Notfallplan: Wenn am 1. Mai der Fernsehbildschirm schwarz bleibt
Familie Meier aus Wiesbaden-Nordenstadt wundert sich, dass beim gemeinsamen Fernsehabend seit kurzem Laufbänder im TV-Programm zu sehen sind, die darauf hinweisen, dass am 30. April 2012 die analogen Übertragungen via Satellit eingestellt werden und eine Umrüstung auf Digitalempfang nötig sei: "Wir sind davon doch gar nicht betroffen, wir haben doch Kabelfernsehen". Erst ein Blick in die Hausverkabelung verrät: Familie Meier bezieht das TV zwar via Kabel, dieses kommt aber nicht vom großen hessischen Betreiber Unitymedia.
Eigentümer oft unwissend über Fernsehversorgung im Objekt
Eine Mehrteilnehmer-Dachantenne - sie könnte für Fernsehzuschauer ein Problem werden.
Foto: Scola
Für die 64 Einheiten der Wohnanlage, in der Familie Meier wohnt, hat die damalige Wohnungsbaugenossenschaft
in den 1990er-Jahren eine Satellitenantenne auf dem Dach aufbauen lassen. Die wichtigsten 24 TV-Sender
werden an einer Kopfstation umgesetzt und über eine private Kabelanlage in die einzelnen Wohnungen geführt. Und:
Da die Satellitenzuführung noch auf analogem Weg erfolgt, wird Familie Meier am 1. Mai im wahrsten Sinne
des Wortes in die Röhre schauen. Obwohl sie am Kabel hängt und die Sender nicht direkt via Satellit empfängt, wird
sie mittelbar von der Analogabschaltung betroffen sein.
So wie Familie Meier wird es wohl auch zahlreichen weiteren Haushalten in Deutschland gehen: Häufig gab es bei Mehrfamilienhäusern im Laufe der Jahre einen Eigentümerwechsel, und dem aktuellen Eigentümer ist gar nicht bewusst, dass sich in seinem Wohnobjekt eine Privatkabelanlage befindet, die auf Digitalempfang umgerüstet werden müsste. Das Problem dabei: Trotz aller gut gemeinter Hinweise zur Digitalumrüstung, etwa in Fernsehprogrammen oder auf Webseiten wie Klardigital.de, hat man es selbst nicht in der Hand für die Umrüstung auf Digitalempfang zu sorgen.
Selbst ganze Dörfer könnten ab 1. Mai von der Fernsehwelt abgenabelt sein: Vor allem in Ostdeutschland haben sich zum Ende der DDR viele private Antennengemeinschaften gegründet. Eine zentrale Antennenanlage setzt die Satellitenkanäle in ein privates Kabelnetz um, das die gesamte Gemeinde versorgt. Auch hier ist in Einzelfällen noch keine Digital-Umrüstung erfolgt. Auch Hotels beziehen häufig ihre TV-Programme noch auf analogem Weg, wie teltarif.de bei Recherchen feststellte.
Sofort Wohnungseigentümer kontaktieren
Eine mobile Camping-Sat-Anlage
Foto: Megasat
Ein nützlicher Hinweis, ob man selbst von der Analogabschaltung betroffen ist, liefert der Videotext: Im
ARD- oder
ZDF-Text, bei den großen Privatsendern von
RTL und
ProSiebenSat.1 sowie im Videotext der Dritten
Programme befindet sich jeweils auf Tafel 198 ein entsprechender Hinweis. Wenn hier steht, dass Sie die
Sender noch analog beziehen und auf Digital-TV umrüsten müssen, sollten Sie handeln. Leben Sie in
einem Mehrfamilienhaus und haben Kabelfernsehen, hängen Sie möglicherweise an einer privaten
Anlage, die noch umgerüstet werden muss. Sie sollten sich, falls Sie Mieter sind, sofort an Ihren Vermieter
wenden. Dieser müsste als alleiniger oder Miteigentümer selbst handeln oder zumindest dafür sorgen,
dass schnellstmöglich noch eine außerplanmäßige Eigentümerversammlung einberufen wird, die
eine Umrüstung der Fernsehanlage auf Digitalempfang beschließt. Sollte Ihr Vermieter eine
Wohnungsbaugesellschaft oder -genossenschaft sein, müsste diese dafür sorgen, dass die Anlage umgerüstet wird.
Auf der nächsten Seite erfahren Sie, welche zum Teil kostenlosen Alternativen es für Sie gibt, wird die Anlage nicht mehr rechtzeitig umgerüstet.