Kaiserslautern: Wechsel-Zwang von Vodafone zu Empera (Update)
Glasfaser-Stränge (Symbolbild)
Bild: dpa
Eine Vielzahl von Mietern in Kaiserslautern werden zu einem Anbieterwechsel ihres Vodafone-Kabel-Festnetzanschlusses genötigt. Der Netzbetreiber K-net (Empera), welcher zur Stadt gehört, wird favorisiert. Damit geht eine Bevormundung des Teilnehmers einher - durch eine Infrastruktur, bei der es sich quasi um einen Überbau handelt. Vodafones Kabelglasfasernetz erstreckt sich bereits durch einen Großteil des Kaiserslauterer Untergrunds und wartet in Bälde mit bis zu 1 GBit/s auf. Betroffen vom aufgezwungenen Anbieterwechsel sind Mieter der zur Stadt gehörenden Bau AG und Grand City Property.
Vorgeschriebener Festnetzzugang zum Aufbessern der Stadtfinanzen?
Glasfaser-Stränge (Symbolbild)
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Kaiserslautern geht es finanziell schon seit geraumer Zeit nicht besonders gut. Kürzlich berichtete die Zeitschrift Rheinpfalz, dass die Gegend auf dem dritten Platz der meist verschuldeten Städte Deutschlands liegt. Die roten Zahlen setzen sich aus 11 384 Euro Schulden pro Einwohner zusammen. Lediglich Pirmasens (11 528 Euro) und Darmstadt (14 989 Euro) können diese Pro-Kopf-Verschuldung toppen. Teil der Lösungsansätze zur Änderung des unrühmlichen Rekords scheinen auch die Aktivitäten des stadteigenen Netzbetreibers K-net und dessen Marke Empera zu sein. Die vollzogenen Maßnahmen wirken allerdings gegenüber den Einwohnern nicht besonders fair.
Vodafone wird von Wohnungsbaugesellschaft abgelehnt
Der Stadt Kaiserslautern gehört nicht nur K-net, sondern auch die Bau AG, die größte Wohnbaugesellschaft des Ortes. Mit 5000 Wohneinheiten und im Schnitt zwei Mietern pro Haushalt stellt das Unternehmen für circa zehn Prozent der Bürger (etwa 100 000 Einwohner insgesamt) ein Heim bereit. In Bau-AG-Gebäuden lebende Vodafone-Kabel-Teilnehmer werden momentan darüber informiert, dass sie zu Empera wechseln müssen. Über den neuen Internetzugang dürfte die Stadt ihre Kasse wieder etwas füllen – zulasten der Entscheidungsfreiheit des Bürgers. Abseits der Bau AG gibt es mittlerweile auch Berichte von betroffenen Mietern der Grand City Property. Ein nahtloser Übergang von Vodafone zu Empera existiert übrigens nicht. Die Mieter sollen erst im Frühling den neuen Zugang nutzen können, als Überbrückung gibt es ADSL mit mageren 3 MBit/s.
Die Leistungen von Vodafone und Empera im Vergleich
Schlecht sind die Offerten des Kaiserslauterer Netzbetreibers in puncto Preis-Leistung nicht. Beispielsweise gibt es für 19,99 Euro im ersten Jahr und 49,95 Euro danach 500 MBit/s im Download und 50 MBit/s im Upload. IPTV und eine deutschlandweite Festnetz-Flatrate sind inbegriffen. Vodafones Konkurrenzangebot Red Internet & Phone 500 Cable stellt dieselben Down- und Upload-Bandbreiten bereit und ist lediglich vier Cent teurer.
Eine Ersparnis gibt es also nicht. Im Gegenteil, wenn der Teilnehmer ein Vodafone-Kombi-Angebot mit Mobilfunktarif hat und wechselt, entfällt der vom Düsseldorfer Konzern gewährte Rabatt. Außerdem finden sich in der TV-Offerte von Empera weniger HD-Sender wieder. Wer auf die ganze Fülle an Entertainment verzichten kann und nicht bereits Vodafone-Kunde ist, dürfte mit der Alternative der Stadt glücklich werden. Andererseits ist es kein vorbildlicher Ansatz, Mieter zu einem Wechsel zu zwingen.
