Netzausbau

VDSL oder FTTH? Diese Frage stellt sich nicht nur in Großstädten

Nicht nur in den Großstädten gibt es einen Infrastrukturwettbewerb: In Sachsen-Anhalt buhlen Telekom und ein Zweckverband um die Gunst der Kunden. Es ist ein Kampf zwischen VDSL und FTTH.
Von Thorsten Neuhetzki

Aktion Highspeed Internet für die Altmark Aktion Highspeed Internet für die Altmark
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Wenn man an den Kampf um die Kunden und den intensiven Netzausbau denkt, fallen einem in der Regel Großstädte wie Köln oder München ein, in denen die Telekom in Konkurrenz zum Kabelanbieter und zu den lokalen alternativen Infrastruktur­anbietern auftritt. Doch es geht auch anders: Anfang der Woche hat die Telekom eine Liste von mehr als 160 Orten bekanntgegeben, in denen der Anbieter kurzfristig ganz oder zumindest in kleinen Teilen VDSL bzw. VDSL Vectoring und somit bis zu 100 MBit/s anbieten will. Darunter findet sich auch Seehausen/Altmark.

Glasfaser vs. Glasfaser: FTTH vs. VDSL

Aktion Highspeed Internet für die Altmark Aktion Highspeed Internet für die Altmark
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Altmark liegt im Norden Sachen-Anhalts und darf abseits der drei wichtigsten Städte Salzwedel, Gardelegen und Stendal durchaus als ländlich bezeichnet werden. Um so interessanter, dass gerade in dieser Region ebenfalls ein Ausbau-Wettkampf entbrannt ist. Denn während sich das Land Sachsen-Anhalt schon im vergangenen Jahr zu einem Pakt mit der Telekom entschlossen hat, möchte man in der Altmark lieber gleich einen Schritt weiter gehen und treibt ein FTTH-Projekt voran, bei dem das Glasfaserkabel bis in die Wohnung des Kunden gelegt wird.

Eigens dafür gegründet wurde schon vor mehreren Jahren der Zweckverband Breitband Altmark, der zusammen mit dem vor allem im Osten Deutschlands präsenten DNS:NET das Ziel umsetzen will. Just in der Woche, ist der die Telekom einen Zwischenstand bei ihrem Ausbau meldet, meldet sich sodann auch DNS:NET zu Wort und vermeldet, dass erste Einwohner in Gardelegen mit bis zu 500 MBit/s online gehen können. Dabei wird einmal mehr deutlich: Telekom und Wettbewerber ziehen nicht an einem strang - auch wenn das gerade erst wieder der Präsident der BNetzA gefordert hatte.

Im September und Oktober seien die ersten Backbone-Trassen für Sachsen-Anhalt durch die DNS:NET in Kooperation mit den regionalen Versorger­unternehmen Gasline und Avacon AG in Betrieb genommen worden. Damit kann die Hochgeschwindigkeitsstrecke über Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt zum Anschluss der Kommunen genutzt werden.

Die Planungen für diesen Ausbau laufen schon seit viel längerer Zeit. Im Herbst vergangenen Jahres hatte sich dann das Land Sachsen-Anhalt mit der Telekom zusammengetan und den VDSL-Ausbau forciert, obwohl in der Region schon längst FTTH-Ausbaupläne liefen. 2012 gab es bereits erste Planungen für das Netz, das durch die Tatsache, das jedes Haus neu angegraben werden muss, aufwändiger und teurer ist.

Weitere Orte sollen mit "echtem" Glasfasernetz versorgt werden

Der VDSL-Ausbau der Telekom in Seehausen Der VDSL-Ausbau der Telekom in Seehausen
Screenshot: teltarif.de
Weitere Orte mit Glasfaseranschluss folgen kontinuierlich, verspricht das Unternehmen. Die Tiefbauarbeiten im Gebiet der Startregion (auch als Cluster 1 bezeichnet) rund um Arneburg schreiten weiter voran. Bis Mitte Dezember sollen die Orte Wulkau und Schwarzholz ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Der Zweckverband Breitband Altmark werde demnächst die ersten vierhundert Haushalte an den Netzbetreiber DNS:NET übergeben. In Wulkau wird dazu der erste Verteilerknoten aufgebaut und die Anschlüsse der einzelnen Häuser realisiert.

Im kommenden Jahr soll der Ausbau weitergehen, dann steht Tangerhütte auf dem Plan. Tangerhütte gehört zum Ausbau-Cluster 3. Zum Cluster 3 gehören auch die Ortsteile Köckte, Grobleben, Langensalzwedel, Hämerten, Miltern und Buch der Einheitsgemeinde Stadt Tangermünde. Diese sechs Orte können im Zuge des Ausbaus in der Startregion Arneburg an die schon vorhandene Infrastruktur angebunden werden, berichtet DNS:NET.

Vermarktung auch und gerade in VDSL-Gebieten der Telekom

Von Kabelrollen wie diesen werden die Leerrohre für Glasfaserleitungen verlegt. (Symbolbild) Von Kabelrollen wie diesen werden die Leerrohre für Glasfaserleitungen verlegt. (Symbolbild)
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Weitere Planungen für den Ausbau laufen, allerdings müsse die Wirtschaftlich­keitsquote von 60 Prozent in der Vorvermarktung erreicht werden. Dies gilt für Teile der Region Elbe-Havel-Land (Cluster 3) und die Stadt Arendsee (Cluster 2). In Arendsee werde es im Frühjahr eine Nachvermarktung geben und zeitgleich Vermarktungs­aktionen in der Verbandsgemeinde Seehausen (Winter 2016, ebenfalls Cluster 2). Gerade für Seehausen gilt, dass der Zweckverband schnell handeln muss, will er die Kunden von sich überzeugen. Immerhin bietet die Telekom in weiten Teilen der 5000-Einwohner-Gemeinde jetzt VDSL 100 an.

Derzeit laufen zudem die Bedarfsermittlungen für die geplanten weiteren Ausbaugebiete. Die Vermarktung im Cluster 4 Beetzendorf-Dierdorf beginnt in diesem Monat. Hier spricht der Zweckverband 11 000 Einwohner an. In ursprünglichen Planungen wollte man 210 000 Haushalte anbinden.

Zu den Plänen der Deutschen Telekom in der Altmark und dem restlichen Sachsen-Anhalt hatten wir vor einem Jahr einen ausführlichen Artikel veröffentlicht.

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