Themenspecial Telefon und Internet im Festnetz Spit

Spit: Gefahren und Schutzmaßnahmen gegen den Telefon-Terror

Automatisierter Spam über Internet-Telefonie wird zunehmen
Von Peter Reelfs

Wenn nachts um halb vier das Telefon klingelt, hat sich entweder jemand verwählt, erlaubt sich einer einen schlechten Scherz oder arbeitet irgendwo auf der Welt ein PC automatisierte Werbeanrufe ab. Ein PC? Ja, mit dieser Masche versuchen Gauner gute Geschäfte zu machen. Sie nutzen die Internettelefonie und lassen Computer zu sehr niedrigen Kosten Nummern von wahllosen VoIP-Anschlüssen, also Telefonen, die ebenfalls das Internet zur Gesprächsvermittlung nutzen, wählen. Nimmt jemand ab, spielt der PC eine aufgezeichnete Nachricht ab, die entweder Werbung enthält oder den Angerufenen verleiten soll, eine teure Telefonnummer zurückzurufen. Das Band verspricht entweder einen hohen Geldgewinn, die Möglichkeit, schnell und einfach zu Geld zu kommen oder sonst irgendetwas, das verlockend genug für einen Rückruf klingt.

Solch dubiose Geschäftspraktiken nennt man neudeutsch Spit. Das steht für "Spam over Internet Telephony". Diese Art der Werbung ist in Deutschland genauso verboten wie unaufgeforderte Verkäuferanrufe über das Festnetztelefon, sogenannte "Cold Calls". Die Spitter stört das allerdings wenig, sitzen sie doch im Ausland, fernab der deutschen Justiz. Genau das kann auch dazu führen, dass man nachts aus dem Schlaf gerissen wird, wenn ein Spitter vergessen hat, die jeweilige Ortszeit zu berücksichtigen.

Manch ein Gauner geht noch raffinierter vor und lässt Menschen die Anrufe erledigen. Das verursacht zwar mehr Kosten, doch verspricht man sich davon eine höhere Erfolgsquote, können Menschen doch auf Fragen und Einwände der Angerufenen eingehen. Dann kann es aber auch um mehr gehen, als Geld mit überhöhten Telefongebühren zu machen. Gibt sich solch ein Anrufer etwa als Bankangestellter aus, der von Serverproblemen der Bank spricht und deshalb Zugangsdaten zu den Konten oder die Kreditkarten-Daten benötigt, ist Gefahr im Verzug. Wer darauf reinfällt, kann sich schnell leer geräumten Konten gegenübersehen. Hier spricht man aber schon nicht mehr von Spit, sondern von Vishing (Voice-over-IP-Phishing), da es nicht mehr nur um Werbung geht. Gemein, auch mittels Bandansagen versuchen Gauner an Konto- und Kreditkarten-Informationen zu gelangen.

Woher haben die Betrüger meine Nummer?

Spit-Anrufe nerven und können teuer sein.
Foto: Bernd Leitner, Fotolia.com
Wieso können die Anrufer überhaupt anrufen, woher haben sie die VoIP-Nummer? Die Frage lässt sich ganz einfach beantworten: von Ihnen! Das ist vermutlich in der allermeisten Fällen so. Wahrscheinlich haben Sie ein- oder mehrmals Ihre Nummer im Internet angegeben. Das kann auf Ihrer Homepage, in Webforen oder bei Formularen, etwa für Gewinnspiele, der Fall sein. Spitter grasen, wie auch Spammer, mit großem Rechnereinsatz das Internet vollautomatisch nach solchen Informationen ab. Eventuell betreiben sie auch selbst gefälschte Webseiten und locken mit Spam-E-Mails dorthin, um an die Nummern zu gelangen. Eine weitere Quelle kann ein frei verfügbares Telefonbuch oder eine Adressdatenbank sein, in die Sie Ihre Internetnummer eingetragen haben.

Haben Sie sich für ENUM (tElephone NUmber Mapping) angemeldet, sind alle Angaben frei verfügbar. ENUM ist ein internationaler Service, der die Verknüpfung von Telefon- und Internet-Standards ermöglicht. Ziel ist es, dass Anrufer nur eine Nummer kennen müssen, über die der Gesprächspartner erreichbar ist. Dieser kann die Nummer mit sämtlichen Kommunikationsalternativen wie Festnetz-Anschluss, Fax, Anrufbeantworter Mobilfunk und auch seinem VoIP-Anschluss verknüpfen. In Deutschland verwaltet DENIC, die zentrale Registrierstelle für Webdomains, die ENUM-Adressen.

Was kann man gegen Spit tun?

Wie kann man sich vor Spittern schützen? Geht das überhaupt? Immerhin kann man im Telefon weder Firewall noch Spam-Schutz installieren. Selbst wenn es möglich wäre, wären die Chancen, die Anrufe dadurch zu verhindern, relativ gering. Denn anders als bei E-Mails oder Schnüffelprogrammen liegen keine Daten vor, die sich vor der Annahme eines Anrufs prüfen lassen. Spam-Schutzprogramme haben demgegenüber Zugriff auf die kompletten Daten und können diese ausgiebig untersuchen. Die Hauptaufgabe fällt somit den Telefon-Providern zu. Sie sind in der Pflicht, die Anrufe herauszufiltern. Wie man sich selbst gegen Spit schützen kann, lesen sie auf der nächsten Seite.

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