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"Das Kabel-Netz ist das Rückgrat des Breitband-Internets"

Der Gigabit-Anschluss wird in diesem Jahrzehnt noch selbstverständlich sein. Davon geht Unitymedia-CEO Schüler aus. Und auch der Präsident der Anga, Thomas Braun, sieht die Kabelnetze im Mittelpunkt der Breitband-Gesellschaft.
Von der Anga Com in Köln berichtet Thorsten Neuhetzki

Thomas Braun, Präsident der Anga Thomas Braun, Präsident der Anga
Quelle: Anga Com
Als Thomas Braun, Präsident der Anga, heute Morgen die Anga Com in Köln, Europas wichtigste Kabelmesse eröffnete, konnte ein Ausflug in die aktuelle Regulierungspolitik nicht ausbleiben. "Alles spricht über Vectoring und Glasfaser, der Markt spricht aber eine andere Sprache", so Braun. Er verwies darauf, dass die Kabel-Netze schon heute 400 MBit/s bieten könnten, wo die Kupfernetze mit Vectoring gerade auf 100 MBit/s ausgebaut werden. "Das Kupferkabel wird aus physikalischen Gründen niemals so gut wie das HFC-Netz", so Braun.

HFC ist die Abkürzung für Hybrid Fibre Coaxial und steht für die Kopplung aus Glasfaserinfrastruktur mit TV-Kabel-Netzen. Braun verwies auch darauf, dass mit einem direkten Glasfaserausbau bis in die Häuser zwar schnellere Leitungen möglich seien, ein flächendeckender Ausbau aber nicht finanzierbar sei. Wenn die Kabelnetze in Kürze auf DOCSIS 3.1 geupgraded werden, müssten die Kabelnetzbetreiber hingegen nur punktuell investieren und hätten dann die Möglichkeit, bis zu 10 GBit/s anzubieten. Allgemein geht man in der Branche aber davon aus, dass diese Geschwindigkeitsstufe - wenn überhaupt - nur schrittweise erreicht wird. Warum, lesen Sie in unserem DOCSIS-3.1-Hintergrund.

Videos machen Hauptanteil beim Traffic aus

Thomas Braun, Präsident der Anga Thomas Braun, Präsident der Anga
Quelle: Anga Com
Bedenke man, das die Telefonleitung am Ende ihrer Leistungsfähigkeit sei und Glasfaser bis zu jedem Kunden zu teuer, so sehe man, dass das Rückgrat der Breitbandgesellschaft die Kabel-Infrastruktur ist, so Braun. "Wer die Kabelnetze ignoriert, geht an der Realität vorbei", so Braun.

Benötigt werden die hohen Bandbreiten vor allem von Medienanwendungen. Videos machen heute schon 60 Prozent des Datentraffics in den Netzen aus, wie Vertreter von Vodafone, Unitymedia und Telekom übereinstimmend sagten. Und künftig würden noch weitaus höhere Bandbreiten benötigt als heute. Denn die Branche denkt, während sich 4K mit Ultra HD noch nicht wirklich durchsetzt, schon an 8K-Inhalte. Hier bräuchte man pro Signal 80 bis 100 MBit/s, für drei Endgeräte also schon 300 MBit/s.

Umgekehrt stellt sich die Frage, ob Nutzer Bandbreiten von 100 MBit/s bis hin zu einem Gigabit pro Sekunde überhaupt nutzen würden. Das sieht Unitymedia-CEO Lutz Schüler pragmatisch. "Jede Bandbreite wird genutzt, wenn sie da ist." Er geht davon aus, dass in diesem Jahrzehnt der Gigabit-Anschluss noch selbstverständlich sein wird.

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