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Ampel-Koalition: Erneut keine Pläne für UKW-Abschaltung

Teile der neuen Ampel-Koali­tion setzten sich für eine Abschal­tung des analogen UKW-Hörfunks ein. Das geplante Abschalt­datum 2029 wurde aber aus dem Koali­tions­ver­trag gestri­chen - angeb­lich aufgrund von Druck der SPD aus den Ländern.
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 "Teile von SPD und Grünen wollen UKW 2029 abschalten". Mit diesen mahnenden Worten wandte sich der Chef des Sender­netz­betrei­bers Uplink Network, Michael Randomski, zuletzt an die Öffent­lich­keit. Randomski lebt zum großen Teil von Einnahmen aus dem analogen Radio­geschäft mit der alten Ultra­kurz­welle. Doch seine Befürch­tungen, die er gegen­über dem Bran­chen­dienst "Meedia" äußerte, werden keine Wirk­lich­keit.

Auch in der Verein­barung der Ampel ist von einem UKW-Abschalt­datum mal wieder keine Rede, der entspre­chende Passus wurde gestri­chen. Damit fand sich - wie bereits vor vier Jahren bei der Großen Koali­tion - das Thema erneut nur in Entwürfen, aber letzt­lich doch nicht in der endgül­tigen Fassung des Koali­tions­ver­trags.

SPD soll UKW-Ausstieg verhin­dert haben

Erneut keine politisch erzwungene UKW-Abschaltung Erneut keine politisch erzwungene UKW-Abschaltung
Foto: Newtro
Letzt­lich hätten diesmal die Rund­funk­beauf­tragten der SPD in den Ländern die anvi­sierte Abschal­tung der Ultra­kurz­welle gestoppt, heißt es aus gut infor­mierten Kreisen. Inwie­fern Privat­radios oder der Verband Vaunet wieder inter­veniert haben, bleibt unklar.

Fakt ist, dass die inzwi­schen bis weit in die 2030er-Jahre hinein laufenden UKW-Lizenzen Bestand haben werden. Es bedeutet frei­lich aber auch, dass vor allem Privat­radios DAB+ teils nur im Schne­cken­tempo ausbauen können, da sie weiter die teuren UKW-Simul­cast-Kosten tragen müssen.

Viel­leicht ist aber genau das auch ein Kalkül. Die kommer­ziellen Sender haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie den DAB+-Stan­dard nicht lieben. Erst nach der im Jahr 2019 beschlos­senen Digi­tal­radio-Pflicht in Autos und teils bei Heim­geräten wollen sie nun auf den Zug aufspringen, aller­dings mit stark gedros­seltem Tempo.

Neue "landes­weite" Multi­plexe wie im Saar­land oder Thüringen bleiben auf Zeit nur dort zu hören, wo die meisten Menschen wohnen, länd­liche Regionen sind vieler­orts vom neuen Digi­tal­radio abge­hängt.

UKW hat immer noch deut­lich die Nase vorn

Zwar hat die DAB+-Pflicht den Gerä­tever­kauf ange­kur­belt und immer mehr Nutzer haben Zugang zu DAB+, von einer breiten Markt­durch­drin­gung kann aber immer noch keine Rede sein. Während in anderen Ländern wie der Schweiz der Radio­konsum heute bereits mehr­heit­lich über digi­tale Verfahren erfolgt, hat UKW in Deutsch­land noch deut­lich die Nase vorn:

Für 57,9 Prozent der Deut­schen ist die analoge Ultra­kurz­welle nach wie vor meist­genutzter Empfangsweg für Radio. DAB+ kommt hier nur auf 12,5 Prozent und liegt damit noch hinter Webradio-Strea­ming mit 16,6 Prozent (Quelle: Digi­tali­sie­rungs­bericht Audio 2021).

Vor allem private Hörfunk­ver­anstalter wehren sich gegen eine UKW-Abschal­tung zugunsten von DAB+, weil sie Einbrüche in der Reich­weite für ihre werbe­finan­zierten Programme befürchten. Auf DAB+ haben sie mit deut­lich mehr Konkur­renten im Radio­markt zu kämpfen, unter anderem den neuen Programmen des zweiten, natio­nalen DAB+-Multi­plexes.

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