Ratgeber

Ethernet, WLAN oder Powerline: Vor- und Nachteile der Vernetzung

Individuelles Nutzungsszenario für die Wahl der Verbindung wichtig
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Heimvernetzung via WLAN, Powerline und Co. Heimvernetzung via WLAN, Powerline und Co.
Bild: AVM
Die Fotos und Videos vom Smartphone auch am TV-Bildschirm anschauen, die aktuellen Musik-Alben von Adele oder Coldplay, die auf der Festplatte des PCs im Arbeitszimmer lagern, auch auf der HiFi-Anlage im Wohnzimmer hören und, und... Immer mehr Personen denken darüber nach ihre Häuser oder Wohnungen zu vernetzen: In ein Heimnetzwerk können eine Vielzahl unterschiedlicher Geräte integriert werden. Dabei kann jedes vernetzte Endgerät auf die Daten der anderen zugreifen. Doch wer ein Heimnetzwerk installieren will, steht vor der Qual der Wahl: Mit Ethernet-Kabel, WLAN oder dem Stromnetz stehen mindestens drei Möglichkeiten zur Verfügung. teltarif.de beleuchtet die Vor- und Nachteile.

Möglichkeit 1: Verbindung per Ethernet-Kabel

Heimvernetzung via WLAN, Powerline und Co. Heimvernetzung via WLAN, Powerline und Co.
Bild: AVM
Die älteste Möglichkeit der Vernetzung unterschiedlicher Endgeräte ist die Verbindung per Netzwerkkabel. Noch heute schwören zahlreiche Personen, die beispielsweise mehrere PCs in einer Wohnung an einen DSL-Router anschließen wollen, auf diese technische Lösung. Die Vorteile: Die Verbindungen per Ethernet-Kabel erreichen maximale Geschwindigkeiten. Abhängig von den angebundenen Geräten können bis zu 1 000 MBit/s (1 GB) erreicht werden. Diese hohe Geschwindigkeit im Datentransfer ermöglicht alle Nutzungsszenarien: Selbst ein HD-Video mit 1 080p kann vom PC zum LCD-TV im Wohnzimmer übertragen werden, ohne dass es zu "Ruckelbildern" kommt. Auf dem Weg vom Router zu den Endgeräten gibt es bei der Verbindung durch Netzwerk-Kabel kaum Datenverlust. Außerdem sind die Verbindungen sicher, da es sich um geschlossene Netzwerke handelt, auf die Unbefugte von außen keinen Zugriff haben.

Größter Nachteil ist, dass der Nutzer Kabelstränge und Leitungen durch die gesamte Wohnung ziehen muss. Wer Geräte in mehreren Wohnungen miteinander verbinden möchte, kommt ums Löcher-Bohren nicht herum. In vielen Mietwohnungen, in denen der Vermieter den Bewohnern das Durchbohren von Wänden untersagt hat, scheidet die Möglichkeit des Ethernet-Kabels daher schon aus.

Hinzu kommt, dass zahlreiche Endgeräte heutzutage gar keinen Netzwerkkabel-Anschluss mehr besitzen. Während man an PCs etwa noch eine zusätzliche Netzwerkkarte anschließen kann, lassen sich beispielsweise die meisten Internetradio-Geräte nicht entsprechend aufrüsten. Selbst wenn sich Geräte an ein Ethernet-Kabel anschließen lassen, ist die Installation oft problematisch und kann in Einzelfällen sogar nur von Spezialisten durchgeführt werden.

Möglichkeit 2: Vernetzung über WLAN

Am weitesten verbreitet ist die drahtlose Vernetzung über Wireless-LAN (WLAN). Fast jedes Gerät, das der Nutzer in ein Heimnetzwerk einbauen will, verfügt über einen WLAN-Zugang. Der größte Vorteil dieser Lösung ist, dass für die Datenübertragung keine Kabel benötigt werden. Den bei der Vernetzung per Ethernet-Kabel unvermeidbaren Kabelsalat gibt es bei WLAN-Verbindungen also nicht.

Auch die Einbindung von Endgeräten in ein Netzwerk ist in der Regel ein Kinderspiel. Sind Geräte nach dem DLNA- oder einem kompatiblen Standard eingebundenen, können sie sich im Netzwerk automatisch und eigenständig konfigurieren. Das bedeutet für den Endverbraucher, dass er bei der Einrichtung maximal eine Server-Software installieren und den WLAN-Schlüssel eingeben muss, und schon können alle Geräte den DSL-Router ansprechen.

