Daten-Priorisierung

Online-Video-Anbieter: Telekom-Datendrosselung berührt uns nicht

Videotheken und Cloud-Services warten technische Umsetzung ab
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Bild: teltarif.de / Paulina Gesikowski
Die geplante Datendrosselung der Telekom bei DSL und VDSL trifft nicht nur die Anwender, sie bedroht auch die Geschäftsmodelle etablierter Video-on-Demand-, Musik- und Cloud-Anbieter. Doch diese geben sich momentan noch gelassen.

Interesse, aber auch Befürchtungen ausgelöst hat die Ankündigung der Telekom, gewissen Diensten im Internet einen Status als "Managed Service" einzuräumen. Abgesehen davon, dass damit eine Prioisierung gewisser Protokolle und Datenströme im Netz zementiert wird, stellt sich die Frage, zu welchen Konditionen die Telekom eine derartige Netzpriorisierung anbieten wird.

Auf der einen Seite stehen Internet-Riesen wie Google mit YouTube, die nach Angaben der Netzbetreiber mit ihren Gratis-Diensten einen großen Teil des Traffics verursachen, ohne sich finanziell am Netzausbau zu beteiligen. Auf der anderen Seite stehen kommerzielle Anbieter von Video-on-Demand, Musik-Streaming und Cloud-Diensten, die vom Kunden Geld verlangen und per Geschäftsmodell auf eine Breitbandverbindung angewiesen sind.

Lovefilm und alleskino.de zeigen kaum betroffen, Watchever besorgt

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Bild: teltarif.de / Paulina Gesikowski
Die Online-Videothek Lovefilm, die eine großen Teil ihres Umsatzes immer noch mit dem Versand von DVDs und Blu-rays erwirtschaftet, baut ihr Video-on-Demand-Angebot kontinuierlich aus, sieht aber momentan wohl keinen Handlungsbedarf. "Leider können wir zu Ihren Fragen in absehbarer Zeit noch keine Stellung nehmen. Die Telekom selbst spricht ja von einer Einführung der Drosselung nicht vor 2016; falls es dann in drei Jahren wirklich dazu kommen sollte, wird sich Lovefilm mit Sicherheit dazu äußern", schreibt die PR-Agentur der Online-Videothek.

Recht innovativ gestaltet sich das im Februar gestartete Angebot von alleskino.de: Der Video-on-Demand-Service konzentriert sich ausschließlich auf (auch selten zu sehende) deutsche Filme und strebt an, den größten Teil des deutschen Film-Erbes online gegen Bezahlung verfügbar zu machen.

"Da die Telekom von einer Bandbreitendrosselung frühestens 2016 ausgeht, warten wir die Situation und kommende Entwicklungen erst einmal ganz entspannt ab", schreibt Till Boller von alleskino.de. "Grundsätzlich stehen wir den Vorgängen natürlich kritisch gegenüber und würden uns eine gesetzlich festgeschriebene Netzneutralität wünschen, die solche Ungleichbehandlungen verhindert."

Nach Angaben von Watchever bestehe der Weg für erfolgreiche Geschäftsmodelle im Internet darin, dem Kunden freie Wahl zu lassen und das Video-On-Demand-Angebot ohne jede Einschränkung bereit zu stellen. Komplexe Internet-Volumentarife mit zu vielen Einschränkungen im Kleingedruckten hätten in der Vergangenheit nicht funktioniert.

Die Telekom-Tochterfirma Strato bietet mit dem HiDrive einen beliebten Cloud-Service, doch auch dort gibt man sich demonstrativ gelassen. "Wir sehen keine Auswirkungen auf unser Geschäftsmodell: Wenn wir uns die durchschnittliche Nutzung von HiDrive-Kunden anschauen, dann wird die Drosselung an 98 Prozent der Nutzer spurlos vorbei gehen", teilt das Unternehmen mit. Auf die Preisgestaltung des Dienstes würden sich die aktuellen Entwicklungen nicht auswirken.

"Zunächst einmal gilt die Datendrosselung nur für Telekom-Neukunden," teilt uns Thorsten Schliesche, General Manager Rhapsody Europe für den Musikdienst napster in einer Stellungnahme mit. "Grundsätzlich muss die Telekom aus unsere Sicht, um weiterhin die gesetzlich Netzneutralität zu erfüllen, datenintensive Streaming- und Download-Dienste für Musik-, Buch-, Hörbuch- und Filminhalte aus der Traffic-Berechnung ausschließen. Dies umso mehr, da die Telekom ein eigenes Entertainment-Angebot bietet und sich über einen ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil verschaffen würde, wenn nur der eigene Dienst nicht in die Berechnung einfließen würde. Insoweit sehen wir aktuell keinen Anpassungsbedarf unserer Preisgestaltung, da unserer Meinung nach die Telekom verpflichtet sein wird, Napster und ähnliche Angebote au der Traffic-Berechnung herauszulassen - ohne, dass die Anbieter hierfür einen Kooperationsvertrag eingehen müssen. Wir werden die Entwicklung natürlich sehr genau beobachten, um zeitnah agieren zu können, sollte sich Handlungsbedarf ergeben."

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