Wettbewerb

Die DSL-Preisschere zwischen Stadt und Land

Wann kommt günstiges DSL auch in die Randlagen?
Von Björn Brodersen

Die Bonner selbst sehen keine Notwendigkeit, den Ausbau des DSL-Netzes voranzutreiben. Sie erschließen zurzeit nur die Gebiete, in denen ihnen ein Netzausbau wirtschaftlich erscheint. Kommunen, die zügig mit T-DSL versorgt werden wollen, haben sie das Angebot unterbreitet, sich finanziell an dem Ausbau in ihrer Region zu beteiligen. Für eine flächendeckende DSL-Versorgung sieht die Deutsche Telekom nach eigener Aussage bisher keine wirtschaftliche Lösung. Für das Jahr 2008 sei aber mit einer Abdeckung von 98 Prozent via Festnetz, Kabelanschluss oder funkbasierter Technik zu rechnen. Aber auch die anderen DSL-Anbieter mit eigener Infrastruktur wollen nicht weiter in den Netzausbau investieren - jedenfalls nicht, solange nicht der Preis für die TAL-Miete abgesenkt wird.

Auch die neuen Hochgeschwindigkeitsleitungen umgehen das Land

Gleichzeitig - das vermuten Brancheninsider - profitieren einige große DSL-Reseller vom Zugang zum neuen VDSL-Netz der Telekom, das zurzeit in zehn Städten gebaut wird. Insgesamt will der Rosa Riese rund drei Milliarden Euro in das Hochgeschwindigkeitsnetz investieren, verlangt gleichzeitig aber "Regulierungsferien", um selbst zu entscheiden, welche Wettbewerber zu welchen Konditionen Zugang zu diesem Glasfasernetz erhalten. Hier sehen einige Konkurrenten ein neues Monopol entstehen. Aber auch einzelne Vollanschluss-Anbieter verhandeln bereits mit der Telekom über den Zugang zu der neuen Hochgeschwindigkeitsleitung.

Gleichzeitig verlangen die Wettbewerber den Zugriff auf die Leerrohre, die die Telekom zu Monopolzeiten auf Staatskosten verlegt hat, um so die Investitionskosten für ein eigenes VDSL-Netz erheblich zu reduzieren. Ansonsten dürften es die alternativen Anbieter schwer haben, ihren Kunden künftig hohe Bandbreiten anzubieten. Da die Telekom das Glasfasernetz zwischen Hauptverteiler und Kabelverzweiger verlegt und auf diese Weise die Länge des Kupferkabels verkürzt, müssten auch die Wettbewerber mit ihren Netzen näher ran an die Haushalte. Dadurch müssten nicht mehr die Hauptverteiler in das eigene Netz eingebunden werden, sondern die neuen grauen Kästen am Straßenrand, von denen es mehrere Hunderttausend gibt. Ob die Wettbewerber diesen Weg aber beschreiten werden, wird davon abhängen, zu welchen Konditionen die Telekom den Zugang zum eigenen VDSL-Netz gewährt.

Zurzeit günstige DSL-Preise im Rahmen von Aktionen

Mehr Bandbreite und günstigere Preise für die DSL-Kunden - auch in naher Zukunft werden wohl nur die Stadtbewohner davon profitieren, da die Unternehmen die höheren Investitionskosten scheuen. Erst muss der Regulierer hier bessere Möglichkeiten für die Telekom-Wettbewerber schaffen, die Leitungen der Telekom mitzunutzen, oder den eigenen Netzausbau attraktiver machen. Das könnte durch eine Absenkung der TAL-Miete geschehen oder aber durch den seit langem geforderten Bitstream Access. Hierbei installiert die Telekom den Breitbandzugang zum Kunden, den die Wettbewerber dann nutzen können. Damit sinkt die Zahl der Netzübergabepunkte, die erschlossen werden müssen. Die Telekom-Konkurrenten versprechen sich dadurch mehr Kosteneinsparungen als beispielsweise beim Line-Sharing und mehr Flexibilität bei der Gestaltung der DSL-Produkte als bei DSL-Resale. Eine endgültige Entscheidung steht hierzu noch aus.

Dies könnte auch in ländlichen Regionen zu mehr Wettbewerb und sinkenden DSL-Preisen führen. Landbewohner, die in einem mit DSL versorgten Gebiet wohnen, freuen sich allerdings schon jetzt teilweise auf ebenso günstige Flatrate-Preise wie Stadtbewohner. Im Rahmen von DSL-Einstiegsaktionen bieten einige Provider ihre Pauschalzugänge momentan bundesweit zum Cityflat-Tarif an. Über sehr günstige Angebote versuchen momentan vor allem die DSL-Reseller, neue Kunden zu gewinnen und diese mit längeren Mindestvertragslaufzeiten fester an sich zu binden. Dazu gehören etwa 1&1, GMX, freenet und Lycos. Ob diese Preise allerdings künftig auch unbefristet bestehen bleiben, ist fraglich - schließlich sind die Cityflat-Preise sehr knapp kalkuliert.

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