Netzausbau

Telekom jagt weiter Funklöcher: Es gibt noch viel zu tun

Viel Aufmerk­sam­keit hatte die Aktion „Wir jagen Funk­löcher“ der Telekom erzielt. Die Aktion pausiert nicht, es wird weiter gebaut, an einigen Orten besteht gegen­über der Konkur­renz aber deut­licher Nach­hol­bedarf.
Von

Viel Aufmerk­sam­keit hatte die Telekom mit ihrer Aktion „Wir jagen Funk­löcher“ erzielt. Die Aktion mache keine Pause, betont sie, Stand­ort­vor­schläge werden bewertet, Bege­hungen durch­geführt, Stand­orte gebaut und einge­schaltet.

Die Stadt Rothen­burg (02929/Ober­lau­sitz) ist die erste Kommune im Land­kreis Görlitz (Auto­kenn­zei­chen GR), die den Prozess von der Bewer­bung bei „Wir jagen Funk­löcher“ bis zur Einschal­tung komplett durch­laufen habe. Gestern seien um acht Uhr die Frequenzen für GSM (2G) am Funk­mast einge­schaltet worden, zwei Stunden später folgte die Zuschal­tung der breit­ban­digen LTE-Frequenzen. Jetzt sollen Anwohner oder Besu­cher im Orts­teil Lodenau mit Geschwin­dig­keiten von bis zu 50 MBit/s mobil ins Internet gehen.

Raus aus dem Funk­loch: Rothen­burg/O.L.

Nicht immer ist die Situation wie hier im Bild (bei Hannover): Es fehlen noch sehr viele Sendemasten in Deutschland Nicht immer ist die Situation wie hier im Bild (bei Hannover): Es fehlen noch sehr viele Sendemasten in Deutschland
Foto: Picture-Alliance / dpa
Rothen­burg war eine der ersten Kommunen, die im Rahmen von „Wir jagen Funk­löcher“ den Zuschlag erhielt. Als Standort schlug die Kommune ein Gebäude der Firma CTL Cell­technik Lodenau vor. Die Bege­hung mit einem Funk­netz­planer der Telekom verlief positiv. Der Anten­nen­mast wurde auf dem Dach des Firmen­gebäudes errichtet und per Glas­faser ans Netz ange­bunden.

Rothen­burgs Bürger­meis­terin, Heike Böhm, freut sich: „‚Wir jagen Funk­löcher‘ war eine groß­artige Idee der Telekom. So kommen auch Kommunen an einen zeit­gemäßen Mobil­funk­emp­fang mit LTE, die sonst wegen ihrer Größe oder Lage niemals zum Zuge gekommen wären. Die Zeiten, in denen wir zum Tele­fonieren zwei Kilo­meter weit fahren mussten, sind damit vorbei“.

Wie ist die Lage in Rothen­burg?

Beim Blick auf die Netz­abde­ckungs­karten von Voda­fone und Telefónica werden diese Orte als mit 2G und 4G "versorgt" ange­zeigt, sowohl in Gebäuden als auch outdoor. Und das scheint zu stimmen. Der Sender von Voda­fone steht nach Infor­mationen von teltarif.de direkt im Ort, der von o2 leicht südlich. Kenner bestä­tigen, dass der Sender der Telekom deut­liche Verbes­serungen bringe, in der gesamten deutsch-polni­schen Grenz-Region habe der Netz­betreiber aber noch gewal­tigen Nach­hol­bedarf.

Eine Mobile Sende­sta­tion (MRT) der Telekom an der Poli­zei­schule habe schon einiges gebracht, ein weiterer fester Mast sei dort im Bau, erfuhren wir aus der Lausitz.

Telekom: 539 Kommunen im Funk­loch

Bei der Aktion „Wir jagen Funk­löcher“ haben sich nach Angaben der Telekom 539 Kommunen um einen LTE-Mobil­funk­mast der Telekom beworben.

