Sicherheit

Saudische Behörden erhalten offenbar Zugriff auf Blackberry-Daten (aktualisiert)

Deutschland: Streit um Smartphone-Sicherheit in Regierungskreisen
Von Ralf Trautmann mit Material von dpa und AFP

Eine angekündigte Sperre der Blackberry-Dienste in Saudi-Arabien ist im letzten Moment abgewendet worden. Der Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) habe eingewilligt, eigene Server im arabischen Königreich zu installieren, bestätigte ein Beamter der staatlichen saudischen Telekom-Behörde CITC. "Erste Test sind bereits im Gange", fügte der Offizielle hinzu, der namentlich nicht genannt werden wollte. Ein Blackberry Stein des Anstoßes:
Der Blackberry
Bild: RIM

Ursprünglich hatte Saudi-Arabien am letzten Dienstag angekündigt, die Blackberry-Dienste ab Freitag wegen "Sicherheitsbedenken" zu verbieten. Die Sperre blieb jedoch aus. Nutzer des Smartphones berichteten lediglich von zeitweiligen Ausfällen. Die RIM-Top-Managerin Frenny Bawa reiste zu Gesprächen mit den CITC- Verantwortlichen nach Riad.

Experten: Saudische Behörden können auf Datenfluss zugreifen

Mit dem nun vereinbarten Aufbau von Servern vor Ort können die saudischen Behörden nach Ansicht von Experten auf den Datenfluss bestimmter Blackberry-Nutzer zugreifen, sofern dies im Zusammenhang mit Maßnahmen zur Terrorabwehr und -bekämpfung notwendig ist.

Die Smartphones gelten als abhörsicher und erregen deshalb generell den Argwohn autoritärer Regime. Vor knapp einer Woche hatten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) angekündigt, die Blackberry- Dienste auf ihrem Staatsgebiet vom 11. Oktober an verbieten zu wollen. Auch in Indien steht der Blackberry-Hersteller RIM wegen der Verschlüsselung seiner Dienste unter Druck.

Deutschland: Streit um Sicherheit bei Blackberry & Co.

In Deutschland gibt es indes weiter Streit um die Nutzung von Blackberrys und weiteren Smartphones wie dem iPhone in Regierungskreisen. So hat sich der SPD-Sicherheitsexperte Sebastian Edathy jetzt für ein generelles Verbot dienstlicher Kommunikation über bestimmte Smartphones in Ministerien ausgesprochen. "Alle müssen sich an die Warnungen halten", sagte Edathy der Bild-Zeitung [Link entfernt] . "Es wäre fahrlässig, wenn durch eine falsche Nutzung ein Sicherheitsrisiko bei der Regierungsarbeit entsteht." Bedenken gegen Blackberrys gibt es laut Bild, weil die Daten über Rechenzentren in Kanada und Großbritannien fließen und die jeweiligen Regierungen sowie die Vereinigten Staaten einen Zugriff auf die Daten hätten. Zudem bestehe bei Smartphones die Gefahr, dass Hacker oder Terroristen sensible Daten abgreifen könnten.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hatte wegen Sicherheitsbedenken vor der Benutzung der verbreiteten Smartphones Blackberry oder iPhone gewarnt. Laut "Bild" halten sich nicht alle Regierungsmitarbeiter an die Empfehlung des BSI. Auch das Bundesinnenministerium hat den Ministerien demnach empfohlen, auf den Einsatz von unsicherer Internethandys zu verzichten und statt dessen auf das sichere Smartphone "Simko2" umzusteigen - ein HTC-Gerät, das sich durch bestimmte Verschlüsselungsmechanismen auszeichnen soll. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer sei wegen der Smartphone-Nutzung sogar schon vom Innenministerium ermahnt worden, will die Bild-Zeitung erfahren haben.

Weitere Artikel zu den Blackberry-Smartphones von RIM