Mobilfunk: Neue Super-Behörde soll Ausbau beschleunigen
Wird künftig die MIG eigene Sendemasten bauen, wo es sich für die großen Anbieter nicht lohnt?
Foto: Picture Alliance / dpa
Die in Düsseldorf erscheinende Wirtschaftszeitung Handelsblatt berichtet, dass Digitalminister Scheuer jetzt seine "MIG" (= Mobilfunk-Infrastruktur-Gesellschaft) an den Start bringen und dafür sogar die Bundesnetzagentur (BNetzA) "entmachten" will.
MIG soll 5000 Masten bauen
Wird künftig die MIG eigene Sendemasten bauen, wo es sich für die großen Anbieter nicht lohnt?
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Diese neue MIG soll dann etwa 5000 Funkmasten in abgelegenen und dünn besiedelten Regionen des Landes bauen. Ob die Masten von der MIG gleich mit Sendetechnik bestückt werden und in Betrieb gehen oder ob das die lizensierten Netzbetreiber (Telekom, Vodafone, Telefónica, 1&1-Drillisch) selbst tun dürfen oder gar müssen, ist noch nicht klar.
Damit der Ausbau schneller in Schwung kommt, soll gemeinsam mit den Bundesländern das Bauplanungsrecht entrümpelt werden. Das ehrgeizige Ziel: Baugenehmigungen sollen in 3 Monaten und nicht - wie derzeit - in etwa 2 Jahren möglich sein. Mancher Sendemast wird oder wurde durch Bürgerproteste ver- oder behindert. Neben "optischen" Überlegungen ("Der sieht nicht schön aus") ist oft auch die Angst vor der unbekannten Technik das Problem. Dazu will Scheuer eine große Werbe- und Informationskampagne starten.
Weg von der Bundesnetzagentur
Die Zuständigkeit für den Netzausbau soll dann nicht mehr bei der Bundesnetzagentur liegen, sondern bei der neuen MIG, die in Form einer GmbH gegründet werden soll. Diese MIG soll auch den Infrastrukturatlas (also eine Landkarte, wo man sehen kann, wie gut Mobilfunk und Festnetz wirklich schon ausgebaut sind und welches Unternehmen wann und wo was bauen wird oder will) betreuen. Die MIG würde dann daraus konkrete Ausbaugebiete ermitteln und dafür Festnetz und Mobilfunk gemeinsam ausschreiben, um "Synergien" zu nutzen.
97 Leute sollen zunächst bei der MIG arbeiten, die dann eine Tochter der längst wieder in Bundesbesitz befindlichen "Toll-Collect" (zuständig für die LKW-Maut) ist. Dem Finanzministerium, so das Handelsblatt weiter, sei das aber noch unheimlich, weil die MIG später bis zu 200 eigene Mitarbeiter bekommen solle.
Die bayerische CSU stellt sich bereits vor, dass die MIG auch gleich den Aufbau von 5G fördern soll, dafür seien fünf Milliarden Euro extra notwendig.
Opposition setzt auf kommunalen Ausbau
Die Opposition im Bundestag hat verständlicherweise andere Vorstellungen. "Statt mit einer neuen Mega-Behörde Jahre zu vertrödeln, solle die Bundesregierung den Netzbetreibern klare Vorgaben geben und nicht mit Steuergeld die Wirtschaftlichkeitslücken stopfen", wird der haushaltspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Sven-Christian Kindler, zitiert. Im übrigen schlägt Kindler vor, dass die Kommunen selbst ihre Glasfasernetze aufbauen und dann an interessierte Netz-Betreiber vermieten sollten. Aus den Mieteinnahmen ließen sich sogar kommunale Gewinne erzielen.
Da könnte die Deutsche Telekom wieder ins Spiel kommen, die neuerdings auch fremd gebaute Netze betreibt.