Kabel-TV über SAT-IP

FRITZ!OS spricht SAT-IP: TV per WLAN im Test

Fernsehen mit AVM - Die FRITZ!Box und der FRITZ!WLAN Repeater dienen auf Wunsch als SAT-IP-Server. Wir haben getestet, was die Geräte in Sachen TV via IP leisten und wie gut der TV-Empfang funktioniert.
Von Jan Rähm /

Desktop-Glotze

Am Desktop oder Laptop ist die Software-Auswahl begrenzter. Wir nutzten erfolgreich den bekannten Mediaplayer VLC sowohl unter macOS wie Windows 10. Dafür luden wir generierte Playlisten, die die Sender enthalten, über die Weboberfläche der FRITZ!Box beziehungsweise des Repeaters herunter. Einmal in den VLC geladen können die Programme per Doppelklick auf den Sendernamen in der Playlist gewechselt werden.

Unter Linux ist VLC grundsätzlich ebenfalls die Wahl für den TV-Genuss. Je nach System stehen weitere Programme zur Verfügung. Einen bereits etwas älteren Überblick liefern Artikel von 2014 und 2017 im Fachmagazin Linux User.

Screenshot von EyeTV mit geöffneten Fernsehfenstern und aktiven TV-Streams Mit einem Netzwerktuner kann EyeTV zwei Fernsehfenster gleichzeitig anzeigen.
Jan Rähm / teltarif.de
Am komfortabelsten sah es sich via SAT-IP auf dem Mac fern. Dort nutzten wir die Software EyeTV 3, die es für 79 Euro zum Download gibt. Etwas günstiger kann es im Verhältnis werden, wenn man einen von Geniatechs TV-Empfänger kauft, denn diese bringen die Software im Paket meist mit. Auch gebraucht lassen sich die Geräte erwerben. Die EyeTV-Lizenz gibt es dann oft ebenfalls dazu. Im freien Handel gibt es EyeTV-3-Lizenzen vereinzelt für um 30 Euro.

Mit EyeTV sowie den SAT-IP-Clients und mit der FritzTV-Software von AVM konnten wir die beiden Empfänger dann ausreizen. Der Repeater stellt zeitgleich zwei Kanäle zur Verfügung. Man kann also gleichzeitig ein Programm schauen und ein anderes aufzeichnen. Oder die Bewohner schauen zwei Programme auf zwei unterschiedlichen Geräten. Mit der FRITZ!Box 6590 Cable verdoppelt sich die Zahl der zur Verfügung stehenden Kanäle. Es können zeitgleich also bis zu vier unterschiedlich Programme auf bis zu vier Geräten geschaut beziehungsweise aufgezeichnet werden. Mit EyeTV bleibt es auf dem Mac bei zwei Kanälen zeitgleich. Wer mehr Kanäle beispielsweise für einen Aufnahme-Server benötigt, kann FRITZ!Box und Repeater an der Kabelanschluss hängen. Dann stehen insgesamt sechs Kanäle zur Verfügung, von denen EyeTV bis zu vier von zwei Geräten gleichzeitig beziehen kann. Allerdings sollte der Rechner in diesem Fall entsprechende Rechenleistung bereitstellen und das Netzwerk entsprechend leistungsfähig sein. Die Zahl der angeschlossenen Kabel-TV-Empfänger lässt sich entweder mit AVM-Geräten oder mit anderen SAT-IP-fähigen Receivern weiter skalieren. Die Clients wählen dann einfach den nächsten freien SAT-IP-Server aus.

