Raoming

Auslandstelefonate: Der Weg für neuen Eurotarif ist frei

Nur informierte Kunden können eventuell noch in diesem Sommer davon profitieren
Von Björn Brodersen mit Material von AFP

Der Weg für niedrigere Auslands-Handygebühren ist frei: Vertreter der EU-Staaten stimmten am Mittwochabend in Brüssel einem Kompromisspaket des deutschen EU-Vorsitzes zu, wie EU-Diplomaten mitteilten. Demnach sollen die Gebühren für den Einsatz des Handys im EU-Ausland auf maximal 49 Cent pro Minute begrenzt werden. Es habe eine "breite Zustimmung" gegeben, hieß es in Brüssel. Damit können nun die EU-Telekommunikationsminister wie geplant Anfang Juni die neuen Regeln verabschieden. Auch das Europa-Parlament muss am kommenden Mittwoch noch zustimmen. Beides gilt jedoch als Formsache.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) erklärte, es liege nun bei den Europa-Abgeordneten, "ob sie eine rasche Lösung wollen, die bereits in diesen Sommerferien greift". Der Verbraucherschutztarif, der in Zukunft Eurotarif heißen soll, wird laut Glos im ersten Jahr für ausgehende Gespräche 49 Cent und für eingehende Anrufe 24 Cent je Minute - zuzüglich Mehrwertsteuer - betragen. Dadurch bezahlen die Mobilfunkkunden am Ende 58,31 bzw. 28,56 Cent. In den darauf folgenden Jahren sänken diese Preisobergrenzen automatisch ab. Damit würden deutliche Entlastungen für die Kunden erzielt, die derzeit noch ein bis drei Euro pro Minute für ein- und ausgehende Gespräche bezahlen müssten.

Gleichzeitig ist der Eingriff laut Glos so behutsam, dass die Tarifvielfalt bestehen bleibe und der Wettbewerb unter den Betreibern nicht gefährdet werde. "Ein funktionierender Wettbewerb ist langfristig die beste Garantie für niedrige Preise und kundenorientierte Tarifpakete," führte der Bundesminister weiter aus.

Informationsblätter der Mobilfunkanbieter genau studieren

Handy-Kunden sollten sich einen Wechsel zu den neuen EU-Tarifen für Auslandsgespräche gründlich überlegen, denn für den einzelnen Kunden kann es sein, dass der neue Tarif nicht günstiger ist als bereits angebotene Tarife. Die Mobilfunkbetreiber bieten bereits heute spezielle Tarife für vergleichsweise güsntige Auslands-Gespräche an. Teils gelten diese Tarife im Gegensatz zu den nun vereinbarten Tarifen auch in Nicht-EU-Ländern. Jeder Kunde sollte deshalb genau vergleichen, was für ihn künftig besser sei. Dazu muss aber abgewartet werden, wie die Tarif-Angebote der Mobilfunk-Betreiber nach Inkrafttreten der neuen Regeln genau aussähen.

Für Kunden mit älteren Prepaid-Tarifen beispielsweise sollten in diesem Monat die Augen offen halten und die Informationsblätter ihres Anbieters genau studieren. Es kann sein, dass sie noch in diesen Sommerferien zu günstigeren Preisen als bisher mit dem Handy im Ausland telefonieren können, wenn sie selbst einen sofortigen Wechsel in den neuen Eurotarif beantragen. Ansonsten wird aller Voraussicht nach eine dreimonatige Frist für Mobilfunk-Firmen gelten, um die neuen Tarife für ihre Kunden einzuführen. Angesichts der bisherigen Haltung der Anbieter kann man davon ausgehen, dass kein Anbieter vorpreschen wird. Für den nicht informierten Handy-Kunden werden die neuen Roaming-Preise deshalb wohl nicht vor dem Herbst gelten.

Wie diese Kunden auch schon jetzt zu vergleichsweise günstigen Konditionen mit dem Handy im Ausland telefonieren, erfahren Sie in unseren Beiträgen zu Auslands-Discounttarifen und zu den Auslandsoptionen der Netzbetreiber.

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