Technologiemix

Schnelleres LTE in Europa: LTE FDD/TDD wird kombiniert

Erstmals werden in Europa die LTE-Standards FDD und TDD in kommerziellen Mobilfunknetzen kombiniert. Länder wie die Schweiz und Portugal haben Testläufe gestartet, doch auch in Deutschland scheint der Technologiemix für mehr Kapazitäten und höhere Geschwindigkeit nicht weit entfernt.
Von Rita Deutschbein

Schnelleres LTE durch Kombination von LTE FDD und TDD in Europa LTE soll schneller werden: Kombination von LTE FDD und TDD macht es möglich
Bild: dpa
Internet-Verbindungen via LTE sollen künftig noch schneller werden. Durch die Kombination der beiden LTE-Standards FDD (Frequency Division Duplex) und TDD (Time Division Duplex) sollen Nutzern mehr Kapazitäten und höhere Geschwindigkeit im Mobilfunknetz geboten werden. Erste Betreiber haben in ihrem Netz bereits eine Erweiterung um LTE FDD/TDD Netzkonvergenz und Carrier Aggregation eingeführt bzw. Pläne für den baldigen Start des neuen Technologiemix im Mobilfunknetz angekündigt.

Bei LTE FDD und TDD handelt es sich um zwei LTE-Standards, die ein vorhandenes Breitbandspektrum unterschiedlich nutzen. Bei dem weltweit am meisten verbreiteten LTE FDD werden unterschiedliche Frequenzen für den Download und Upload verwendet, wohingegen bei LTE TDD auf eine Frequenz zeitlich versetzt für das Senden und Empfangen gesetzt wird.

Wichtige Partner bei der Zusammenführung der beiden LTE-Standards sind der schwedische Technologiekonzern Ericsson und das vor allem für die Chip-Herstellung bekannte Unternehmen Qualcomm Technologies. Ericsson nimmt im LTE-Bereich eine besondere Position ein - weltweit werden 40 Prozent des Mobilfunkverkehrs über Netztechnik des Unternehmens abgewickelt. Für die Implementierung von FDD/TDD Carrier Aggregation in kommerziellen Netzen stellt Ericsson die notwendige Software und Hardware zur Verfügung, die benötigt wird, um die beiden LTE-Standards zusammenzuführen. Qualcomm ist hingegen für die Chips der Endgeräte-Hardware zuständig und entwickelt Chips für erste Testgeräte, welche FDD sowie TDD unterstützen.

Versuchsläufe im portugiesischen Vodafone-Netz

Schnelleres LTE durch Kombination von LTE FDD und TDD in Europa LTE soll schneller werden: Kombination von LTE FDD und TDD macht es möglich
Bild: dpa
Vodafone wird in Portugal im Rahmen eines ersten Versuchslaufs in seinem Netz eine Erweiterung um LTE FDD/TDD Netzkonvergenz und Carrier Aggregation einführen. Dabei nutzt der Netzbetreiber ein Frequenzspektrum von 15 MHz im Band 3 (FDD 1800) und 20 MHz im Band 38 (TDD 2600). Als Hardware wurden Geräte verwendet, in denen der Snapdragon 810 von Qualcomm zum Einsatz kommt und die über ein X10-Modem verfügen, das LTE Cat.9 unterstützt und somit Verbindungen mit bis zu 450 MBit/s im Downstream ermöglicht. Eine solche Chip-Kombi findet sich beispielsweise im neuen Smartphone OnePlus 2 (hier im Test).

LTE FDD/TDD ab Sommer 2016 in der Schweiz

Die Swisscom will im Sommer des kommenden Jahres den Technologiemix aus FDD und TDD auch regulär in ihrem Mobilfunknetz verfügbar machen. Aktuell ist der Swisscom Füsslishop in Zürich mit der Kombination der zwei LTE-Standards ausgerüstet. Der offizielle Start soll ab Sommer 2016 nach aktueller Planung dann auch in den Ballungszentren erfolgen.

Heinz Herren, CTO bei Swisscom, freut sich auf den nächsten Schritt hin zu noch schnelleren Mobilfunkverbindungen. "Als erste Anbieterin in Europa lancieren wir eine neue Kombination von zwei LTE-Standards, um unseren Kunden mehr Kapazitäten und höhere Geschwindigkeiten im Mobilfunknetz zu bieten." Bei der Zusammenschaltung von FDD mit TDD mittels Carrier Aggregation, verwendet Swisscom nach eigener Aussage eine dreifache Carrier Aggregation - es werden also drei Frequenzblöcke zusammengeschaltet.

Durch eine dreifache Carrier Aggregation kann eine größere Anzahl an Kunden gleichzeitig mit hoher Geschwindigkeit eine Funkzelle nutzen. Die maximale Geschwindigkeit liegt zunächst bei 335 MBit/s, wobei die Technologie und somit auch die Geschwindigkeit noch Potenzial zum Ausbau bietet.

Pläne für Deutschland

Auch hierzulande ist die Kombination der LTE-Standards FDD und TDD im Mobilfunknetz keine Zukunftsmusik. Auf der IFA im vergangenen Jahr hat Vodafone Deutschland eine Verbindung über LTE Cat.8 gezeigt, bei der neben dem FDD-Standard auch TDD genutzt wurde. Dafür standen die Frequenzen im Bereich von 2600 MHz zur Verfügung.

Im Probelauf auf der Messe wurden Datenübertragungsraten von rund 350 MBit/s im Downstream und 50 MBit/s im Upstream erreicht, die Pingzeiten betrugen sehr gute 7 Millisekunden. Der verwendete Frequenzbereich um 2600 MHz eignet sich jedoch nicht für eine größere Flächenabdeckung, sondern lediglich für die Versorgung von Hotspots wie Messehallen, Bahnhöfen und Flughäfen. In diesem Jahr gab es allerdings eine Frequenzauktion, in deren Zuge die Frequenzen aus den vier Frequenzbereichen um 700, 900, 1500 und 1800 MHz versteigert worden sind. Für den Technologiemix aus FDD und TDD in der Fläche würde sich beispielsweise das ehemalige für Radio genutzte 1500-MHz-Band eignen. Mehr zu den Frequenzen und was mit ihnen möglich ist, haben wir in einer weiteren News beschrieben.

Mehr zum Thema Netzausbau