FRITZ!-Fernsehen in der Praxis

Screenshot der Geniatech SAT-IP-App Sucht lange, findet wenig. Die Geniatech SAT-IP-App unter Android findet im Gegensatz zu allen anderen getesteten Programmen nur drei TV-Sender.
Jan Rähm / teltarif.de
Mit der Kabelbox klappte der TV-Empfang im Test problemlos. Der initiale Sendersuchlauf auf Mac und iPhone dauert mehrere Minuten. Dann stand dem TV-Genuss nichts mehr im Wege. Der Sendersuchlauf mit dem Geniatech SAT-IP-Client unter Android schlug dagegen mehr oder weniger fehl. Die App fand im Gegensatz zu den anderen Clients lediglich drei Kanäle. Wir nutzten auf Mac, Tablet und Smartphone zeitgleich alle vier verfügbaren Kanäle und konnten fast störungsfrei Fernsehen. Die Streams liefen meist stabil. Nur sehr selten gab es sehr kurze Aussetzer, deren Ursache wir nicht klar verorten konnten.

Screenshot von EyeTV mit aktiven Fernsehfenster aber unterbrochenem TV-Stream Bis zur aktuellen Laborversion 6.98 mochte der FRITZ!WLAN Repeater DVB-C nicht mit beliebigen SAT-IP-Clients zusammenarbeiten.
Jan Rähm / teltarif.de
Beim FRITZ!WLAN Repeater DVB-C sah es bis zum Labor-FRITZ!OS dagegen schlechter aus. Der Empfang unter EyeTV auf dem Mac war deutlich instabil. Zeitweise startete der TV-Stream nicht oder erst mit einiger Verzögerung. Wenn der Sender dann lief, wechselte EyeTV von jetzt auf gleich das Fernseh-Fenster, was darauf hindeutet, dass der Tuner gewechselt wurde. Starten wir, während ein Stream lief, einen zweiten auf dem gleichen oder einem anderen Gerät, stoppte der Empfang im Großteil der Fälle am Mac sofort. Die Ursache dieses Verhaltens war schnell gefunden: Auf Nachfrage teilte AVM kurz nach Erscheinen des Geräts auf Twitter mit, dass der Repeater DVB-C SAT-IP nur unzureichend unterstützt. Es war vom Hersteller also nicht vorgesehen, per SAT-IP-Clients zuzugreifen.

Screenshot von EyeTV mit vier aktiven Fernsehfenstern Mit zwei Netzwerk-TV-Geräten lassen sich bis zu vier Fernsehfenster bzw. Aufnahmen gleichzeitig betreiben - hier sogar viermal in HD
Jan Rähm / teltarif.de
Mit dem Erscheinen des Labor in dieser Woche aktualisierten wir hoffnungsvoll den Repeater auf Stand FRITZ!OS 6.98. Auf Nachfrage sagte uns AVM zwar, es werde sich mit dieser Version noch nichts verändern, da erst mit dem Release von FRITZ!OS 7 für die Repeater auch SAT-IP auf dem Stand einziehen werde, der auch auf der Kabelbox aktuell ist. Wir schauten uns trotzdem an, wie sich der Repeater mit dem Labor verhält. Erfreut stellten wir fest: Der Repeater arbeitet auf den ersten Blick und für die ersten Test-Minuten nun genauso stabil, wie die FRITZ!Box 6590 Cable. Die Streams rissen nicht mehr ab und bei ausgelastetem Repeater meldet jedes zusätzliche Gerät korrekt, dass kein Tuner frei sei. Hier muss die Zeit zeigen, ob das Verhalten in den ersten Minuten auch über Stunden stabil bleibt.

Völlig problemlos von Anfang an ist der Betrieb mit der FRITZ!TV-App im Test. Sowohl unter iOS als auch unter Android konnten wir entspannt fernsehen. Hier ging ebenfalls ein Sendersuchlauf voraus, den allerdings die Box und das Handy ganz automatisch erledigt. Kleiner Wermutstropfen: Die Apps liefern kein TV in HD-Qualität und es gibt keine Aufnahmefunktion. Beides bekamen wir ausschließlich bei den alternativen Anwendungen.

Welche TV-Geräte SAT-IP unterstützen und warum es Probleme bei FRITZ!Boxen der Kabel-Anbietern geben kann, lesen Sie auf der letzten Seite.

vorherige Seite:
nächste Seite:

Mehr zum Thema DVB-C