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Ex-Aufsichtsratschef Winkhaus stützt Telekom-Argumentation

Gericht hegt Zweifel an den Aussagen beider Zeugen
Von ddp / Anja Zimmermann

Im Prozess um Schadenersatzforderungen von Telekom-Aktionären vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main hat der frühere Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus die Argumentation des Konzerns gestützt. Entgegen der Annahme der Kläger sei die Entscheidung zum Kauf des US-Mobilfunkanbieters VoiceStream erst "Ende Juli" 2000 gefallen, sagte Winkhaus am Dienstag als Zeuge vor Gericht.

Der Aufsichtsrat habe erst am 23. Juli 2000 grünes Licht für die Übernahme gegeben. Der Zustimmung seien intensive Beratungen vorausgegangen, da der Kaufpreis mit knapp 40 Milliarden Euro sehr hoch gewesen sei, sagte Winkhaus. Der 70-jährige bestätigte damit im Wesentlichen die gestrigen Aussagen des ehemaligen Unternehmenschefs Ron Sommer.

Die Musterklage der mehr als 16 000 enttäuschten Telekom-Aktionäre stützt sich auf die Behauptung, dass bei der Veröffentlichung des Prospekts zum dritten Börsengang die milliardenschwere Übernahme des US-Unternehmens bereits beschlossen gewesen sei. Im Börsenprospekt vom 19. Mai 2000 fehle daher ein Hinweis auf den möglicherweise riskanten Kauf.

Wann genau die endgültige Entscheidung zum Kauf von VoiceStream gefallen ist, konnte die Befragung von Winkhaus und Sommer nicht klären. Sommer hatte den Zeitpunkt der Entscheidung auf "Mitte Juli" datiert. Der 23. Zivilsenat hegt aber Zweifel an den Aussagen beider Zeugen. Zur Aussage von Winkhaus, dass die Zustimmung des Aufsichtsrates und die Unterzeichnung des 100-seitigen Vertragswerkes auf den selben Tag gefallen seien, merkte der Vorsitzende Richter Christian Dittrich an, der 23. Juli "muss ja dann ein sehr stressiger Tag gewesen sein". Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt.

Auch Karl-Gerhard Eick bestätigt die Aussagen

Mit Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick hat heute erstmals auch ein aktiver Top-Manager der Deutschen Telekom im Musterprozess um den sogenannten dritten Börsengang des Unternehmens ausgesagt. Auch er bestätigte die Aussagen von Ron Sommer.

Eick, der vor dem Oberlandesgericht nicht als Zeuge sondern als Parteivertreter befragt wurde, schilderte "sehr harte Gespräche" zwischen Sommer und VoiceStream-Chef John Stanton vom 13. bis 16. Juli 2000 im Urlaubsort Sun Valley im US-Staat Idaho. "Beide Seiten mussten schließlich die Interessen ihrer Aktionäre schützen." Nach der grundsätzlichen Einigung habe man alle Kräfte auf die Verwirklichung des Geschäfts konzentriert, das bereits eine Woche später abgeschlossen wurde. Seit Jahresbeginn habe ein Telekom-Team weltweit nach Übernahmekandidaten gesucht und umfangreiche Vorarbeiten geleistet.

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