Internetradio im Auto hören: So geht's
Über das Internet sind unzählige Radioprogramme aus aller Welt zu empfangen. Zuhause ist der Webradio-Empfang über WLAN-Radios oder Smart Speaker mittlerweile Standard. Unterwegs ist der Radioempfang aus dem World Wide Web über Apps auf Smartphones und Tablets möglich. Reizvoll wäre die Internetradio-Nutzung aber auch im Auto.
Zwar stehen auch über UKW und DAB+ viele Hörfunkprogramme zur Verfügung - oft aber nicht die Radiostation, die der Nutzer gerade empfangen möchte. Wer als Bayer gerade in Hamburg unterwegs ist, kann die Nachrichten aus der Heimat auf B5 aktuell nur via Internet empfangen. Wer im Österreich-Urlaub Hitradio Ö3 kennengelernt hat und den Sender auch in Dortmund oder Leipzig im Auto hören möchte, ist ebenfalls auf Streaming angewiesen.
Webradio im Auto
Foto: teltarif.de, Logo: TuneIn
Doch wie bringt man das Internetradio ins Fahrzeug? Nur die wenigsten Autos verfügen von Haus aus über ein Car-HiFi-System, das es ermöglicht, auch Radioprogramme aus dem World Wide Web zu empfangen. Wir verraten Ihnen, wie Sie auch dann Internetradio im Auto empfangen können, wenn Ihr Autoradio noch nicht für Streaming ausgelegt ist.
Smartphone als Webradio-Empfänger
Der einfachste Weg zum Internetradio-Empfang im Auto ist die Nutzung des Smartphones als Empfänger. Dabei ist der Handy-Lautsprecher freilich bei Nebengeräuschen, die während der Fahrt zwangsläufig auftreten, für die Wiedergabe kaum geeignet. Das Telefon sollte daher per Bluetooth oder Audiokabel mit dem Autoradio verbunden werden, sodass die Webradio-Programme über die gleichen Lautsprecher wiedergegeben werden, die auch vom Car-HiFi-System verwendet werden.
Verfügt das Autoradio weder über Bluetooth noch über einen Line-Eingang, so kann die Verbindung zwischen Smartphone und Sound-System im Auto auch über einen FM-Transmitter hergestellt werden. Nachteil: Die UKW-Skala ist in vielen Regionen überfüllt und die Sendeleistung der legalen FM-Transmitter ist stark begrenzt. Diese Lösung sollte daher nur dann genutzt werden, wenn weder Bluetooth noch Kabelverbindung zur Verfügung stehen.
Auf dem Smartphone kann grundsätzlich jede Webradio-App genutzt werden. Von Vorteil sind Programme wie TuneIn Radio, die einen Auto-Modus anbieten. Wird dieser aktiviert, so steht ein stark vereinfachtes Menü mit großen Symbolen zur Verfügung, um die Bedienung während der Fahrt einfacher zu gestalten (wobei dabei die Straßenverkehrsordnung beachtet werden sollte).
Android Auto und Apple CarPlay bieten mehr Komfort
Neuere Fahrzeuge sind oft mit Android Auto und/oder Apple CarPlay ausgestattet. Damit lassen sich Apps, die auf dem Smartphone laufen, über das große Display des Autos nutzen. Bei beiden Systemen stehen nicht alle auf dem Handy installierten Apps zur Verfügung, sondern nur Angebote, die sich für die Nutzung während der Fahrt eignen. Dazu gehören auch einige, wenn auch nicht alle Programme für den Internetradio-Empfang.
In der Regel muss das Smartphone für die Nutzung von Android Auto bzw. Apple CarPlay per Kabel mit dem Car-HiFi-System verbunden werden. Nur bei wenigen ganz neuen Fahrzeugen stehen die Dienste auch kabellos zur Verfügung. Das hat wiederum den Nachteil eines sehr hohen Stromverbrauchs, sodass die Kabelverbindung, bei der der Handy-Akku mit aufgeladen wird, dann doch wieder die bessere Alternative ist.
TuneIn-App im Auto-Modus
Foto: teltarif.de
Zu den Radio-Apps, die sich auf diesem Weg über das Auto-Display bedienen lassen, gehören unter anderem der Radioplayer.de, der öffentlich-rechtliche und private deutsche Programme bündelt, TuneIn Radio und MyTuner Radio, die jeweils Hörfunkprogramme aus aller Welt im Portfolio haben, sowie immer mehr Anwendungen, die von den Radiostationen selbst kommen. In den vergangenen Monaten haben unter anderem RTL Radio, R.SA Sachsen und Antenne Bayern ihre eigenen Apps für die Auto-Nutzung optimiert, um nur einige Beispiele zu nennen.