Allerdings hat die Verbindung via WLAN auch einige Nachteile: Das Tempo hängt vom verwendeten Standard ab, am schnellsten sind derzeit Verbindungen im IEEE 802.11n-Standard mit nominell maximalen 300 MBit/s. Trotz moderner Verschlüsselungsverfahren (etwa WPA2) ist nach wie vor nicht ausgeschlossen, dass sich Hacker von außen in eine WLAN-Verbindung mit einwählen können. Je nach den räumlichen Gegebenheiten ist es zudem möglich, dass die WLAN-Verbindung zu wenig Bandbreite liefert. Schuld daran können etwa Stahlbeton- oder Gipskartonwände oder eine zu große Entfernung zum DSL-Modem sein. Auch einige störende Elektrogeräte wirken sich negativ auf den Datendurchsatz aus. Vor allem in dichter bebauten Gebieten sind die zur Verfügung stehenden Funkkanäle inzwischen mit WLAN-Netzen überbelegt. Das Resultat ist, dass es zu Interferenzen kommt und das eigene WLAN-Netz nur noch ein Bruchteil der maximal möglichen Bandbreite liefert.

Möglichkeit 3: Der Aufbau eines Powerline-Netzwerks

Powerline-Adapter von Trendnet Powerline-Adapter von Trendnet
Bild: Trendnet
Wer sich weder für Ethernet, noch für WLAN entscheiden will, kann auch auf die Datenübertragung über vorhandenen Stromleitungen, auch Powerline genannt, zurück greifen. Zu den Vorzügen dieser Technik gehört - ähnlich wie bei WLAN - die einfache Installation. Ein Homeplug-Stecker wird per Ethernet-Kabel mit PC oder Router verbunden, und schon ist die Datenübertragung über das Stromnetz möglich. Die Geschwindigkeiten liegen höher als bei einer WLAN-Verbindung: Theoretisch liefert der Homeplug-AV-Standard bis zu 200 MBit/s. Der neue Standard AV2 ermöglicht sogar Geschwindigkeiten von bis zu 1 GBit/s. Die tatsächlich erreichte Geschwindigkeit ist jedoch abhängig von der Güte der Stromleitung. Ein Homeplug-Netzwerk ist außerdem störanfälliger als eine Ethernet-Verbindung. Der Verbraucher sollte zudem darauf achten, dass die maximale Reichweite rund 200 Meter beträgt. Immerhin sind Powerline-Verbindungen sicherer als WLAN-Netze, denn der Datenstrom endet zumindest laut den Herstellern immer am eigenen Stromzähler. Dennoch sollten sich Kunden mit einem Netzwerkkennwort schützen, denn nicht selten hängen beispielsweise Einliegerwohnungen in einem Wohnhaus am gleichen Stromnetz.

Falls der Datendurchsatz aufgrund von Störeinflüssen zu gering ist, muss der Verbraucher zusätzliche Installationen durchführen: Experten raten beispielsweise dazu, dass jeder Adapter seine eigene Wandsteckdose erhalten und unverdeckt bleiben sollte, denn beim Anschluss der Powerline-Adapter an eine Steckerleiste können andere "Stromfresser" die Leistung negativ beeinflussen. Nicht zu verachten ist auch, dass umgekehrt auch elektrische Geräte wie Radios oder Fernsehgeräte innerhalb der Wohnung durch Powerline gestört werden können, da die Stromkabel quasi zu Sendeantennen werden und den terrestrischen Empfang empfindlich stören können. Je nach Ausstattung liegen die Preise für ein Powerline-Adapter-Starterkit zwischen etwa 50 und 150 Euro - hinzu kommen Kosten für zusätzliche Kabel.

Fazit: Den idealen Weg bei der Vernetzung gibt es nicht

Bei den drei von uns beschriebenen Verbindungsarten bei der Vernetzung gibt es ihn nicht, den idealen Weg: Es ist von individuellen Bedürfnissen und den Arten der zu vernetzenden Endgeräte abhängig, ob sich der Kunde für eine Verbindung mit Ethernet-Kabel, mit WLAN oder für Powerline entscheidet. Für eine einfache Ein-Zimmer-Wohnung ist möglicherweise eine Ethernet-Verbindung die beste Lösung, sofern sich alle Geräte integrieren lassen. In größeren Wohnungen oder Häusern ist dagegen eher eine Verbindung per WLAN oder Powerline vorteilhaft.

Es ist auch möglich Mischformen herzustellen: So könnten zum Beispiel im Wohnzimmer mehrere netzwerkfähige Geräte über Ethernet-Kabel an einem Switch angeschlossen sein, während weitere Geräte im Wohnzimmer auf WLAN zurück greifen und die gesamte obere Etage per Powerline versorgt wird. Experten empfehlen dabei, langsamere Übertragungswege wie WLAN oder Powerline in der Struktur des Netzwerks weiter unten anzusiedeln. Generell gilt: Je mehr Geräte in einem Heimnetzwerk parallel betrieben werden, umso höher sollte die Bandbreite des DSL-Anschlusses sein.

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