Nachgehakt

LG V30: Musik-Origami für die Hosentasche

Neben den Qualitäten der Videokamera auf Profi-Niveau legt LG bei seinem neuen Android-Smartphone LG V30 den Fokus einmal mehr auf Musik. Doch was macht der Quad-DAC eigentlich und was versteckt sich hinter Musik-Origami von MQA?
Von Stefan Kirchner

Digitalfilter und das Origami-Prinzip

LG V30

Standardmäßig ist der Quad-DAC des LG V30 ausgeschaltet, immerhin verbraucht ein aktiver DAC mit vier Wandlern auch einiges an Strom. Sobald Kopfhörer oder Lautsprecher über die Klinkenbuchse verbunden sind, kann der DAC aktiviert werden und es stehen diverse digitale Filter und Presets zur Verfügung. Die vorgegebenen Profile der Klang­verbesserung sind einfach gesagt Equalizer-Profile mit verschiedener Ausrichtung der Audio­wiedergabe. Jedes der Profile lässt sich über die Kurve manuell anpassen, aber leider nicht als neues Profil für die spätere Verwendung abspeichern. Vielleicht wird eine solche Funktion später per Update nachgereicht, oder es ist eine Einschränkung der Vorserien-Firmware. LG V30 Getrennt steuerbare Links-Rechts-Kanäle, Presets und Digitalfilter prägen die Audio-Features des V30
Screenshots: teltarif.de
Was bei der Vorstellung des V30 ein wenig zu kurz kam ist der Punkt, dass das V30 das erste Smartphone überhaupt ist, das eine offizielle Zertifizierung für Master Quality Authenticated, kurz MQA bekommen hat. Damit wird Musik in Studioqualität für alle in einer akzeptablen Dateigröße möglich. Unter anderem nutzt der Streamingdienst Tidal für sein HiFi-Option die Kompression mit MQA.

Wichtig ist hierbei zu verstehen, dass MQA nicht ein neues Dateiformat für verlustfreie Musik ist, sondern ein Encoder/Decoder-System, dass in den gängigen Container-Formaten wie FLAC, ALAC, WAV oder eben auch anderen Audioformaten einnisten kann. Der Vorteil ist dabei, dass es nicht zwingend MQA-kompatible Hardware zur Wiedergabe braucht. Im Zweifelsfall wird Musik in besserer CD-Qualität abgespielt, wenn kein MQA-Decoder verbaut ist, was trotzdem eine Verbesserung darstellt. Ist das Gerät für die Wiedergabe jedoch MQA-zertifiziert und verwendet einen entsprechenden Decoder, kann vom Origami-Prinzip der MQA-Codierung Gebrauch gemacht werden.

Bob Stuart, Mitgründer von Meridian Audio, beschreibt das Prinzip in vier relativ einfachen und auch plausiblen Schritten:

  1. Mittels komplexer digitaler Bearbeitungs­verfahren wird der für die Präzision der Audiodatei notwendige Tonbereich oberhalb von 48 kHz im nicht-hörbaren Eigenrauschen der Aufnahme quasi "versteckt"
  2. Im zweiten Schritt wird dasselbe mit den verbliebenen Daten oberhalb von 22 kHz gemacht, die für die Mikrostruktur der höheren Klänge benötigt werden
  3. Nun bekommt jede so modifizierte Audiodatei einen Marker für den zur Aufnahme verwendeten A/D-Wandler, woraus der MQA-Decoder Klang­charakteristika herausliest und beim Dekodieren berücksichtigt
  4. Der MQA-Decoder kombiniert nun das Ergebnis mit den Klang­charakteristika des D/A-Wandler für die Wiedergabe, was zu einer sogenannten natur­identischen Wiedergabe führt
LG V30 So kann man sich vereinfacht das Prinzip der MQA-Codierung vorstellen
Bild: MQA / Meridian Audio
Das der Großteil aller gängigen A/D- und D/A-Wandler erkannt wird, hängt mit Partnerschaften aller wichtigen Hersteller für Audiochips zusammen, damit diese die nötigen Informationen für den Decoder liefern können - wie eben mit ESS Technologies. Und gerade wegen der Eigenart, dass die wichtigen nicht-hörbaren Informationen quasi im Eigenrauschen versteckt werden, hat die Bezeichnung Musik-Origami inspiriert. Zumal MQA auch Vor- und Nachschwingungen Impulslastiger Audiodaten weitestgehend kaschieren kann, die aufgrund des Standard­filters bei der Digital-Analog-Wandlung entstehen und die Wiedergabe verschlechtern können.

Rekorder nach dem RAM-Prinzip

Die zweite wichtige Veränderung im Audiobereich ist die Aufnahme von Audio. Wie Christoph Marschall erklärte, liegt der maximale Schalldruck den das LG V30 verarbeiten kann, bei 135 dB ohne zu übersteuern (G6: 132 dB). Liegt die Lautstärke darüber, wird kurzerhand der Telefonhörer zugeschaltet, da dessen Mikrofon ein trägeres Impuls­verhalten als normale Mikrofone besitzt und damit zum Gegensteuern der Übersteuerung verwendet wird. LG nennt dies Receiver-as-a-Mic, kurz RAM. Insbesondere bei Konzert­aufnahmen kommt das Prinzip zum Tragen, was wir bei einer Testaufnahme im IFA-Sommergarten während des Auftritts der Band "Von wegen Lisbeth" ein wenig unter Augenschein nehmen konnten.

Lesen Sie in einer weiteren Meldung unsere Eindrücke zum LG V30 im Hands-on.

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