Gegendarstellung zum Artikel "Wechsel-Zwang von Vodafone zu empera"
Eine Sprecherin von K-Net ließ uns am 28. Juni 2019 die folgende Gegendarstellung zu diesem Artikel zukommen, die wir hiermit unverändert im Wortlaut veröffentlichen:
Der Onlineverlag teltarif.de veröffentlichte am 29. Januar 2019 einen Artikel mit der Überschrift „Wechsel-Zwang von Vodafone zu empera“. In diesem Artikel wird über das FTTH Glasfaserausbau Projekt in den Liegenschaften der Gemeinnützige Baugesellschaft Kaiserslautern AG (im Folgenden Bau AG) nicht faktenbezogen berichtet. Das Projekt wurde im Dezember 2018 erfolgreich beendet.
Im ersten Absatz wird behauptet: „Eine Vielzahl von Mietern in Kaiserslautern werden zu einem Anbieterwechsel ihres Vodafone-Kabel-Festnetzanschlusses genötigt. Der Netzbetreiber K-net (empera), welcher zur Stadt gehört, wird favorisiert. Damit geht eine Bevormundung des Teilnehmers einher - durch eine Infrastruktur, bei der es sich quasi um einen Überbau handelt.“
Zum 16. September 2018 ist die TV-Versorgung über Vodafone Kabel Deutschland in den Bau AG Liegenschaften regulär ausgelaufen. Die SWK Stadtwerke Kaiserslautern GmbH (im Folgenden SWK) gemeinsam mit Ihrer Tochtergesellschaft K-net Telekommunikation GmbH (im Folgenden K-net) haben ab diesem Zeitpunkt die TV-Grundversorgung mit digitalen Sendern übernommen. Die Koaxialkabelinfrastruktur wurde von Vodafone nicht nur für die TV-Versorgung genutzt sondern auch für die Versorgung mit Internet und Telefonie. Durch den Anbieterwechsel und somit auch Veränderung der Einspeisetechnik (Glasfaser) kann Vodafone über die Koaxialleitungen ihre Telekommunikationsdienste nicht mehr anbieten. Die Vodafone hatte aufgrund des Wechsels den eigenen Kunden gekündigt, obwohl es die Möglichkeit gab, die Kupferkabelinfrastruktur der Telekom oder die neu gesetzte Glasfaserinfrastruktur der K-net zu nutzen. Diese Möglichkeiten sind nach wie vor vorhanden.
Der Anbieterwechsel von Vodafone zu den SWK und somit zur K-net war notwendig, da die Bau AG die Vorgaben des sog. DigiNetzG - Ausbau digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze – erfüllen muss. Der Glasfaserausbau setzt Investitionen voraus. Für diese Investitionen in Kaiserslautern ist Vodafone nur teilweise bereit gewesen. Die SWK war zum Entscheidungszeitpunkt der einzige Anbieter, der sofort sämtliche Liegenschaften der Bau AG mit Glasfaser bis in die einzelnen Wohnungen (FTTH) versorgen wollte und konnte. Mit der Entscheidung für die Stadtwerke Kaiserslautern ist auch die Gleichbehandlung der Mieter gewährleistet gewesen. Vodafone hat sich lediglich für den sukzessiven Ausbau über einen sehr langen Zeitraum ausgesprochen. In den wenigsten Fällen bot Vodafone FTTH-Ausbau in Bestandsgebäuden an.
Weiterhin hat ein Überbau nicht stattgefunden. Der FTTH-Ausbau ist erstmalig durch die SWK und ihrer Tochtergesellschaft K-net erfolgt. Ein Überbau von Glasfaser mit Glasfaser hat daher nicht stattgefunden. Es besteht weiterhin die freie Anbieterwahl. Sowohl die Telekom als auch die Vodafone haben die Möglichkeit über die neue Glasfaserinfrastruktur als auch über die Kupferinfrastruktur ihre Telekommunikationsdienstleistungen anzubieten.
