Netzausbau

Erst bauen, dann genehmigen: Städtetag gegen o2-Vorschlag

Wer durch Deutsch­land reist, landet immer mal wieder in einem Funk­loch. Woran liegt das? An Büro­kratie und lang­wie­rigem Geneh­migungs­pro­zedere, sagen die Netz­betreiber. Ein verblüf­fend simpler Vorschlag löst auf kommu­naler Seite Kopf­schüt­teln aus.
Von dpa /

In der Diskus­sion um einen beschleu­nigten Mobil­funk-Ausbau warnt der Deut­sche Städ­tetag vor falschen Schlüssen. Telefónica-Deutsch­land­chef Markus Haas hatte sich in der "Süddeut­schen Zeitung" für die Devise "Erst bauen, dann geneh­migen" ausge­spro­chen - durch eine entspre­chende Regel­ände­rung könnte beim Netz­ausbau viel mehr Tempo gemacht werden, so der Manager.

EU-Staaten wie Spanien gingen bereits so vor. Helmut Dedy vom Deut­schen Städ­tetag äußerte hingegen Kritik. "Mit dem Motto "Erst bauen, dann geneh­migen" kommen wir nicht schneller voran", sagte Dedy der dpa. "Diese Forde­rung verkennt die Realität."

Städte seien "verläss­liche Partner beim Netz­ausbau"

Markus Haas, Vorstandsvorsitzender Telefónica Deutschland Markus Haas, Vorstandsvorsitzender Telefónica Deutschland
Bild: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Der Kommu­nal­ver­treter sagte, dass viele Bauar­beiten von Antennen oder Mobil­funk­masten gar nicht geneh­migt werden müssten. "Und wo die Städte für größere Sende­anlagen Geneh­migungen erteilen, geht der Bau selten direkt los", sagte der Kommu­nal­ver­treter. "Hier haben es die Unter­nehmen selbst in der Hand, den Ausbau zu beschleu­nigen."

Der Haupt­geschäfts­führer des Deut­schen Städ­tetages betonte, dass schneller Netz­ausbau nur mit hoher Akzep­tanz in der Bevöl­kerung einher­gehen könne. Deshalb müssten die Stand­orte von Sende­masten und Antennen sorg­fältig ausge­wählt werden und Anwohner müssten gehört werden. "Und nicht überall, wo Netz­betreiber Sende­anlagen hinstellen möchten, können die Städte das auch erlauben." Sicher­heits­aspekte, Denk­mal­schutz oder die bauliche Situa­tion könnten dage­gen­spre­chen.

Damit der Ausbau voran­kommt und Funk­löcher geschlossen werden, koope­rierten die Kommunen mit den Tele­kom­muni­kati­ons­firmen, sagte Dedy. "Sie stellen passende Grund­stücke bereit und verhan­deln Vertrags­kon­ditionen für die Nutzung kommu­naler Liegen­schaften aus." Die Städte seien "verläss­liche Partner beim Netz­ausbau".

Netz­betreiber fordern weniger Büro­kra­tie­bal­last

Die Dauer der Geneh­migungs­ver­fahren ist für die Tele­kom­muni­kati­ons­branche schon seit langem ein Ärgernis, bei neuen Stand­orten dauert es Bran­chen­angaben zufolge meis­tens 18 bis 20 Monate bis zum grünen Licht. Die Netz­betreiber fordern schon seit langem bessere Voraus­set­zungen und weniger Büro­kra­tie­bal­last, damit der Ausbau schneller voran­kommen kann.

Der Bran­chen­ver­band Bitkom hatte am Freitag bemän­gelt, dass das Antrags­ver­fahren oftmals ein Viel­faches länger dauere als der eigent­liche Bau. "Vom Antrag bis zur Geneh­migung dürfen nicht mehr als drei Monate vergehen", forderte Bitkom-Präsi­dent Achim Berg. An mehr als 1000 Mobil­funk-Stand­orten in Deutsch­land komme derzeit der Ausbau nicht voran. "Kompli­zierte, lang­wie­rige Verfahren bremsen oder blockieren den Netz­ausbau - und damit auch die Digi­tali­sie­rung."

Zuvor hatte Telefónica-Manager Haas in der "Süddeut­schen" betont, dass seine Firma die Stand­orte sorgsam aussuche. Nach oftmals jahre­langen Verfahren würden 99 Prozent aller Stand­orte am Ende geneh­migt. Und was, wenn der Bau steht und wider Erwarten ein Nein kommt? "Wenn die Geneh­migung nicht erteilt werden kann, bauen wir den Standort zurück", sagte Haas. "Das Risiko liegt also voll­ständig bei uns."

Und was sagt die Bundes­regie­rung dazu? Man prüfe derzeit die Umset­zung der Themen des Koali­tions­ver­trages, sagte eine Spre­cherin des Digi­tal­minis­teriums. Darin steht zum Beispiel, dass auch bei den Netzen die Geneh­migung deut­lich beschleu­nigt werden soll. Zum konkreten Haas-Vorschlag sagte die Minis­teri­ums­spre­cherin nichts.

In einer weiteren News fassen wir Details zu neuen LTE- und 5G-Sende­masten zusammen.

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