Datenraten

Unitymedia: Kunden fragen Upstream kaum nach

Die Downstream-Raten legen beim Kabelnetz gigantisch zu, doch der Upstream bleibt zurück. Warum ist das so? Unitymedia meint, dass die Kunden derzeit keinen Bedarf an höheren Upstream-Raten haben.
Aus Köln berichtet Thorsten Neuhetzki

Ein Techniker bei der Montage - Kunden fragen nicht mehr Upstream nach Ein Techniker bei der Montage - Kunden fragen nicht mehr Upstream nach
Foto: Unitymedia
Seit kurzem bietet Unitymedia seinen Kunden nach eigenen Angaben im gesamten Netz Downstream-Raten von bis zu 400 MBit/s an. Das ist das realistische Maximum, das mit dem derzeit eingesetzten Standard machbar ist. Doch der Upstream bleibt vergleichsweise niedrig und hinter dem, was die Telekom und ihre Reseller mit VDSL Vectoring machen können, zurück: 20 MBit/s kann der Kunde in dem höchsten Tarif bei Unitymedia nutzen, um Daten ins Internet zu schicken. Mittelfristig wird das auch nicht signifikant mehr werden, ließ Unitymedia diese Woche in Köln bei einem Workshop für Journalisten durchblicken. "Unsere Kunden haben keinen starken Bedarf nach höherem Upstream", hieß es seitens Unitymedia.

400 MBit/s Down- und 20 MBit/s Upstream entspricht einem Verhältnis von 20 zu 1. Auch bei anderen Breitbandtarifen sieht das Verhältnis bei Unitymedia nicht besser aus, es beträgt bei allen Tarifen 20 zu 1, nur der Einsteigertarif mit 10 MBit/s bringt es auf 10:1. Zum Vergleich: Beim VDSL-Vectoring ist es mit bis zu 100 MBit/s Down- und 40 MBit/s Upstream ein Verhältnis von 2,5 zu 1, normale DSL-Tarife haben ein Verhältnis von 16 zu 1, Anschlüsse mit Annex-J-Technologie im DSL bringen es auf 6,6 zu 1.

P2P-Dienste in Deutschland kaum im Netz zu finden

Ein Techniker bei der Montage - Kunden fragen nicht mehr Upstream nach Ein Techniker bei der Montage - Kunden fragen nicht mehr Upstream nach
Foto: Unitymedia
Im Ausland sei das Verhältnis von Downstream zu Upstream in den Kabelnetzen ein anderes, lässt Unitymedia durchblicken. Doch in Deutschland sei das wenig gefragt. "Das liegt an der Abmahnindustrie", ließ der Anbieter durchblicken. Im deutschen Netz stelle man kaum P2P-Traffic von Diensten wie eDonkey und Co fest, es gibt also kein (zumeist illegales) Filesharing. Das sei jedoch der Treiber für hohe Upstream-Raten. Zwar stelle man fest, das Videotelefonie durch Dienste wie Facetime oder auch Live-Übertragungen wie Facebook Live zunehmend genutzt werden, doch bräuchten die Kunden dafür nicht noch höhere Upstreamraten als Unitymedia ohnehin anbiete.

Insgesamt schaffe Unitymedia jedoch laufend mehr Kapazität im Netz. "Wir müssen die Kapazität in unserem Netz jährlich um mehr als 50 Prozent erweitern, weil der Datenhunger steigt", sagt Dieter Pfaendner, Vice President Technology Strategy & Engineering bei Unitymedia. Das zeigte sich auch an den angebotenen Datenraten, die nach 120 und 200 jetzt bei 400 MBit/s angekommen sind. "Allerdings können wir, trotz dass wir die Kapazitäten verdoppeln müssen, nicht auch jedes Jahr unsere Preise verdoppeln. Also müssen wir die Kosten pro Bit senken." Das soll unter anderem mit dem neuen Standard DOCSIS 3.1 geschehen, den Unitymedia voraussichtlich kommendes Jahr einsetzen wird.

Mischbetrieb mit DOCSIS 3.1 und 3.0

DOCSIS 3.1 soll jedoch bis auf Weiteres nur für den Downstream eingesetzt werden, der Upstream werde weiter im Mischbetrieb über DOCSIS 3.0 realisiert, da es keine Notwendigkeit geben, hier jetzt schon 3.1 einzusetzen. Langfristig aber werde es auch dazu kommen. Unitymedia rechnet damit, eines Tages 10 GBit/s anbieten zu können - dann auch symmetrisch.

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