Weiterhin werden in dem o.g. Artikel Wohnimmobiliengesellschaften zusammengefasst, die nicht zusammenzufassen sind: „Vodafones Kabelglasfasernetz erstreckt sich bereits durch einen Großteil des Kaiserslauterer Untergrunds und wartet in Bälde mit bis zu 1 GBit/s auf. Betroffen vom aufgezwungenen Anbieterwechsel sind Mieter der zur Stadt gehörenden Bau AG und Grand City Property.“
Die Bau AG ist seit Jahrzehnten der größte Anbieter von Mietwohnungen am lokalen Wohnungsmarkt in Kaiserslautern. Alleinige Aktionärin ist die Stadt Kaiserslautern. Grand City Properties S.A. gehört hingegen zu den größten Wohnimmobilienunternehmen in Europa und nicht der Stadt Kaiserslautern an.
Wir würden uns freuen, wenn auch dieses große Wohnimmobilienunternehmen sich für uns entscheiden würde, um die Glasfaserinfrastruktur zu setzen. Bis dato sind weder die Stadtwerke Kaiserslautern noch die K-net von Crand City Properties beauftragt worden.
Ferner wird behauptet: „Kaiserslautern geht es finanziell schon seit geraumer Zeit nicht besonders gut. Kürzlich berichtete die Zeitschrift Rheinpfalz, dass die Gegend auf dem dritten Platz der meist verschuldeten Städte Deutschlands liegt. Die roten Zahlen setzen sich aus 11 384 Euro Schulden pro Einwohner zusammen. Lediglich Pirmasens (11 528 Euro) und Darmstadt (14 989 Euro) können diese Pro-Kopf-Verschuldung toppen. Teil der Lösungsansätze zur Änderung des unrühmlichen Rekords scheinen auch die Aktivitäten des stadteigenen Netzbetreibers K-net und dessen Marke Empera zu sein. Die vollzogenen Maßnahmen wirken allerdings gegenüber den Einwohnern nicht besonders fair.“
Der bundesweite Glasfaserausbau resultiert nicht aus der Verschuldung der einzelnen Kommunen, sondern aufgrund des von der Bundesregierung beschlossenen DigiNetz-Gesetzes. Informationen sind auf der Webseite des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zu finden.
Auch im folgenden Absatz wird die Anbieterfreiheit in Frage gestellt: „Der Stadt Kaiserslautern gehört nicht nur K-net, sondern auch die Bau AG, die größte Wohnbaugesellschaft des Ortes. Mit 5000 Wohneinheiten und im Schnitt zwei Mietern pro Haushalt stellt das Unternehmen für circa zehn Prozent der Bürger (etwa 100 000 Einwohner insgesamt) ein Heim bereit. In Bau-AG-Gebäuden lebende Vodafone-Kabel-Teilnehmer werden momentan darüber informiert, dass sie zu Empera wechseln müssen. Über den neuen Internetzgang dürfte die Stadt ihre Kasse wieder etwas füllen – zulasten der Entscheidungsfreiheit des Bürgers.“
Alle Bau AG Mieter haben weiterhin die Möglichkeit Telekommunikationsdienstleistungen bei den auf dem Markt existierenden Anbietern zu beziehen. Wie bereits erwähnt, ist der Unterschied, dass die Kupferleitungen der ehemals Kabel Deutschland nicht mehr für die Telekommunikationsdienste zur Verfügung stehen. Leitungen der Telekom und Funk, sind nach wie vor verfügbar sowie selbstverständlich auch die Glasfaserleitungen.
Eine weitere Verwechslung der Städtischen Gesellschaften wird auch in diesem Absatz deutlich: „Abseits der Bau AG gibt es mittlerweile auch Berichte von betroffenen Mietern der Grand City Property. Ein nahtloser Übergang von Vodafone zu Empera existiert übrigens nicht. Die Mieter sollen erst im Frühling den neuen Zugang nutzen können, als Überbrückung gibt es ADSL mit mageren 3 MBit/s.“
Diese Aussage ist nicht nachvollziehbar, da das Bau AG Projekt bereits im Dezember 2018 abgeschlossen wurde. Insgesamt wurden über 5000 Wohnungen mit Glasfaser ausgestattet und waren, bis auf einige Nachzügler, bereits im Dezember 2018 betriebsbereit. Die Umstellung der 2500 Mieter, die sich für empera entschieden haben ist auf dem Tag genau mit der Abschaltung von Vodafone erfolgt.
