Hintergrund

VDSL: 443 Telekom-Vermittlungsstellen haben kein VDSL

An den meisten Ver­mittlungs­stellen wird schon heute VDSL angeboten. Wie viele Haushalte sich durch Vectoring im Nahbereich zusätzlich mit Breitband erschließen lassen, ist jedoch unklar. Wir gehen der Bedeutung von VDSL aus dem Hvt auf den Grund und zeigen Ihnen, wieviele Leitungen es gibt.
Von Thorsten Neuhetzki

Kollokationen von Alternativ-Anbietern in den Vermittlungsstellen - so sehen sie aus. Kollokationen von Alternativ-Anbietern in den Vermittlungsstellen - so sehen sie aus.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Deutsche Telekom will eine Regulierungs­änderung durchsetzen, die eine Änderung für den Einsatz von VDSL in den Vermittlungs­stellen und dem direkten Umkreis bedeutet. Doch was bedeutet das in Zahlen? In wie vielen Vermittlungsstellen wird VDSL schon eingesetzt und wieviele würden zusätzlich mit VDSL versorgt? Wir haben einige Zahlen bezüglich der Vermittlungsstellen und der VDSL-relevanz zusammengetragen.

Die Deutsche Telekom betreibt 7 904 Hauptverteiler (Hvt, auch Vermittlungsstellen genannt). Diese werden in Teilen von anderen Anbietern mitgenutzt, die von hier aus ihre Kunden über die Kupferdoppelader versorgen ("Kollokation"). 4 253 Hvts verfügen über entsprechende Kollokationen anderer Anbieter, an 3 659 kommt auch VDSL zum Einsatz. Um diese 3 659 Hvts im Bestand der Alternativ-Anbieter geht es im Kern beim jetzigen Regulierungsantrag der Telekom. Es geht aber auch um die Kabelverzweiger (Kvz) im Nahbereich (550 Meter) dieser Hvts. In diesen kann derzeit kein VDSL und somit auch kein VDSL Vectoring einsetzt werden, VDSL-Kunden werden in der Regel über den Hvt oder gar nicht mit VDSL versorgt. Es ist von insgesamt 30 220 Nahbereichs-Kvz die Rede. Die allermeisten Kunden dürften jedoch von der Vermittlungsstelle aus mit VDSL versorgt werden, nur in vereinzelten Gebieten ist dieses offenbar nicht möglich.

Unklar ist, wie viele Haushalte heute schon schnelles Internet im Nahbereich haben

Kollokationen von Alternativ-Anbietern in den Vermittlungsstellen - so sehen sie aus. Kollokationen von Alternativ-Anbietern in den Vermittlungsstellen - so sehen sie aus.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom unterhält VDSL-Anschlüsse an 7 461 Hvt-Standorten. Durch den Einsatz von Vectoring und die verbindliche Zusage, den Ausbau im Nahbereich bis 2018 abgeschlossen zu haben, würden also nur 443 zusätzliche Hvts mit VDSL versorgt werden. Wieviele Haushalte derzeit komplett ohne VDSL auskommen müssen, ist unklar. Es dürfte sich bei den nicht-versorgten Hvts um kleinere Orte handeln, die entsprechend wenig Haushalte aufweisen. Allerdings kann durch VDSL Vectoring im Nahbereichs-Kvz die Datenrate erhöht werden und es können auch Kvz versorgt werden, die bislang nur mit ADSL2+ versorgt sind.

Auch ist unklar, wie viele Haushalte im Nahvereich versorgter Hvts aktuell kein VDSL bekommen können. Die Telekom spricht von bis zu 5,9 Millionen Haushalten, die sie neu mit VDSL Vectoring (100 MBit/s) versorgen will. Der größte Teil dieser Kunden dürfte aber schon heute einen normalen VDSL-Anschluss bekommen, schätzen die Wettbewerber. Konkrete Zahlen waren aber auf Nachfrage weder bei den Wettbewerbern noch bei der Telekom zu erfahren. Bei der Telekom geht man davon aus, dass nur eine einstellige Prozentzahl dieser Haushalte heute VDSL mit vollen 50 MBit/s bekommen kann. Der Grund seien die zum Teil auch im Nahbereich hohen Leitungslängen, die mit ihrer Dämpfung zu einer Reduzierung der Bandbreite sorgen würden.

So viele Anschlüsse werden betrieben

Bundesweit 47 Alternativanbieter nutzen die Kollaktion im Hvt um VDSL auf der Hvt-Teilnehmeranschlussleitung (TAL) zu realisieren. Insgesamt werden auf diesem Weg 134 077 VDSL-Anschlüsse von Wettbewerbern realisiert. Diese Zahl bezieht sich - wie alle anderen Angaben in diesem Artikel auch - auf den 31. Januar. Dabei haben die Alternativanbieter in den vergangenen Monaten nach Telekom-Angaben im Monat um etwa 5 000 Anschlüsse zugelegt. Am Jahresende 2013 waren bundesweit nur 73 717 Wettbewerber-VDSL-Anschlüsse geschaltet. Doch nach Aussage der Telekom im Regulierungsantrag ist "ein allgemeiner Markttrend zu einer verstärkten Nachfrage von VDSL-Hvt-TAL nicht ersichtlich". Wieviele Leitungen die Wettbewerber pro Hvt geschaltet haben, ist auch stark unterschiedlich. Die Spanne reicht nach Telekom-Angaben von einem bis hin zu 354 Wettbewerber-Anschlüssen.

Die Telekom selbst betreibt 563 372 VDSL-Anschlüsse aus ihren Hvts. 187 197 dieser Anschlüsse sind als Wholesale-Anschlüsse im Auftrag von Wettbewerbern geschaltet, der überwiegende Anteil schon als Bitstream-Vorleistung, das die Telekom künftig ihren Wettbewerbern als einzige Anschlussmethode anbieten will.

Alle Details zu VDSL Vectoring und den aktuellen Plänen haben wir auf unserer Übersichtsseite zu VDSL Vectoring gesammelt.

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