Konzern

Deutsche Telekom: Darum ist keine Preiserhöhung geplant

Die Deut­sche Telekom will trotz gestie­gener Kosten die Preise für die Kunden stabil halten. Unter­neh­mens­chef Tim Höttges droht zudem mit einer Abkehr aus Deutsch­land.
Von mit Material von dpa

Die Deut­sche Telekom wird vorerst keine Preise erhöhen. Das sagte der Chef des Unter­neh­mens, Tim Höttges, am Donnerstag im Rahmen der Bekannt­gabe der Quar­tals­zahlen des Unter­neh­mens. Dabei räumte Höttges ein, dass sein Konzern eigent­lich die in den vergan­genen Monaten gestie­genen Kosten an die Kunden weiter­gegeben müsse. So seien beispiels­weise Energie und Personal teurer geworden.

Kunden müssen dennoch vorerst nicht damit rechnen, dass die Telekom Tarife zuun­gunsten der Nutzer ändert. So zitiert inside digital Tim Höttges mit den Worten: "Wir sind nicht in der Lage, aufgrund der extrem hohen Wett­bewerbs­inten­sität, auch befeuert durch die virtu­ellen Netz­betreiber oder durch die Dritt­nutzer auf unseren Netzen, die Preise an die Kunden weiter­zugeben."

Die Telekom setze auf Kunden­zufrie­den­heit und wolle Bestands­kunden halten. Bei Preis­erhö­hungen wäre hingegen zu befürchten, dass sich einige Nutzer auf dem Markt nach güns­tigeren Alter­nativen umsehen. Diese Erfah­rung musste beispiels­weise Voda­fone machen, das auch Bestands­kunden höhere Kosten für DSL- und Kabel­anschlüsse ange­kün­digt hat. Abzu­warten bleibt die Entwick­lung bei Telefónica, wo zwar Bestands­kunden ihre Kondi­tionen vorerst behalten, Neukunden aber zum Teil deut­lich tiefer in die Tasche greifen müssen. Telekom-Chef Tim Höttges will keine Preise erhöhen Telekom-Chef Tim Höttges will keine Preise erhöhen
Foto: dpa

Kunden über­tragen 12 GB Daten­volumen pro Monat

Wie die Telekom weiter mitteilte, wird der mobile Internet-Zugang von den Kunden immer inten­siver genutzt. So stieg der Daten­ver­kehr pro Nutzer und Monat vom zweiten Quartal 2022 zum zweiten Quartal 2023 um 51 Prozent. Hat jeder Vertrags­kunde der Telekom vor einem Jahr monat­lich durch­schnitt­lich 8 GB Daten über­tragen, sind es jetzt schon 12 GB.

Für den Konzern bedeutet diese Entwick­lung, dass weiter in den Netz­ausbau inves­tiert werden muss, um zu gewähr­leisten, dass Kunden stets einen perfor­manten Internet-Zugang über LTE und 5G zur Verfü­gung haben. Dabei sieht Telekom-Chef Höttges die Rahmen­bedin­gungen für Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zerne in Deutsch­land kritisch. Er warnte die Politik davor, die für die Digi­tali­sie­rung drin­gend benö­tigten Inves­titionen mit - aus Telekom-Sicht - falschen Regeln abzu­würgen.

"Sollten sich die Rahmen­bedin­gungen nicht ändern, sehen wir uns gezwungen, unsere Chancen noch stärker im Ausland und damit vor allem in den USA zu nutzen", so der Vorstands­vor­sit­zende des Konzerns. In den USA sei der Umsatz pro Kunde in der Tele­kom­muni­kati­ons­branche drei Mal höher als hier­zulande. Nach Darstel­lung von Höttges lohnten sich Inves­titionen hier kaum, auch weil die Preise für Tele­kom­muni­kati­ons­dienst­leis­tungen niedrig seien.

Höttges: "Wir regu­lieren komplett an den Themen vorbei"

Die Kritik von Höttges bezieht sich unter anderem auf die gängige Praxis, alle vier bis fünf Jahre Mobil­funk-Frequenzen zu verstei­gern. Dafür zahlen die Netz­betreiber jeweils Milli­arden­beträge. "Wir regu­lieren komplett an den Themen vorbei." Anstatt für die rich­tigen Rahmen­bedin­gungen für einen guten Netz­ausbau zu sorgen, veran­stalte der Staat "arti­fizi­elle Auktionen, die extrem viel Geld verschlingen, was hinterher irgendwo im Staats­säckel verschwindet, aber nicht in der Infra­struktur".

Im kommenden Jahr gibt es vermut­lich die nächste Mobil­funk-Auktion. Es ist aller­dings möglich, dass es diesmal keine Verstei­gerung gibt, sondern dass Frequenzen zuge­teilt werden und sich die Firmen zu ambi­tio­nierten Ausbau­auf­lagen verpflichten. Bei der anste­henden Vergabe könnte es zudem zu einer soge­nannten Diens­tean­bie­ter­ver­pflich­tung kommen, bei der Mobil­funk­firmen ohne eigenes Netz - etwa Freenet - Zugriff auf die etablierten Netze bekommen.

Solch eine Rege­lung, die von Bundes­poli­tikern über­wie­gend positiv gesehen wird und den Wett­bewerb ankur­beln könnte, ist ein rotes Tuch für den Telekom-Manager. Er will nicht, dass seine Firma Konkur­renten auf das teuer gebaute eigene Handy­netz lassen muss. Freie Verhand­lungen sollte es geben, aber keinen Zwang zur Netz­öff­nung, so Höttges. Mobiles Internet wird immer intensiver genutzt Mobiles Internet wird immer intensiver genutzt
Grafik: Telekom

Nega­tive Folgen für den Netz­ausbau befürchtet

Die Diens­tean­bie­ter­ver­pflich­tung hätte nega­tive Konse­quenzen für die Ausbau­inten­sität in Deutsch­land, warnte der Firmen­chef. Nach seiner Darstel­lung würden die hohen Inves­titionen in das Netz entwertet, wenn die Konkur­renz mit demselben Netz am Markt auftrumpfen könnte. Der Netz­betreiber bekäme zwar Miete, die wäre laut Höttges aber zu niedrig. "Das ist nicht gut für den Gesamt­markt, das ist nur gut für den Diens­tean­bieter."

Um Deutsch­land und Europa wett­bewerbs­fähig zu halten, seien andere Rahmen­bedin­gungen nötig. "Wir brau­chen einen Schul­ter­schluss zwischen Politik und Unter­nehmen", sagte der Manager. "Nur gemeinsam können wir Europas Wirt­schafts­ord­nung zukunfts­fähig machen."

Neben der Deut­schen Telekom, Voda­fone und Telefónica will nun auch 1&1 ein eigenes Mobil­funk­netz in Deutsch­land betreiben. Bislang bleibt der Netz­ausbau aller­dings weit hinter den Erwar­tungen und auch hinter den Lizenz­auf­lagen zurück. Die Telekom vertrat daher im Früh­jahr die Auffas­sung, 1&1 habe "bis heute kein Netz". Dennoch will der Telekom-Konkur­rent ab Ende September auch Verträge im "vierten Handy­netz" verkaufen.

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