Beweisaufnahme

Telekom-Prozess: Zeugen wussten nichts von Übernahme

Beide hätten erst kurz vor der Aufsichtsratssitzung davon erfahren
Von dpa / Anja Zimmermann

Im Frankfurter Telekom-Prozess haben die Aussagen zweier Zeugen am sechsten Verhandlungstag die Vorwürfe der Kläger nicht erhärten können. Wie bereits die Zeugen aus den Reihen der Telekom gaben auch Bernd Siegfried, Koordinator für den Telekom-Börsengang, und Jürgen Siewert, der frühere Spitzenbeamte des Bundesfinanzministeriums, an, sie hätten keine frühe Kenntnis von Plänen der Deutschen Telekom für die milliardenschwere Übernahme des US-Mobilfunk-Anbieters VoiceStream im Juni 2000 gehabt.

Siegfried sagte, er habe von der Kaufabsicht der Telekom habe erst am 19. Juli 2000 erfahren. Damals habe er die Telekom-Aufsichtsratssitzung vorbereitet, die vier Tage später den umstrittenen Deal beschlossen habe. Die beim sogenannten dritten Börsengang der Telekom ausgegeben Aktien waren zuvor im Besitz der KfW gewesen. Auch der zweite Zeuge, der frühere Spitzenbeamte des Bundesfinanzministeriums, Jürgen Siewert, erfuhr nach eigener Darstellung erst etwa einen Monat nach dem Börsengang von dem geplanten Deal, und zwar kurz vor der entscheidenden Telekom-Aufsichtsratssitzung am 23. Juli 2000. Bei diesem Treffen fiel nach bisherigen Erkenntnissen und Aussagen von Telekom-Managern der offizielle Beschluss zur Übernahme von VoiceStream.

Kläger fordern rund 80 Millionen Euro Schadensersatz

In dem Verfahren streiten gut 16 000 Kleinaktionäre für rund 80 Millionen Euro Schadensersatz, den sie von der Telekom wegen angeblich falscher Prospektangaben beim dritten Börsengang verlangen. In der Beweisaufnahme geht es derzeit um den Erwerb des US-Mobilfunkers VoiceStream im Juli 2000 - gut einen Monat nach Ende der Zeichnungsfrist. Die Kläger wollen beweisen, dass der rund 39 Milliarden Euro schwere Deal bereits während des Börsengangs verabredet war und daher im Verkaufsprospekt hätte erwähnt werden müssen. Der damalige Konzernchef Ron Sommer hatte dagegen vor Gericht ausgesagt, die Übernahme von VoiceStream sei erst innerhalb weniger Tage im Juli abgewickelt worden. Nach Bekanntgabe der Kaufsumme und den milliardenschweren Aufwendungen für die deutschen UMTS-Lizenzen war der Kurs der T-Aktie weiter gefallen. Die Aussage eines Verantwortlichen des Bundesfinanzministeriums wird noch erwartet.

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