Themenspezial: Verbraucher & Service Kampf gegen Windmühlen

Arcor: So kämpft Vodafone weiter gegen die Spam-Flut

Die Beschwerden von Voda­fone- und Arcor-Mail-Kunden reißen nicht ab, obwohl Voda­fone viel gegen die tägliche Spam-Flut in den E-Mail-Post­fächern unter­nimmt. Voda­fone äußert sich zu den Bemü­hungen.
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Arcor-Mail: Der Kampf gegen Spam bei Vodafone Arcor-Mail: Der Kampf gegen Spam bei Vodafone
Logo: Vodafone/Arcor, Bild/Montage: teltarif.de
An tech­nische Umstel­lungen sind Mail-Post­fach-Inhaber von Voda­fone, Arcor und Unity­media inzwi­schen gewöhnt. Denn wie berichtet ist Voda­fone dabei, alle drei bislang getrennten Mail­dienste auf einer gemein­samen tech­nischen Platt­form zusam­men­zufassen.

Im Dezember hat teltarif.de darüber berichtet, dass zahl­reiche Kunden seit dieser Umstel­lung ein massives Spam-Problem im Post­ein­gang ihres Mail-Post­fachs haben. Nach diesem Bericht haben wir unter­schied­liche Rück­mel­dungen erhalten: Einige Kunden berichten von spür­baren Verbes­serungen, bei anderen ist das Post­fach weiterhin mit Spam verstopft. Wir haben daher erneut bei Voda­fone zum Stand der Arbeiten nach­gefragt.

Das berichten Kunden seit Dezember

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In Reak­tion auf unseren letzten Bericht schreibt ein Leser:

Ich nutzte schon bestimmt seit 20 Jahren den E-Mail-Account von Arcor (jetzt Voda­fone). Ich hatte vor ca. 3-4 Monaten das gleiche Problem mit täglich ca. 10 Spam E-Mails. Nach Ihrem sehr ausführ­lichen Bericht darüber, dass [über] das Problem viele Nutzer berichten und dass sich Voda­fone darum kümmert, schöpfte ich Hoff­nung auf baldige Besse­rung. Es wurde dann auch tatsäch­lich ruhig, von heute auf morgen hatte ich keine Spam-Nach­richten mehr. Doch leider seit Samstag Nacht geht es wieder los, wieder täglich unzäh­lige Spam-Nach­richten. Wisst Ihr, was jetzt auf einmal wieder los ist?
Noch genauer berichtet ein weiterer Leser über die offenbar gezielten Spam-Atta­cken:
Nachdem Voda­fone/Arcor die Herbst-Welle der Spam-Mails tatsäch­lich in den Griff bekommen zu haben schien (meine Arcor-Post­fächer - ich bin dort übri­gens kein Free­mailer - waren vom 19.08.-05.10. geflutet worden), scheint die nächste Welle gestartet zu sein - seit 19.12. erhalte ich wieder jede Menge Spams, ohne dass meine Filter­ein­stel­lungen wirken. Das Perfide diesmal ist dabei aller­dings, dass die Mails nicht mehr allein an ominöse Adressen (also etwa 'yxxxq@arcor.de') gerichtet sind, sondern ausschließ­lich an offen­sicht­lich rich­tige Klar­namen­adressen (so in meinem Fall an zwei von 15).

Ich werde den Verdacht nicht los, dass Voda­fone/Arcor bei der 'tech­nischen Umstel­lung' der Post­fächer im Herbst entweder gegooft hat oder (unbe­merkt?) mit dem Ziel des Abgrei­fens von Daten atta­ckiert worden ist. Nun kann man natür­lich auch den Verdacht hegen, dass Voda­fone auf diesem Weg kurz- oder mittel­fristig die alten (unge­liebten?) Arcor-Adressen elimi­nieren und Arcor-Accounts gene­rell schließen will: Meine Frau hat nämlich auch noch einen (alten, nicht geschäft­lichen) Arcor-Account, der eben­falls wieder zuge­müllt wird. Inter­essant ist, dass sie auch eine '@vodafonemail.de'-Adresse hat (und benutzt), die - wie im Herbst - auch jetzt nicht von Spam einge­deckt wird. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Nach wie vor kriti­sieren die Free­mail-Kunden, dass es prak­tisch für sie keine Möglich­keit gibt, den Kunden­ser­vice direkt zu errei­chen, um die Probleme zu schil­dern.

Das sagt Voda­fone zur neuen Spam-Welle

Wir haben selbst­ver­ständ­lich alle Beschwerden erneut an Voda­fone weiter­gegeben und um Auskunft zu weiteren tech­nischen Details gegeben. Inzwi­schen hat Voda­fone unsere Fragen recht ausführ­lich beant­wortet.

