Glasfaser für ganz Deutschland: Telekom nennt Details
Die Telekom will ihren Beitrag leisten, damit bis 2030 bundesweit Glasfaser bis ins Haus verlegt ist.
Foto: Deutsche Telekom
Bis Ende 2030 soll Deutschland flächendeckend mit Glasfaser bis ins Haus versorgt sein, so die Vorstellungen der Telekom, die Deutschland-Chef Srini Gopalan heute in einer Telefonkonferenz präzisierte und dabei auch auf Details einging.
Drei Großstädte
Nach Berlin sollen bis Ende 2025 zunächst in drei weiteren deutschen Großstädten direkte Glasfaser-Anschlüsse (FTTH, die Abkürzung für Fiber to the home, was Glasfaser bis in die Wohnung bedeutet) in mehr als einer Million Haushalten verfügbar sein. Konkret wurden heute die Metropolen Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf genannt. Weitere werden folgen.
Hamburg: 540.000 Haushalte
Heute fuhr Telekom-Geschäftskundenvorstand Hagen Rickmann nach Hamburg, um mit dem dortigen Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher den ersten Spatenstich zu vollziehen. 540.000 Haushalte und Unternehmensstandorte sollen bis Ende 2025 einen FTTH-Anschluss buchen können. Los geht es in Hamburg noch dieses Jahr in den Stadtteilen Alsterdorf und Winterhude Nord, dort alleine sollen noch dieses Jahr 30.000 Haushalte einen Glasfaseranschluss bestellen können. 2022 sollen Winterhude Süd, Eppendorf-Süd, Kellinghusen, der nördliche Teil von "Hoheluft-Ost" und weitere Bereiche der Freien und Hansestadt folgen. Das Jahr 2023 ist noch in der Planungsphase.
Düsseldorf: 160.000 Haushalte
In Düsseldorf möchte die Telekom 160.000 Glasfaseranschlüsse bauen, insgesamt gibt es dort 360.000 Haushalte. Da dort auch Vodafone schon am Bauen ist, scheint sich die Telekom wohl auf die Bereiche zu konzentrieren, wo der Konkurrent noch nicht aktiv ist. Es sei nicht geplant, bestehende Infrastrukturen zu überbauen, sondern neue weiße und graue Flecken zu erschließen. Natürlich seien Kunden von Wettbewerbern auch willkommen.
Konkret will die Telekom dieses Jahr in den Düsseldorfer Ortsteilen Düsseltal und Flingern Nord starten, im Jahr 2022 werden Flingern Süd und Oberbilk folgen.
Frankfurt: 375.000 Anschlüsse
Die Telekom will ihren Beitrag leisten, damit bis 2030 bundesweit Glasfaser bis ins Haus verlegt ist.
Foto: Deutsche Telekom
Bis Ende 2025 sollen in Frankfurt am Main etwa 375.000 Haushalte und Unternehmen einen Anschluss bekommen, dazu kommen noch eine Million Anschlüsse alleine für Berlin.
Gopalan dankte den beteiligten Bürgermeistern für ihre Unterstützung, die vieles vereinfacht habe: „Wir stehen zu unserem Wort. Der Ausbau leistungsfähiger Netze hat für uns oberste Priorität – ob bei 5G im Mobilfunk oder Glasfaser im Breitbandausbau. Dafür erhöhen wir die Investitionen in unser Netz massiv und investieren - wie bereits im Februar angekündigt - bis 2024 von derzeit rund 1,5 Milliarden Euro auf rund 2,5 Milliarden pro Jahr nur für den Glasfaserausbau." 15.000 Kollegen arbeiten bei der Telekom daran, den Glasfaserausbau voranzubringen.
So möchte Gopalan mehr Menschen "Teilhabe an der digitalen Zukunft" ermöglichen, in den urbanen Ballungszentren (Metropolen) genauso wie auf dem Land. "Glasfaser ist dafür die richtige Technologie, denn sie ist schnell, stabil und zukunftssicher.“
Bestehende Glasfaser-Infrastruktur als Basis
In den Metropolen ist es für die Telekom relativ einfach, weil dort oft schon umfangreiche Leerrohrsysteme existieren, die sie nutzen kann. Das bedeutet deutlich weniger Baustellenlärm und Verkehrseinschränkungen. Mit digitalisierten Ausbauplanungen und virtuellen Baustellenbegehungen lässt sich der Ausbau einfacher und schneller realisieren.
