Ratgeber

DSL: Wer zu schnell surft, zahlt auch zu viel

Verfügbarkeitsabfragen der DSL-Anbieter arbeiten nicht immer zuverlässig
Von Björn Brodersen

Es kann in Ausnahmefällen auch vorkommen, dass die Anbieter einem Kunden voreilig mitteilen, dass DSL bei ihm verfügbar ist. So ermutigten sowohl die Telekom als auch die alternativen Anbieter Arcor und Versatel in einem Beispielfall eine DSL-Einsteigerin, eines der angebotenen DSL-Pakete mit bis zu 16 MBit/s im Downstream bei ihnen zu bestellen - sicherten sich aber im Kleingedruckten durch den Hinweis ab, dass eine endgültige Aussage über die gewünschte Leistung erst getroffen werden könne, wenn die letzte Meile geprüft worden sei. Mehrere Wochen nach Auftragstellung stellte sich dann heraus, dass das ausgewählte Unternehmen - Versatel - gar kein DSL schalten konnte, weil der Wohnort der Kundin in einem so genannten OPAL-Gebiet liegt. Die Kundin konnte sich so erst nach mehreren Wochen ohne DSL nach einer alternativen Zugangstechnologie umsehen.

Alternative Anschluss-Anbieter wie Arcor, HanseNet oder Versatel können in der Regel keine genauen Messungen vornehmen, da die so genannte Letzte Meile in der Hand der Telekom ist und sie erst Zugriff darauf erhalten, wenn sie die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) angemietet haben. Stattdessen messen sie die Entfernung vom Hauptverteiler zum Haushalt des Kunden und nehmen Erfahrungswerte bzw. gespeicherte Daten von erschlossenen Hauptverteilern und benachbarten Anschlüssen zum Vergleich.

Im Fall der Berliner DSL-Interessentin im OPAL-Gebiet soll die Telekom diese Überprüfung für Versatel erst nach Wochen vorgenommen haben, deshalb sei es zu der langen Verzögerung bei der Abwicklung des Auftrags gekommen. Während hier der Anbieter von sich aus vom Vertrag zurücktrat, gibt es auch Fälle, in denen ein Provider trotz nicht erbrachter Leistung Rechnungen an den Kunden verschickt.

So werden die Richtwerte errechnet

Die Richtwerte der Verfügbarkeitsabfragen vor der Auftragstellung ergeben sich allein aus der Entfernung des gewünschten DSL-Anschlusses zum Hauptverteiler. Bekanntermaßen werden die Signaldämpfung in der Leitung immer stärker und die maximal verfügbare Datenrate immer niedriger, je länger die Strecke bis zur Vermittlungsstelle, je kleiner der Durchmesser der Leitung und je kleiner das Verhältnis von Ports der örtlichen Vermittlungsstelle zu DSL-Nutzern ist. Auch andere Faktoren wie etwa eine mögliche Überlastung der Leitung in Ballungsgebieten mit vielen bereits geschalteten DSL-Anschlüssen, die zu niedrigeren Datenübertragungsraten beim Surfen kann, wird bei der ersten Verfügbarkeitsabfrage nicht berücksichtigt. Eine genaue Messung der wirklich realisierbaren Bandbreite ist immer erst nach der Einrichtung des Anschlusses möglich.

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