosen, optischen und intelligenten Netzwerkdiensten bekommen, verspricht der chinesische Netzausrüster Huawei.
In London hat Qiu Heng, Präsident globales Marketing der Geschäftseinheit Unternehmenskunden, bei Huawei die Vorteile seiner "HiCampus"-Lösung vorgestellt, die sich an Industrie- und Gewerbebetriebe richtet, die ihr Unternehmen "digital transformieren", sprich optimal vernetzen, wollen.
Nicht nur 5G-Funk, sondern auch WLAN mit 5G-Technik
Deutschland ist weltweit das einzige Land mit eigenen Campus-Frequenzen für 5G. Huawei bietet mit HiCampus flexible Komponenten
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HiCampus basiert nicht nur auf dem allgemein diskutierten 5G-Funk-Standard, sondern auch dem technisch ähnlichen "WiFi 6" Standard (für schnelleres und stabileres WLAN) und enthält auch glasfaserbasierte optische Komponenten und zeitgemäß viel "KI" (künstliche Intelligenz). KI ist für die "verbesserte Benutzererfahrung", einen geringeren Stromverbrauch und die schnellere Einführung von Mobilfunkdiensten.
Während 5G eine Funklizenz braucht, die aktuell zwischen 3,4 und 3,7 GHz (über die bekannten Mobilfunkanbieter) oder zwischen 3,7 und 3,8 GHz (für industrielle/gewerbliche Campusnetze) liegt, verwendet WiFi/WLAN die dafür allgemein freigegebenen Frequenzen bei 2,4 GHz oder 5 GHz.
Die drahtlosen Funkverbindungen funktionieren nicht nur über lizenzpflichtiges 5G (z.B. in Deutschland auf weltweit einzigartigen 5G-Campus-Frequenzen für Gewerbe- oder Industriebetriebe), sondern auch über eine "5G-betriebene Funkschnittstelle Wi-Fi 6", die auf einem neuen WLAN-Standard basiert, der maßgeblich vom Chip-Hersteller Qualcomm initiiert wurde. WiFi 6 benutzt neuartige Modulationsarten, die auf OFDMA beruhen, wie es auch bei 4G und 5G eingesetzt wird, für Huawei ist das "5G-Technologie". Dadurch sollen auch die WLAN-Funkverbindungen wesentlich stabiler werden.
Das Konzept ermögliche es, jederzeit und überall innerhalb eines Firmengeländes über das ständig eingeschaltete WiFi/WLAN-Netzwerk von garantierten 100 MBit/s zu profitieren, als Spitzenwert seien bis zu 10 GBit/s mit 10 ms Latenzzeit möglich. Der Gesamtstromverbrauch des Netzwerks werde außerdem um 30 Prozent gesenkt. Gegenüber dem "klassischen" WLAN solle der neue Standard eine um 20 Prozent höhere Reichweite/Abdeckung haben.
Huawei stellte insgesamt zehn neue Wi-Fi 6 Access Points (AP) in drei Serien vor, das sind die "AirEngine 8700" "AirEngine 6700" und "AirEngine 5700". Sie sollen verschiedene Szenarien im Innen- und Außenbereich abdecken. Schwerpunkt liegt bei der AirEngine 8760, die 16T16R (MIMO mit 16 Sende-Antennen/16 Empfangsantennen) 5G-Technologie und 160 MHz Bandbreite bietet. Die Luftschnittstellenrate soll bis zu 10,75 GBit/s Datenrate erreichen.
WLAN mit verlustfreiem Roaming
Die Produkte mit Wi-Fi 6 sollen verlustfreies Roaming auf dem Werksgelände erlauben, was "null Paketverluste beim Roaming wichtiger Dienste und eine Erfolgsrate von 100 Prozent beim Roaming" also ohne Unterbrechung beim Bewegen durch das Campus-Gelände erlaubt. Das kann zum Beispiel für automatische Transportfahrzeuge (AGV), die selbstständig über das Werksgelände fahren wichtig sein.
Dort, wo ein drahtloses Funknetz nicht unbedingt notwendig ist, verbindet Huawei alle Komponenten über seine "Campus OptiX"-Lösung, sprich über Glasfaser. Das wiederum werde den Stromverbrauch reduzieren und den Kunden beim "Aufbau umweltfreundlicher Campus-Netzwerke" helfen. Als Einsatzorte kämen beispielsweise Unternehmensbüros, Bildungseinrichtungen, Hotels oder Flughäfen infrage.
Die Wi-Fi-6-Serie Router sind auf Wunsch mit optischen Ports lieferbar, um die Signale so verlustfrei wie möglich transportieren zu können. Huawei betont, dass die damit aufgebauten Netze für die nächsten drei Jahrzehnte alle Anforderungen erfüllen können, was in der Branche beispiellos sei.
Der Einsatz von optischen Netzwerken reduziere den Platzbedarf in Niederspannungsschalträumen und senke den Gesamtstromverbrauch des Netzwerks um 30 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen. Optische Netze seien im übrigen weitaus umweltfreundlicher als bisherige kupferbasierte Netze. Huaweis "Flaggschiff-Core-Switch" könne sechsmal so viel Signale verarbeiten, wie bei ähnlichen Geräten in der Branche. Die Kapazität lasse sich bei Bedarf noch weiter ausbauen.
Service mit künstlicher Intelligenz
Großen Wert legt Huawei auf seine "intelligenten Dienste": KI unterstütze den Techniker bei der Wartung des Netzwerks, um verschiedene Geräte auf dem Campus zentral zu betreiben und zu warten. Die Konfiguration des Funknetzwerkes erfolgt quasi "selbstlernend", d.h. Abstrahlrichtungen und Versorgungsqualität des Funknetzes lassen sich automatisch verbessern.
Mit der Service-Software "eSight" könnten Kunden innerhalb von zehn Minuten mehr als 85 Prozent der auftretenden Fehler finden, was die Kostenrechner freut, weil die Wartung um 80 Prozent effizienter (sprich kostengünstiger) werde. Für das komplette Campus-Netz sei nur noch ein Techniker erforderlich.
Um Netzwerkunterbrechungen zu reduzieren, setzt die Huawei AirEngine Wi-Fi 6 unabhängige Mess-Empfänger ein, die alle Umgebungsdaten (Störungen/Funklöcher) genau erkennen können und dem System optimal anzupassen.
Zur Unterstützung künftiger Campus-Anwendungen werden Technologien wie Sprach- und Gesichtserkennung, Bilderkennung, Autonomes Fahren, die Analyse großer Datenmengen ("Data Mining") und optische Auswertungen aller Abläufe im Firmen-Netz angeboten. Daraus lassen sich Vorhersagen ableiten, einschließlich dem Bedarf für künftige Erweiterungen des Campus-Netzwerks.
Die "Horizon Digital Platform" soll die Effizienz der Zusammenarbeit und die Verwaltungseffizienz um jeweils 30 Prozent erhöhen und den Gesamtstromverbrauch um zehn Prozent senken.
Nach Huaweis Markterkenntnissen im Unternehmensbereich fänden über 80 Prozent des globalen Brutto-Inlands-Produkts (BIP) und über 90 Prozent aller Innovationen auf dem Werksgelände (Campus) statt; damit werde der Campus zum Eckpfeiler einer digitalen Welt.