Entscheidet sind die Unterstützung und Ausbauerleichterungen durch die kommunalen Entscheider in den jeweiligen Städten. „Wir werden die ambitionierten Ausbauziele nicht alleine erreichen. Digitalisierung ist ein Teamsport – deshalb setzen wir auf den unbürokratischen Ausbau mit alternativen Methoden und digitalen Genehmigungsprozessen“, betont Srini Gopalan.
Alternativen könnten mehr Tempo bringen
Alternative Methoden könnten beispielsweise Trenching-Verfahren sein. Dabei wird in den Bürgersteig ein kleiner Schlitz gefräst, das Material herausgesaugt, ein Kunststoff-Leerrohr für die Glasfaser versenkt und die Fräsung gleich wieder verfüllt. Das geht schnell und ist kostengünstig.
Nur die betroffenen Städte und Gemeinden haben Kopfschmerzen, weil sie nicht wissen, wie stabil diese Verlegemethode auf Dauer ist. Werden die Gehwege im nächsten Winter "auffrieren"? Was ist bei künftigen Bauarbeiten? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass von anderen Arbeiten die "viel zu hoch liegenden" Glasfasern zertrennt werden? Wer haftet dann für was? Dann gibt es die Möglichkeit der guten alten Freileitung, was in Großstädten vielleicht nicht so häufig zum Einsatz kommen dürfte, aber auf dem Land umso eher. Und all das brächte Tempo und würde kosten sparen.
Telekom will auch auf dem Land ausbauen
Parallel zum Ausbau der großen Städte, wo es oft schon relativ gutes Netz gibt, engagiert sich die Telekom mit ihrem Programm „Mehr Breitband für Deutschland“ auch in der Fläche. Doch hier ist Unterstützung von Bundes- und Länderregierungen gefragt. Beispielsweise für Glasfaseranschlüsse in unterversorgten ländlichen Gebieten, die wirtschaftlich beim besten Willen nicht zu erschließen sind. Die Telekom hat letztes Jahr mehr als 150.000 Haushalten die Möglichkeit für eine FTTH-Netzanbindung gegeben. Im laufenden Jahr will die Telekom über 200.000 Haushalten und Unternehmen im unterversorgten ländlichen Raum Anschlüsse an ihr Glasfaser-Netz ermöglichen. Es geht um ein Bauvolumen von über einer Milliarde Euro.
Für die kommenden Jahre sehen die Planungen ähnliche Zahlen vor. „Dazu kommen noch eine große Zahl an Haushalten aus unserem wirtschaftlichen Eigenausbau. Insgesamt wollen wir bis Ende 2025 mehr als drei Millionen Haushalten im ländlichen Raum Glasfaseranschlüsse ermöglichen."
Was können die Bewohner auf dem Land tun?
teltarif.de wollte wissen, was Bewohner von abgelegenen Regionen tun können, damit es schneller geht und sie nicht bis zum Jahre 2500 warten müssen.
Gopalan gab dazu einige Tipps: "Wichtig ist, dass wir (vor Ort) so viel lokalen Support wie möglich bekommen." Die Politik, also die Bürgermeister, Gemeinderäte, Kreistage, Kreisräte etc. könnten schon vorab klären, ob es eine Förderung gibt oder nicht.
Nicht nur Bürgermeister, sondern auch interessierte Kunden finden in jeder Region einen lokalen Ansprechpartner der Telekom für den Ausbau. Bürger sollten sich mit Gleichgesinnten zusammen tun und bei Verwaltung und örtlichen politischen Gremien und Vertretern hörbar ihr Interesse bekunden. Sie könnten auch selbst den örtlichen Telekom-Ansprechpartner kontaktieren, um Gespräche in Gang zu bringen. Hilfreich wäre, wenn die betroffene Gemeinde sich für kostengünstige Glasfaser-Freileitungen oder die Micro-Trenching Verlegung erwärmen könnte. Das würde den Ausbau deutlich beschleunigen. Gopalan: "Wir wären mehr als glücklich, zu bauen."
Kooperationen gehören zur Glasfaser-Strategie
Um die Ziele beim Glasfaserausbau zu erreichen, setzt die Telekom auf Kooperationen mit anderen Unternehmen. Bekanntlich gibt es im Norden das Joint Venture "Glasfaser Nordwest" gemeinsam mit Ewe-tel.
