EU nimmt sich Werbegeschäft von Google vor
Ermittlungen der EU-Kommission zu Google Ads
Bild: Google Ads
Die EU-Kommission hat das bisher weitreichendste
Wettbewerbsverfahren zum Werbegeschäft von Google gestartet - der
Geldmaschine des Internet-Konzerns. Dabei geht es zentral um die
Frage, ob Google sich bei Anzeigendiensten gegenüber Rivalen
bevorteilt und dadurch den Wettbewerb verzerrt habe.
Google sammele Daten zur Personalisierung von Werbung, verkaufe Anzeigenplatz und trete gleichzeitig als Vermittler bei der Platzierung von Werbung auf, betonte EU-Kommissionsvize Margrethe Vestager heute in Brüssel. Damit sei Google in nahezu allen Stufen des entsprechenden Werbegeschäfts involviert.
"Wir vermuten, dass Google es konkurrierenden Online-Werbediensten erschwert haben könnte, am Wettbewerb im Bereich der Werbetechnologie teilzunehmen", sagte Vestager. Die Wettbewerbshüter gehen unter anderem der Frage nach, ob Google Werbekunden und konkurrierenden Anzeigenvermittlern Zugang zu Informationen über das Nutzerverhalten verwehrt hat, die für seine eigenen Dienste verfügbar sind.
Bereits mehrfach Bußgelder gegen Google
Ermittlungen der EU-Kommission zu Google Ads
Bild: Google Ads
Der Technikgigant steht schon seit Jahren im Fokus der EU-Kommission.
Vestager verhängte in drei Verfahren Bußgelder in einer Gesamthöhe
von 8,25 Milliarden Dollar. Dabei ging es unter anderem um das
Smartphone-Betriebssystem Android und die Shopping-Suche. Google
verdaute die Strafen mit nur leichten Dellen in der Bilanz. Der
Konzern zog zugleich gegen die Maßnahmen vor Gericht.
Die Kommission taucht im aktuellen Verfahren tief in die Werbemechanismen bei Google ein. Sie prüft unter anderem den Zwang, die konzerneigenen Dienste "Google Ads" oder "Display und Video 360" bei der Platzierung von Anzeigen bei Googles Videoplattform YouTube zu nutzen. In diesem Zusammenhang gehen die Wettbewerbshüter dem Verdacht nach, dass diese Dienste mit der ebenfalls zu Google gehörenden Anzeigenbörse AdX besser zusammenspielen.
Außerdem will die Kommission Googles Plan unter die Lupe nehmen, in seinem Webbrowser Chrome die Cookies von Drittanbietern auszumustern und stattdessen eine Sammlung von Software-Werkzeugen anzubieten.
Google hat auf die Ankündigung bereits reagiert: Das Unternehmen werde weiter konstruktiv mit der Europäischen Kommission zusammenarbeiten, um ihre Fragen zu beantworten und die Vorteile der eigenen Produkte für europäische Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbraucher aufzuzeigen, hieß es. Tausende europäische Unternehmen nutzten Googles Werbeprodukte - "weil sie wettbewerbsfähig und effektiv sind".
Google, Amazon und Apple könnten bei Smart Speakern eine erhebliche Marktmacht haben, weil sie keine konkurrierenden Assistenten auf ihre Geräte lassen. Nach Abschluss einer Untersuchung könnte die EU dagegen vorgehen.