Bewer­bungen gingen aus allen Teilen Deutsch­lands ein, aller­dings beson­ders viele Bewer­bungen aus dem Bundes­land Rhein­land-Pfalz (133), gefolgt von Nord­rhein-West­falen (95) und Bayern (70). Insge­samt gingen 624 Bewer­bungen ein, da einige Kommunen mehrere Orts­teile meldeten.

Neuer Mast für Geest­land

Geest­land liegt bei Cuxhaven (Nieder­sachsen) im Nord­westen. Die Bauar­beiten für den neuen 40 Meter hohen Schleu­der­beton­mast haben begonnen. Er soll Geest­land und die Umge­bung besser versorgen. Die Deut­sche Funk­turm (DFMG) baut den Mobil­funk­mast im Auftrag der Telekom. „In erster Linie werden Kunden der Telekom von unserem Mast profi­tieren, wir bieten unseren Standort aber auch allen anderen Mobil­funk­anbie­tern an, so dass keine zusätz­lichen Masten errichtet werden müssen“, macht Bruno Jacobfeu­erborn, Geschäfts­führer Deut­sche Funk­turm, ein Angebot.

In der Regel geht ein Standort sechs bis zwölf Monate nach dem Baube­ginn in Betrieb und kann von den Kunden der Telekom genutzt werden. Der Mobil­funk­mast in Geest­land wird auch zukünftig 5G-Dienste senden können.

Bad Dürk­heim Isenachtal kommt 2022?

Das "bekann­teste Funk­loch" über rund 10 bis 15 km Strecke zwischen Bad Dürk­heim (67098) und Fran­ken­stein/Pfalz (67468/Rhein­land-Pfalz) will die Telekom im Früh­jahr 2022 konkret in Angriff nehmen. Dazu soll auf dem Hahn­acker­kopf ein etwa 50 Meter hoher Stahl­git­ter­mast aufge­baut werden, von dem die Telekom dann weite Teile der bisher weit­gehend unver­sorgten und bei Motor­rad­fah­rern beliebten Bundes­straße B37 abde­cken kann.

Die Stadt Bad Dürk­heim will noch dieses Jahr die Strom­ver­sor­gung an den Standort tief im Wald verlegen, das Signal soll über Richt­funk ange­lie­fert werden. Sende­start des seit 20 Jahren disku­tierten Stand­orts soll noch 2022 sein.

Ittertal bei Fried­richs­dorf bekommt Netz

Wir haben über Fried­richs­dorf bei Eber­bach berichtet, wo die Netz­ver­sor­gung mit Voda­fone ausge­fallen ist. Das dort verlau­fende roman­tische Ittertal ist derzeit (bis auf Fried­richs­dorf) mit keinem Netz­betreiber versorgt.

"In der Tat lässt unsere Versor­gung dort zu wünschen übrig", räumt die Deut­sche Telekom auf Nach­frage ein. "Wir wissen das und wollen deshalb zunächst die Land­straße L2311 zwischen Eber­bach und Fried­richs­dorf mit fünf neuen Mobil­funk­stand­orten versorgen. Vier der fünf geplanten Stand­orte liegen im Gemar­kungs­bereich Eber­bach. Einer auf der Gemar­kung Ober­zent. Neben der Land­straße und den anlie­genden Ortschaften und Weilern gilt unser Augen­merk dabei der parallel zur Land­straße verlau­fenden Bahn­trasse." Dies geschieht wohl im Rahmen der ange­kün­digten Zusam­men­arbeit zwischen Deut­scher Telekom und Deut­scher Bahn. Bei der Aktion „Wir jagen Funklöcher“ haben sich nach Angaben der Telekom 539 Kommunen um einen LTE-Mobilfunkmast der Telekom beworben Bei der Aktion „Wir jagen Funklöcher“ haben sich nach Angaben der Telekom 539 Kommunen um einen LTE-Mobilfunkmast der Telekom beworben
Bild: Deutsche Telekom
Aber der Teufel steckt im Detail: "Die Stand­ort­suche erweist sich auch hier als mühselig. In 2019/2020 haben wir die vom Such­kreis betrof­fenen Kommunen über unsere Vorhaben infor­miert und zur Betei­ligung an der Stand­ort­suche einge­laden bzw. die Bereit­schaft zur Bereit­stel­lung kommu­naler Liegen­schaften erfragt. Leider konnte kein geeig­neter öffent­licher Grund gefunden werden, sodass wir weiter in die Akquise im privaten Umfeld gestartet sind", teilt die Telekom weiter mit.