Auf unsere Frage, wie es zu der erneuten Spam-Flut seit Mitte Dezember kommt, schreibt Voda­fone, man arbeite "weiterhin sehr aktiv" mit dem Anti-Spam-Dienst­leister daran, die Spams maximal möglich zu redu­zieren. In dem aktu­ellen Fall handele es sich nach Erkennt­nissen von Voda­fone um einen einzelnen Spammer, der sich auf die Voda­fone-Platt­form spezia­lisiert habe. Sein Vorgehen: Verein­facht gesagt nutzt er die ersten Minuten einer Welle, um seine Spam-Mails mitzu­schi­cken. Dabei vari­ieren die gesen­deten Spam-Mails fort­lau­fend. Inner­halb weniger Minuten erkennt der Anti-Spam-Filter die Mails. Voda­fone passt seine Spam-Erken­nung nach Auskunft der Spre­cherin regel­mäßig an, sodass mitt­ler­weile wesent­lich weniger Spam beim Kunden ankomme. Im Rahmen der Migra­tion hätten inzwi­schen alle Voda­fone-E-Mail-Post­fächer (Arcor, Voda­fone und Kabel) bereits seit November 2020 dieselbe Anti-Spam-Tech­nologie.

Wie viele Kunden betroffen sind, kann der Provider nicht genau sagen. Denn da ein Groß­teil der betrof­fenen E-Mail-Adressen auf haveibeenpwned.com abrufbar und somit ohnehin anfällig für Spam seien, lasse sich eine genaue Kunden­zahl nicht abgrenzen. Dabei handelt es sich um eine Platt­form, die ver­öffentlicht, welche Mail­adressen schon einmal bei einem Hacker­angriff erbeutet und im Internet ver­öffentlicht oder mögli­cher­weise an Spammer verkauft worden sind.

Adressen wurden vermut­lich bereits von Hackern verkauft

Unser zweiter oben zitierter Leser bestä­tigte ja, dass die Spam-Mails gezielt an wirk­lich exis­tie­rende Mail-Adressen geschickt werden. Wir wollten daher wissen, was Voda­fone zu diesem Vorwurf des Lesers sagt, dass Arcor-Adressen von Spam­mern erbeutet worden sein könnten.

Voda­fone entgegnet darauf, man habe "keinerlei Hinweis darauf", dass die betrof­fenen E-Mail-Adressen "über uns" erbeutet worden seien. Sicher sei jedoch, dass ein Teil der E-Mail-Adressen, die von dem Spammer verwendet werden, auch u.a. bei haveibeenpwned.com gelistet seien. Das bedeutet, viele dieser Adressen sind offenbar bereits auf bekannten Webseiten-Leaks aufge­taucht und sind demnach evtl. auch als Adres­sen­liste "käuf­lich zu erwerben". In der Regel geschieht dies laut Voda­fone durch "nicht hinrei­chend geschützte Rechner" der betrof­fenen Kunden. Voda­fone hat dafür einen gezielten Hinweis auf der FAQ-Seite.

Schließ­lich wollten wir wissen, ob Voda­fone über­haupt noch Inter­esse daran hat, unter arcor.de einen vernünftig funk­tio­nie­renden E-Mail-Dienst bereit­zustellen oder ob es Voda­fone lieber wäre, wenn alle Kunden zu Voda­fone­mail wech­seln würden. Dazu sagt Voda­fone, man wolle "den E-Mail-Dienst stärken" und migriere daher aufwendig bis März alle Voda­fone-E-Mail-Post­fächer (Arcor, Voda­fone und Kabel - und bald Unity­media) auf ein "zentrales und modernes E-Mail-System mit mehreren Rechen­zen­tren und deut­schem Daten­schutz". Mehrere 100.000 Arcor- und Voda­fone-Post­fächer seien bereits erfolg­reich umge­zogen worden. Alle Kunden würden natür­lich u.a. ihre E-Mail-Adressen und E-Mails behalten.

Dass eine Voda­fone- oder Arcor-Mail-Adresse in die Hände von Hackern und Spam­mern fällt, muss natür­lich nicht bedeuten, dass es einen Angriff direkt auf Voda­fone/Arcor gegeben hat, es kann auch jeder andere Webdienst oder Online-Shop sein, in dem die Kunden die entspre­chende Mail­adresse hinter­legt haben. Ein sicheres und nicht zu erra­tendes Pass­wort ist heut­zutage also uner­läss­lich. Doch wie sicher ist Ihres - und wurde es viel­leicht schon mal irgendwo geklaut, ver­öffentlicht und miss­braucht? Diverse Portale geben darüber Auskunft.

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