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LG G4: Besondere Kamera-Funktionen im Check

Das LG G4 erlaubt, Fotos im RAW-Format aufzunehmen. Doch verbessert das wirklich die Bildqualität? Wir haben dies mit einem Testfoto ausprobiert und zeigen, warum die Funktion noch nicht reif für den Alltag ist.
Von Hans-Georg Kluge

In Lightroom habe ich nun versucht, das RAW-Foto so zu bearbeiten, dass in etwa das Ergebnis der JPEG-Variante vorliegt. Mit einigen Handgriffen lässt sich schon viel erreichen. Aber: Es gelang mir letztlich nicht, den kräftigen Farbeindruck des JPEG-Bildes zu reproduzieren - oder eine andere ansprechende Farbgebung zu erreichen. Dafür fehlt beispielsweise das Linsen-Profil, um Vignettierungen präzise zu entfernen und auch Farbprofile gibt es nicht. Ein besonderes Problem ergab sich daraus, dass das JPEG-Bild eine sehr gleichmäßige Farbgebung aufwies - das Rohmaterial war sehr ungleich ausgeleuchtet und fokussiert. Großflächige Farbanpassungen kamen hier schnell an ihre Grenzen.

LG G4

Die Kamera im Automatik-Modus Die Kamera im Automatik-Modus
Bild: teltarif.de
Die längere Session mit Lightroom zeigte: Jedes einzelne Bild muss langwierig manuell nachbearbeitet und optimiert werden - weit intensiver, als das mit den üblichen Automatik-Funktionen von Lightroom nötig wäre. Lightroom-Experten kommen mit dem LG-G4-Rohmaterial vielleicht besser zurecht - langwieriges Experimentieren mit den Bildern dürfte aber alternativlos sein. Für das Smart­phone fehlt ohnehin eine Spezial-Software, sodass der Bilder-Workflow komplex wird. In der Galeria können die Fotos zwar bearbeitet werden - komfortabel gelingt dies aber nicht.

RAW-Format: Zum Bilder-Sharing ungeeignet

Die Aufnahmen im RAW-Format zu speichern, ist wohl eher ein Versprechen an die Zukunft: Erst wenn Lightroom (oder andere Foto-Software) das LG G4 unterstützt und beispielsweise Farbprofile anbietet, können versierte Nutzer noch einige Feinheiten aus den Fotos herauskitzeln. Aktuell erfordert dies eine Menge Nacharbeit, was bei einer hohen Anzahl von Fotos unpraktikabel erscheint. Zum Teilen von Fotos eignet sich das RAW-Format schon gar nicht, da kaum eine Smart­phone-App mit dem speziellen Bildformat zurecht kommt.

Möchten Sie die Dateien gerne selbst vergleichen? Hier liegen beide Bilder in Originalgröße zum Download bereit:

Fotoqualität: LG G4 kann überzeugen

Ein Testfoto mit dem LG G4. Ein Testfoto mit dem LG G4.
Bild: teltarif.de
Immerhin zeigt sich die Qualität der JPEG-Fotos nach einigen Tagen Testen im besseren Licht. Schrieb ich zunächst noch, dass feine Details durch JPEG-Artefakte zerbröselt werden, zeigte sich nun: Die Galerie-App des G4 war hier am (zerstörerischen) Werk. Auf einem Notebook und an einem PC mit einer anderen Darstellungssoftware waren auch bei starker Vergrößerung keine gravierenden Artefakte zu sehen. Offenbar leistet sich die JPEG-Engine der Galerie-Software einige grobe Schnitzer beim Betrachten von Fotos.

Überhaupt weisen Fotos im Automatik-Modus durchweg eine gute Bildqualität auf. Farben kommen recht kräftig und leuchtend zur Geltung, während feine Details auch bei einiger Vergrößerung erkennbar sind. In puncto Beleuchtung und Farbkomposition zeigen unsere Testfotos kaum Schwächen - auch abseits der Bildmitte bleibt das Bild scharf. Bilder im bewölkten Berlin erscheinen vielleicht ein wenig zu dunkel - das ist aber Geschmackssache.

Schnellstart der Kamera

Vielfältige Einstellungsmöglichkeiten sieht LGs Kamera-App aber nicht vor. Blitz und HDR lassen sich ein- oder ausschalten und das Seitenverhältnis des Bildes ist wählbar. Damit hat es sich auch schon. Eine Auswahl der Auflösung ist nicht vorgesehen. Wer die Bilder später am Notebook oder PC weiterverwenden möchte, wird darüber kaum stolpern - wer hingegen vor allem am Smart­phone mit den Fotos arbeiten möchte, hantiert stets mit Dateien, die ungefähr 10 MB groß sind.

Die Kamera-App startet innerhalb von zwei Sekunden, wenn ich zweimal auf die Leiser-Taste drücke - allerdings nur, wenn das G4 im Standby läuft. In puncto Auslöseverzögerung gibt es nichts zu meckern: Fokussieren über den Touchscreen und dann mit den virtuellen Auslöseknopf betätigen - all das geht innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Der Bildstabilisator leistet ganze Arbeit - wie viele schöne Urlaubsfotos habe ich schon mit Handy oder Kamera geschossen, die am Ende für die Tonne waren? Beim G4 passierte mir das nicht.

Fazit zur Kamera des LG G4

Im vollständigen Test folgt noch die Analyse der Leistungen des Bildsensors im teltarif.de-Testszenario. Ohne dem vorgreifen zu wollen: Die Kamera des LG G4 schießt Fotos, deren Qualität zu überzeugen weiß. Schön ist, dass das G4 nicht lange fackelt, bis es auslöst, sodass auch Schnappschüsse gelingen.

Der RAW-Modus ist hingegen vorerst noch Spielerei - Software-Tools wie Lightroom leisten bei der Foto-Entwicklung noch keine echte Hilfe - noch ist letztlich zuviel Handarbeit angesagt.

Oft ist zu lesen, Smart­phone-Kameras könnten Spiegelreflex-Kameras den Rang ablaufen. Das LG G4 tritt zwar den Beweis an, dass in den kleinen Alleskönnern einiges steckt - aber schon Fotografen mit geringen Ansprüchen an die Bildgestaltung werden wohl eine extra Kamera in den Urlaub mitnehmen müssen. Den Smart­phone-Knipsen fehlt hier in puncto Zoom, Blende und Abbildungsqualität vieles, was für ein schickes Foto nötig ist. Um aber ein paar Urlaubsbilder via Facebook oder Instagram zu verteilen oder für Schnappschüsse eignet sich die Kamera des LG G4 definitiv.

Zum ersten Teil des Testtagebuchs gelangen Sie hier.

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