Themenspecial Telefon und Internet im Festnetz Spit

Spit: Gefahren und Schutzmaßnahmen gegen den Telefon-Terror

Automatisierter Spam über Internet-Telefonie wird zunehmen
Von Peter Reelfs

Selbstredend kann man auch dort nicht in die Daten hineinsehen. Doch können die Anbieter beispielsweise auf Datenbanken in sogenannten Blacklists zurückgreifen, in denen bekannte Spit-Server aufgelistet sind und diesen den Zugang zum eigenen Netz verwehren. Weiterhin können sie den Telefonverkehr scannen und so ermitteln, ob von einem Anrufer eine ungewöhnliche große Zahl von Anrufen ausgeht. Diese können sie zurückverfolgen und den Adressaten dank des SIP-Protokolls für Internet-Telefonie eindeutig zuordnen. Zur Seite springt den Providern auch ein Forschungsteam des Fraunhofer Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT [Link entfernt] ). Dort hat man ein Programm entwickelt, welches es Providern erleichtern soll, Spitter zu enttarnen.

Jeder einzelne kann Spit-Anrufen vorbeugen

VoIP-Telefon Siemens Gigaset S685 IP
Foto: Siemens
Ist man also den Spittern machtlos ausgesetzt und kann einzig auf die Hilfe des Telefonanbieters hoffen? Jein. Ist die Telefonnummer den Gaunern erst einmal bekannt, hat man selbst keine Handhabe. Jeder einzelne kann aber vorbeugen und dafür Sorge tragen, dass die eigene Nummer nicht in falsche Hände gerät. Besonders wichtig: Gehen Sie nicht zu freigiebig mit der VoIP-Telefonnummer um und geben Sie diese nirgends im Internet an. Bei Registrierungen und Gewinnspielen ist die Angabe einer Telefonnummer meist freiwillig. Tragen Sie die Nummer nicht in ihrem Weblog oder auf ihrer Homepage ein.

Klingelt das Telefon und Sie hören eine aufgezeichnete Band-Ansage, legen Sie einfach auf. Hören Sie nach dem Abnehmen ein Tuten, soll eine Verbindung zu einem Call-Center hergestellt werden. Legen Sie umgehend auf. Zuweilen lassen es die Anrufer nur einmal klingeln, um am Display eine Nummer zu hinterlassen und den Angerufenen zum Rückruf zu animieren. Meist handelt es sich dabei um eine Telefonnummer, deren Anruf sehr hohe Gebühren verursacht. Rufen Sie nicht zurück.

Ist es doch passiert und sie haben einen Automaten oder einen Verkäufer in der Leitung, hüten Sie sich davor Konto- und Kreditkarten-Informationen preiszugeben. Sind Sie der Meinung, der Anrufer sei glaubhaft und eventuell ein Mitarbeiter Ihrer Bank, beenden Sie dennoch höflich aber bestimmt das Gespräch. Rufen Sie zur Sicherheit Ihre Bankfiliale an und erkundigen sich, ob man Sie angerufen hat.

Wenn sie eine TK-Anlage einsetzen, können Sie mitunter die ankommenden Anrufe filtern. So lassen sich beispielsweise Anrufe von unbekannten Anrufern blockieren. Allerdings könnten Sie damit auch unschuldige Teilnehmer aussperren. Mögliche Lösung: Erlaubt die Anlage für geblockte Anrufer eine Ansage einzuspielen und diese etwa zum Drücken einer Taste zu veranlassen, damit das Gespräch durchgestellt wird, bleiben Sie dennoch erreichbar. So sperren Sie automatische Bandansagen aus, jedoch nicht physische Verkäufer. Werden Sie wiederholt von Anrufern mit angezeigter Telefonnummer belästigt, können Sie diese Nummern blockieren. Das ist jedoch nur ein bedingter Schutz, da es für die Anrufer möglich ist, die angezeigte Nummer zu manipulieren.

VoIP-Telefone und TK-Anlagen werden ständig weiterentwickelt. Wie für PCs gibt es auch für sie fortlaufend Updates. Kontrollieren Sie daher regelmäßig auf der Produkt- oder Support-Webseite des Herstellers, ob eine neue Software verfügbar ist. Kann Ihr Gerät das selbständig, aktivieren Sie die entsprechende Einstellung.

Spit - eine reale Gefahr?

Sie haben noch gar keine verdächtigen Anrufe auf Ihrer VoIP-Leitung erhalten? Das ist nicht verwunderlich. Noch hat die Spit-Plage nicht das Ausmaß von Spam erreicht, was nicht zuletzt daran liegt, dass es wesentlich mehr E-Mail-Adressen als VoIP-Anschlüsse gibt. Jedoch wird die Internettelefonie zunehmend populärer und somit auch stets interessanter für Spitter, so dass künftig die Belästigung wachsen dürfte. Ob sie die gleichen Ausmaße wie beim E-Mail-Verkehr annehmen wird, ist noch nicht abzusehen. Wer jedoch gerüstet ist, kann der Gefahr gelassener entgegentreten.

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