Kurznachrichten

Messaging: Die SMS wird zum Auslaufmodell

Messaging-Apps und mobile Internetnutzung verdrängen SMS
Von Marie-Anne Winter

Noch für Milliarden-Umsätze gut, aber technisch überholt: Die SMS. Noch für Milliarden-Umsätze gut, aber technisch überholt: Die SMS.
Bild: teltarif.de
Jahrelang erfreute sie sich als unkompliziertes Kommunikation-Mittel sowohl bei Handykunden als auch Mobilfunk-Anbietern schier ungeheurer Beliebtheit: Die SMS. Mit der Kurznachricht können per Handy schnell, unkompliziert und knapp Informationen ausgetauscht werden, was weite Nutzerkreise schätzen. Und die Mobilfunkanbieter lieben sie, weil SMS mit wenig technischem Aufwand viel Umsatz bringen - denn Kurznachrichten sind im Verhältnis zu der Datenmenge, die damit transportiert wird, ziemlich teuer.

Noch für Milliarden-Umsätze gut, aber technisch überholt: Die SMS. Noch für Milliarden-Umsätze gut, aber technisch überholt: Die SMS.
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Mit dem Ausbau der Datennetze und der zunehmenden Nutzung mobiler Internetangenote ist der Zenit der SMS-Nutzung inzwischen längst überschritten: Nach dem Rekord-Ergebnis im Jahr 2007, wo der SMS-Anteil bei den Umsätzen der Mobilfunker mit 2,4 Milliarden Euro bzw. mit 13,1 Prozent am höchsten lag, ist der SMS-Anteil an dem Umsätzen in den vergangenen Jahren zwar langsam, aber stetig gesunken und liegt nun bei etwa 2 Milliarden Euro und gut 11 Prozent der Datenumätze. Im gleichen Zeitraum ist der Umsatz mit mobilen Daten allerdings von 1,6 Milliarden Euro bzw. 8,9 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro gestiegen, was mittlerweile einem Anteil von gut einem Viertel der Mobilfunk-Umsätze entspricht. Diese Daten stammen aus der jährlichen Aufstellung der Zahlen für den deutschen Kommunikationsmarkt durch Dialog Consult und den VATM.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Ergebnis einer aktuellen Umfrage wider: Danach halten 60 Prozent der Bundesbürger den Handy-Kurznachrichtendienst für technisch überholt. In Zeiten günstiger oder gar kostenloser Smartphone-Apps für den Ausstausch von Nachrichten sind 56 Prozent der Befragten nicht länger bereit, für SMS extra zu bezahlen. Für diese Erhebung hat Lischke Consulting 1 000 Bundesbürger befragt.

Der Kurznachrichten-Dienst ist technisch überholt

Der klassische SMS-Kurznachrichten-Dienst ist durch den technischen Fortschritt längst überholt worden: Rund 60 Prozent der Bundesbürger sind inzwischen der Ansicht, dass ein Handy-Dienst neben reinen Textmeldungen auch den Versand von Fotos, Videos und Audiodateien sowie das Chatten unterstützen sollte. Genau das ist mit Smartphone-Apps wie WhatsApp oder TextMe möglich. Berührungsängste mit derartigen Diensten kennt die Mehrheit der Deutschen nicht. 56 Prozent der Befragten sehen in der Handhabung kein Hindernis. Das Herunterladen und Einrichten derartiger Apps ist allerdings wirklich sehr einfach und der für die Nutzung anfallende Datentraffic wird in der Regel über das für das Smartphone ohnehin gebuchte Datenpaket verrechnet, ohne dass weitere Kosten anfallen. So sieht WhatsApp auf dem Smartphone aus. So sieht WhatsApp auf dem Smartphone aus.
Bild: whatsapp.com

"Der weltweite Siegeszug der kostenlosen Smartphone-Applikation WhatsApp zeigt, wie rasant selbst etablierte Geschäftsmodelle wie die gebührenpflichtige SMS vom Markt verdrängt werden können", sagt Alexander Bartel, Telekommunikations-Experte von Lischke Consulting. "Mobilfunkanbieter sind daher gefordert, neue Angebote mit Mehrwert zu entwickeln, um sich von den kostenlosen Diensten abzugrenzen. Dabei bietet sich die Sicherheitskompetenz der Telekommunikations-Unternehmen als Schlüsselthematik an. Denn immerhin jeder zweite Bundesbürger hat bei der Nutzung kostenfreier Applikationen wie WhatsApp Bedenken, etwa weil sie wegen möglicher Hacker-Angriffe zu unsicher sind."

Genau darauf setzen die deutschen Netzbetreiber mit ihrem Messaging-Angebot Joyn, das auf dem Standard RCS-e (Rich Communication Suite-enhanced) aufsetzt. Bisher hat allerdings nur Vodafone den Dienst offiziell gestartet, die Telekom und o2 haben den Joyn-Start für Dezember angekündigt.

Joyn kommt derzeit genau wie andere Messaging-Apps per Download der App aufs Smartphone, im Unterschied zu den anderen Angeboten müssen die Mobilfunk-Kunden für den Dienst aber eine SIM-Karte des jeweiligen Netzbetreibers nutzen. Die Netzbetreiber betonten aber, dass die Nutzung von Joyn sicherer sei, weil hier kein Drittanbieter Daten mitlesen könne.

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