Im letzten Absatz wird Bezug auf Produkte und Preise wie folgt genommen:
„Schlecht sind die Offerten des Kaiserslauterer Netzbetreibers in puncto Preis-Leistung nicht. Beispielsweise gibt es für 19,99 Euro im ersten Jahr und 49,95 Euro danach 500 MBit/s im Download und 50 MBit/s im Upload. IPTV und eine deutschlandweite Festnetz-Flatrate sind inbegriffen. Vodafones Konkurrenzangebot Red Internet & Phone 500 Cable stellt dieselben Down- und Upload-Bandbreiten bereit und ist lediglich vier Cent teurer. Eine Ersparnis gibt es also nicht. Im Gegenteil, wenn der Teilnehmer ein Vodafone-Kombi-Angebot mit Mobilfunktarif hat und wechselt, entfällt der vom Düsseldorfer Konzern gewährte Rabatt. Außerdem finden sich in der TV-Offerte von Empera weniger HD-Sender wieder. Wer auf die ganze Fülle an Entertainment verzichten kann und nicht bereits Vodafone-Kunde ist, dürfte mit der Alternative der Stadt glücklich werden. Andererseits ist es kein vorbildlicher Ansatz, Mieter zu einem Wechsel zu zwingen.“
Die Tochtergesellschaft der Stadtwerke Kaiserslautern hat nicht nur den Glasfaserausbau der über 5000 Wohnungen geleitet und durchgeführt sondern bietet auch Telekommunikationsdienstleistungen unter der Marke „empera“ an. Das empera Telekommunikations-Produktportfolio ist sehr breit aufgestellt. Die Glasfaserprodukte von empera bewegen sich zwischen 40 und 500 MBit/s. Die Preise kosten im ersten Jahr, unabhängig von der Bandbreite, 19,95 Euro. Ab dem zweiten Jahr sind die Preise etwas höher. Bspw. kostet das Produkt „Sprinternet 40“ lediglich 24,95 Euro und das Produkt „Sprinternet 500“ 49,95 Euro. Ohne Zusatzkosten können sich die Kunden für monatlich kündbare Verträge entscheiden, wollen die Kunden auch von der 49,95 Euro Gutschrift profitieren, so entscheiden sie sich für Verträge mit maximal 12 Monate Vertragslaufzeit. Empera möchte ihre Kunden durch Innovation und Schnelligkeit begeistern und nicht wie üblich am Markt mit 24 Monats-Verträge binden.
Während des Projekts hat empera den Bau AG Mietern, die empera Kunden werden wollten, keine Bereitstellungs- und Installationskosten berechnet. Somit konnten die Bau AG Mieter, die sich für empera entschieden haben weitere 118,00 Euro sparen.
Erwähnenswert ist weiterhin, dass in den Zügen des Bau AG Projekts auch die TV Umstellung von analogen auf digitalen Sendern stattgefunden hat. Die Bau AG Mieter, die für die TV-Umstellung Hilfe in Form von Inbetriebnahme des Receivers, Sendersuchlauf, etc. benötigt haben, haben diese Dienstleitungen ohne Entgelt erhalten. Im Vergleich dazu berechnen andere Großanbieter die TV-Umstellungshilfe für das erste TV-Gerät Kosten in Höhe von 49,99 Euro.
Auch das empera TV-Produktportfolio hat ein breites Spektrum. Die empera TV-Grundversorgung umfasst 104 unverschlüsselte und 124 verschlüsselte digitale Sender. Weiterhin bietet empera zwei HD-TV-Pakete an. Der empera Kunde kann zwischen den Paketen „Basis HD“ mit 22 oder „Family HD“ mit 33 Sendern wählen. Darüber hinaus gehören auch ausländische TV Pakete zum empera TV-Produktportfolio, wie bspw. italienische Senderpakete.
Abschließend betrachtet können wir die Vorwürfe des Wechselzwangs und der Benachteiligung nicht nachvollziehen. In diesem Zusammenhang wollen wir auch darauf hinweisen, dass die Bau AG nicht die einzige Wohnungsgesellschaft in Deutschland ist, die den Kabelanbieter wechselt und nach dem DigiNetzG handelt.
Für einen Interview vorab eines Artikels stehen wir sehr gerne zur Verfügung. Kaiserslautern, 28. Juni 2019, Annemarie Chavez (Marketing & PR).