Filderstadt: Stadtwerke bauen, Telekom betreibt
Im Süden gibt es seit etwa Februar 2021 eine Kooperation mit den Stadtwerken Filderstadt im Rahmen einer Public Private Partnership im Rahmen der Gigabitregion Stuttgart. Dort wollten nicht alle Städte und Gemeinden an der Gigabit-Region mitmachen, weil sie Angst um ihre lokale Hoheit ("Wem gehören die Leitungen?") hatten.
In Filderstadt ist man hingegen einen wesentlichen Schritt weiter: Die Stadtwerke Filderstadt bauen bis 2030 für 25.000 Haushalte ein Glasfaser-Netz, bis hinein in die Wohnung: Die Telekom betreibt und vermarktet dieses Netz, schreibt also die Rechnungen und ist Ansprechpartner für die Kunden. In den Gebieten Bernhausen und Augenloch soll es bereits losgehen, 2021 wird Plattenhardt (Ost) folgen, 2022 sollen Sielmingen und Bernhausen drankommen.
Chemnitz: Eins Energie baut, Telekom betreibt
Auch im Osten ist die Telekom mit dem Energieversorger Eins Energie in Chemnitz einig geworden. Das Modell ähnelt dem in Filderstadt: Die Kooperation mit Eins Energie Sachsen, die seit 2012 besteht, startet in Chemnitz, wo FTTH von dem Energieversorger bis in die Häuser gebaut wird, die Telekom betreibt dann das fertige Netz.
Dazu kommt die Kooperation der Telekom mit den Stadtwerken Münster, worüber wir schon berichtet hatten.
Kooperationen sind der Schlüssel
„Kooperationen sind ein wichtiger Hebel für mehr Glasfaser in Deutschland. Gleichzeitig lernen wir aus der Zusammenarbeit mit unseren Partnern. So können wir zukünftig noch besser auf unsere gegenseitigen Bedürfnisse eingehen und den Kunden noch stärker in den Fokus rücken“, erläutert Srini Gopalan die Gedankengänge der Telekom.
Surfen "im besten Netz"
Schon jetzt hat die Telekom mehr als 600.000 Kilometer Glasfaser verlegt, die aber oft bereits in Verteilerkästen am Straßenrand endet: Glasfaser bis zur Bordsteinkante (englisch Fiber to the Curb - FTTC). In Deutschland versorgt die Telekom über das sogenannte Vectoring mehr als 34,1 Millionen Haushalte und Unternehmen mit Bandbreiten von mindestens 50 bis zu 100 MBit/s im Download. Von den 34,1 Millionen Haushalten können 25,8 Millionen auch noch Super-Vectoring mit bis zu 250 MBit/s nutzen.
Auf dem Weg zur "echten" Glasfaser
Budnesweit können 2,3 Millionen Haushalte und Unternehmenstandorte ("HHUStOs") bereits heute einen Glasfaser-Anschluss mit Bandbreiten von bis zu 1 GBit/s bekommen, wenn sie möchten.
Die Telekom will in den kommenden Jahren ihren Beitrag dazu leisten, dass bis 2030 jeder Haushalt und jedes Unternehmen im Bundesgebiet über einen Glasfaser-Anschluss ins Haus verfügen kann. Erstes Etappenziel bleiben dabei die zehn Millionen FTTH-Anschlüsse bis Ende 2024.
Gopalan ist sich im Klaren, dass noch viel zu tun ist. Durch die Novellierung des Telekommunikationsgesetztes kann jetzt auch das Thema "Ausbau von Gebäuden" der Wohnungswirtschaft angegangen werden.
Deutschland hat mehr Glasfaser als andere Länder
Deutschland hat mehr Glasfaser verlegt, als alle anderen Länder in Europa, rechnet Goplan vor, nur ist es in den meisten Fällen noch 200-400 Meter von den Häusern weg. Aber Deutschland ist auch das "teuerste Land für den Glasfaser-Ausbau" in Europa, weil "Overhead Cable" (Freileitungen am Mast) und "Micro Trenching" nicht möglich sind: "Wir brauchen hier mehr Unterstützung von den lokalen Behörden und Regierungen." Schließlich möchte Gopalan seine Kunden zu Fans machen.
Der Telekom-Konkurrent in den USA AT&T muss offenbar seine teuer eingekauften Multimedia-Aktivitäten verkaufen.