"Bei drei der fünf Stand­orte haben wir inzwi­schen viel­ver­spre­chende Stand­orte aus dem privaten Umfeld gefunden. Diese Stand­orte befinden sich aktuell in der Prüfung der funk­tech­nischen bzw. bauli­chen Eignung. Sollten diese Prüfungen positiv verlaufen, sind die nächsten Schritte die übli­chen: vertrag­liche Siche­rung, tech­nische Planung, Bauan­trag und Umset­zungs­start. Eine Prognose, wann die Stand­orte funken könnten, ist aller­dings noch nicht möglich."

Ein Wermuts­tropfen: Das gesamte Funk­loch Ittertal wird damit noch nicht gestopft, denn "für Unter­sens­bach sowie dem Stre­cken­abschnitt Kail­bach-Hessel­bach bestehen aktuell noch keine Planungen", so die Auskunft aus Bonn.

Gemein­same Mast­nut­zung?

Sobald die Sende­masten der Telekom gebaut und in Betrieb sind, ist durchaus denkbar, dass auch Voda­fone oder Telefónica diese Stand­orte entweder (mit eigener Technik) mitnutzen ("Site Sharing") oder im Rahmen von "Code­sha­ring" über MOCN (Mobile Operator Core Network) ihre eigene Netz­ken­nung über die Anlage eines Mitbe­wer­bers ausstrahlen.

Durch den Mobil­funk-Ausbau in Deutsch­land möchte die Telekom Lücken im Mobil­funk schließen und Band­breiten erhöhen. Wer einen Dach- oder Mast-Standort vermieten möchte, kann sich direkt an die Telekom-Tochter Deut­sche Funk­turm (www.dfmg.de) wenden.

Bauar­beiten ohne Vorwar­nung

Im Zuge der Netz-Erwei­terungen (z.B. zum Anten­nen­tausch) werden einzelne Basis­sta­tionen ohne Vorwar­nung kurz­fristig abge­schaltet, was gerade im Zeit­alter von "Home-Office" ein unhalt­barer Zustand ist, so ein Kommu­nal­ver­treter im Gespräch mit teltarif.de.

Bei den Ansprech­part­nern der Netz­betreiber sehe man nur die Gesamt­heit aller betreuten Sende­sta­tionen ("Ich habe rund 3500 Stationen in meinem Bereich") und nehme zu wenig Rück­sicht auf die Wünsche und Nöte der Bürger und Gemeinden vor Ort.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Das Thema Netz­ausbau bleibt ein Dauer­brenner. Klar, ein flächen­deckender Ausbau, wobei die Beto­nung auf Fläche und nicht auf Besied­lung liegt, ist ein sehr teures Unter­fangen, was nur in Koope­ration aller Betei­ligten und mit Förder­mit­teln möglich sein wird. Ob man den Ausbau über Minuten- oder Mega­byte-Preise oder Grund­gebühren oder Steuern zahlt, bleibt Geschmack­sache.

Wenn der Ausbau ein Erfolg werden soll, müssen die Betrof­fenen vor Ort mehr einge­bunden werden. Zuhören, wo Funk­löcher sind, Vorschläge für Stand­orte vor Ort aufgreifen und vor allen Dingen alle Betei­ligten infor­mieren, wo und wann etwas passiert. Es gibt noch viel zu tun.

Leben Sie im Funk­loch? Wenn ja, wo genau ist das? Wie haben Netz­anbieter oder die Gemeinde auf diese Fragen reagiert? Schreiben Sie uns im Forum.

Mehr zum Thema Netzausbau