Mit StreamOn oder Vodafone Pass Datenvolumen sparen
Beim Internetradio-Streaming wird naturgemäß Datenvolumen verbraucht. Das sollten Hörer bedenken, die einen Tarif ohne echte Daten-Flatrate nutzen. Wird ein Stream mit einer Datenrate von 128 kBit/s empfangen, so werden pro Stunde 57,6 MB Datenvolumen übertragen. Das klingt erstmal nach wenig, aber auf einer zehnstündigen Fahrt in die Ferien sind auf diese Weise schnell knapp 600 MB Datenvolumen weg.
Viele Radiostationen bieten Streams an, die speziell für die mobile Nutzung gedacht sind. Diese senden mit nur 56 oder 64 kBit/s, dafür aber in Mono oder im AAC+-Codec anstelle des MP3-Formats, um trotz der geringeren Datenrate noch einen akzeptablen Klang zu erreichen. Der Datenverbrauch reduziert sich auf 25,2 MB pro Stunde bei 56 kBit/s bzw. 28,8 MB pro Stunde bei 64 kBit/s.
Telekom- und Vodafone-Kunden haben zudem die Möglichkeit, StreamOn Music bzw. den Vodafone Music Pass zu buchen. Damit können die Interessenten erreichen, dass das beim Streaming anfallende Datenvolumen nicht die Inklusivleistung des Tarifs belastet. Zu beachten ist, dass das nur für Apps und Dienste funktioniert, die von den Netzbetreibern als Partner für das Zero Rating genannt werden.
Datenrate des Streams für die mobile Nutzung anpassen
Eine weitere Alternative zum Datenvolumen-Sparen ist die Anpassung des gewünschten Streams für die mobile Nutzung. Grundsätzlich könnte man zuhause den Sender empfangen und selbst einen Shoutcast- oder Icecast-Server aufsetzen, um das Programm in der gewünschten Datenrate für die mobile Nutzung wieder zu streamen. Der Aufwand dürfte allerdings in keinem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen stehen.
Mit PC Radio gibt es eine App, die dieses Feature standardmäßig anbietet. Die Entwickler werben damit, dass der Webradio-Empfang auch mit langsamen Internet-Zugängen möglich ist und der Datenverbrauch geringer als bei den meisten herkömmlichen Streams ist. In der kostenlosen Standard-Variante werden die Streams auf etwa 32 kBit/s reduziert, wer die werbefreie Pro-Version bucht, hat weitere Konfigurationsmöglichkeiten.
PC-Radio-App für Android
Foto: teltarif.de
PC Radio hat allerdings gleich mehrere Nachteile: Zum einen funktioniert das Programm nicht zusammen mit Android Auto und Apple CarPlay und zum anderen dauert es teilweise mehrere Monate, bis von Nutzern neu für die Sender-Datenbank vorgeschlagene Radiostationen aufgenommen werden. Ein früheres, ähnliches Angebot namens Yourmuze gibt es seit einigen Jahren nicht mehr.
Auch die Netzqualität ist entscheidend
Nicht zuletzt spielt beim mobilen Internetradio-Empfang auch das Mobilfunknetz eine wichtige Rolle. Ist man im Funkloch oder in einem Gebiet, in dem das eingesetzte Netz nur GSM und GPRS/EDGE bereitstellt, so kommt es zu Aussetzern bei der Audio-Wiedergabe. Schlimmer noch: Hört man das Programm eines privaten Radiosenders, so kann es vorkommen, dass immer dann, wenn die Verbindung zum Stream wieder hergestellt wird, die gleiche Werbung eingespielt wird, was auf Dauer sehr störend ist.
Wer auf guten Webradio-Empfang im Auto Wert legt, sollte daher prüfen, welches Netz in der Region, in der vor allem gestreamt wird, möglichst durchgehenden LTE-Empfang bietet. Vor der Entscheidung für einen neuen Laufzeitvertrag lohnt es sich, ggf. mit Prepaidkarten zu testen, welches Netz für den gewünschten Zweck am besten geeignet ist.
Einige Autos bieten zudem Außenantennen für den Mobilfunkempfang, die im Bereich von Ablageflächen für das Handy induktiv wirken. Liegt das Smartphone auf dieser Fläche, verbessert sich der Empfang deutlich. Die LTE-Verbindung ist stabiler, wodurch es letztendlich auch weniger Aussetzer beim Internetradio-Empfang während der Fahrt gibt.
In einer weiteren Meldung haben wir bereits über die Möglichkeit berichtet, das terrestrische Digitalradio DAB+ im Auto zu empfangen.