Datenhandel

Bundesregierung: Handel mit Standortdaten ist verboten

Peter Schaar warnt vor Datenhandel und Risiken für die Privatsphäre
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa und dapd

Ein Screenshot der Webseite von Telefónica Dynamic Insight. Ein Screenshot der Webseite von Telefónica Dynamic Insight.
Bild: Telefónica Dynamic Insight / Screenshot: teltarif.de
Der Handel mit über Handys gewonnenen Standortdaten ist nach Angaben der Bundesregierung grundsätzlich verboten. Ein Sprecher des für Telekommunikation zuständigen Wirtschaftsministeriums sagte heute in Berlin, Standortdaten dürften nur anonymisiert oder mit Einwilligung des Handybesitzers weitergegeben werden - und dann auch nur an "Dienste mit Zusatznutzen", etwa zur Registrierung von Verkehrsströmen. Diese engen Bestimmungen gelten nach den Worten des Sprechers auch in anderen EU-Ländern.

Ein Screenshot der Webseite von Telefónica Dynamic Insight. Ein Screenshot der Webseite von Telefónica Dynamic Insight.
Bild: Telefónica Dynamic Insight / Screenshot: teltarif.de
Hintergrund der Erläuterungen ist die Absicht des hoch verschuldeten spanischen Telekomriesen Telefónica, diese Kundendaten anonymisiert unter dem Produktnamen "Smart Steps" zu vermarkten. Dabei könnte der Konzern unter anderem auf Daten von Kunden seiner deutschen Mobilfunktochter o2 zugreifen. Unter dem Dach der Telefónica Dynamic Insights [Link entfernt] sollen diese und ähnliche Produkte entwickelt werden.

Eine Prüfung des Ministeriums habe nun ergeben, dass die Bestimmungen im Fall o2 einen Handel mit Standortdaten - auch in anonymisierter Form - nicht zulassen, da es sich nicht um einen Dienst mit Zusatznutzen handle. Er gehe davon aus, dass die für die Beaufsichtigung zuständige Bundesnetzagentur entsprechende Schritte einleiten werde, sagte der Ministeriumssprecher weiter.

Der rheinland-pfälzische Verbraucherschutzminister Jochen Hartloff (SPD) hat den geplanten Handel mit Handy-Daten kritisiert. "Wieder versucht ein Unternehmen, mit Daten von Verbrauchern ein Geschäft zu machen", sagte Hartloff heute in Mainz. Es könne nicht sein, dass eine Firma genau erfasse, "wann wir uns wo aufhalten, um unseren Konsumgewohnheiten einem Dritten zu Werbezwecken offenzulegen", fügte Hartloff hinzu. Der Minister rief Verbraucher dazu auf, sich dieses Vorgehen nicht gefallen zu lassen und der Nutzung ihrer Daten zu Werbezwecken zu widersprechen.

Peter Schaar: Bewegungsprofile werden an Bedeutung gewinnen

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, warnt vor einer Verletzung der Privatsphäre durch Mobilfunkbetreiber. Schaar sprach in der "Berliner Zeitung" von einem gefährlichen Trend: "Die Bildung von Bewegungsprofilen dürfte in der Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen", sagte Schaar. "Durch die starke Verbreitung von Smartphones und anderen Geräten mit mobiler Internetanbindung wird es immer einfacher, Standortdaten zu erheben." Wohnort oder Arbeitsplatz des Gerätebesitzers könnten mittels Standortdaten bereits nach kurzer Zeit preisgegeben werden.

Durch die neue Technik lässt sich genau erfassen, welche Kunden wie lange welche Geschäfte besuchen und vor welchem Schaufenster sie verharren. Diese Informationen werden dann mit Angaben über Alter und Geschlecht des Kunden gekoppelt, um Handelsketten sehr genaue und aktuelle Marketingdaten verkaufen zu können. Telefónica versichert allerdings, die Daten würden auf jeden Fall anonymisiert und aggregiert.

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