Hamburg

VW-Fahrdienst Moia: Alle 150 Meter ein Haltepunkt

Die künftige Mobilität in Groß­städten ist ein Riesen­thema für Auto­konzerne, Internet­unter­nehmen und Kommunen. In Hamburg geht der VW-Konzern mit einem elektrischen Sammel­taxi an den Start, das den öffentlichen Nah­ver­kehr ergänzen soll.
Von dpa /

Moia startet in Hamburg Moia startet in Hamburg
Bild: MOIA GmbH
Mit 100 elek­trisch ange­trie­benen Klein­bussen nimmt das Sammel­taxi Moia am 15. April seinen Betrieb in Hamburg auf. Bis zum Ende des Jahres sollen rund 500 Moia-Fahr­zeuge auf den Hamburger Straßen unter­wegs sein und einen Groß­teil des Stadt­ge­bietes nörd­lich der Elbe abde­cken, teilten die Geschäfts­führer Ole Harms und Robert Henrich heute in der Hanse­stadt mit. Erste Erfah­rungen hat Moia bereits in Hannover gesam­melt; dort sind jedoch noch umge­baute benzin­ge­trie­bene Trans­porter im Einsatz, die mittel­fristig durch Elek­tro­fahr­zeuge ersetzt werden sollen.

Der Start in Hamburg ist für den VW-Konzern ein starker Aufschlag im Markt der Mobi­li­täts­dienst­leis­tungen in Groß­städten. Es handele sich bei Moia nicht einfach um eine App, sondern um ein hoch­kom­plexes Produkt, betonte Henrich. Rund 150 IT-Entwickler arbeiten in Hamburg an den Algo­rithmen und dem zugrun­de­lie­genden Gesamt­system. Moia hat bereits 400 Fahrer fest ange­stellt und will bis zum Ende des Jahres in Hamburg insge­samt rund 1000 Mitar­beiter beschäf­tigen. Moia startet in Hamburg Moia startet in Hamburg
Bild: MOIA GmbH

Start in Hamburg: Sechs bis sieben Euro je Fahrt

Das sechs Meter lange Elek­tro­fahr­zeug wurde auf der Basis des Trans­por­ters Crafter eigens für den Moia-Dienst entwi­ckelt und bei VW in Osna­brück in Klein­serie produ­ziert. VW lässt sich das Expe­ri­ment mehrere 100 Millionen Euro kosten. "Hamburg ist unser Leucht­turm­pro­jekt und die Vorbe­rei­tung für alle weiteren Schritte in die Zukunft", sagte Harms. Moia wolle nicht in Konkur­renz mit dem öffent­li­chen Nahver­kehr treten, sondern ihn ergänzen.

Das Unter­nehmen verstehe sich als Teil eines Netz­werkes, das zukünftig urbane Mobi­lität sicher­stellen werde und werde daher auch über die nächste Auflage der Switchh-App buchbar sein. In dem Projekt Switchh bündelt Hamburg diverse Mobi­li­täts-Ange­bote, von U- und S-Bahnen über Leih-Fahr­räder, Miet­wagen, Car-Sharing bis hin zu den Sammel­taxis. Der Benutzer soll mit einer einzigen Anwen­dung in seinem Smart­phone den schnellsten und güns­tigsten Weg finden, seine Mobi­lität in der Stadt sicher­zu­stellen, ohne ein eigenes Auto zu benutzen.

Moia ist weder ein Taxi noch ein Lini­enbus, sondern etwas dazwi­schen. Der Kunde, der sich zuvor die entspre­chende App auf seinem Smart­phone instal­liert hat und mit seiner Kredit­karte regis­triert ist, gibt seinen Fahr­wunsch ein. Die App teilt ihm den Fahr­preis mit sowie den nächst­ge­le­genen Halte­punkt für ein Moia-Sammel­taxi und ein Zeit­fenster. Der Kunde wird nicht an der Haustür abge­holt, sondern muss einen von rund 10 000 virtu­ellen Halte­punkten im Stadt­ge­biet aufsu­chen, der jedoch höchs­tens 150 Meter entfernt sein soll. Während der Fahrt können andere Passa­giere aus- und zusteigen, die eine ähnliche Strecke zurück­legen wollen.

Der Fahr­preis soll im Durch­schnitt bei sechs bis sieben Euro je Fahrt liegen. Moia will an Werk­tagen von fünf Uhr morgens bis ein Uhr nachts fahren, an Wochen­enden oder Feier­tagen durch­ge­hend.

Urbane Mobi­lität ist für viele Auto-, Mobi­li­täts- und Inter­net­un­ter­nehmen ein wich­tiges Thema der Zukunft. Am Start sind national und inter­na­tional unter anderem Uber (Taxi-Startup), Car2Go/DriveNow (Carsha­ring von BMW und Daimler), BlaBlaCar (Mitfahr­zen­trale), Lyft (Fahr­dienst), Ioki (On-Demand-Angebot der Deut­schen Bahn) sowie weitere. Auch klas­si­sche Taxi-Unter­nehmen wie Hansa-Taxi und mytaxi bieten Ride-Sharing an, geteilte Fahrten zu güns­ti­geren Preisen.

Der Mobi­li­täts­markt ist in Bewe­gung: Die Carsha­ring-Anbieter Car2Go und DriveNow fassen ihre Dienste zusammen, das Bundes­ver­kehrs­mi­nis­te­rium will Hürden für neue Anbieter weiter abbauen. Wer steht aktuell auf dem umkämpften Markt?

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