Alles Gute

Ein Jahr Facebook-Aktie: Herzlichen Glückwunsch zum Überleben

Lang ersehnt, von Pannen begleitet, durch Stützungskäufe gerettet
Von dpa / Kaj-Sören Mossdorf

Zum Börsengang: Mark Zuckerberg und Kollegen Zum Börsengang: Mark Zuckerberg und Kollegen
Bild: dpa
Der 18. Mai 2012 dürfte Mark Zuckerberg in unguter Erinnerung bleiben. Vor genau einem Jahr ging sein soziales Netz­werk Face­book an die Börse. Viel­mehr: Es stol­perte dort­hin. Zuerst brach das Computer­system des Börsen­betrei­bers Nasdaq unter dem Ansturm von Kauf- und Verkaufs­aufträ­gen zusammen. Dann konnten nur Stützungs­käufe der betei­ligten Banken verhin­dern, dass die Aktie schon am ersten Tag einbrach. Das Fazit lautete: Börsen­gang verpatzt - einige Anleger klagten sogar.

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Es waren also keine guten Vorzeichen, mit denen Facebook sein Erwachsensein begann. Zwar hat sich die Aktie mittlerweile von ihren Tiefständen erholt. Denn Zuckerberg hat bewiesen, dass sein Facebook mit Werbeanzeigen gutes Geld verdienen kann - das gilt auch für das Geschäft auf Smartphones.

Im ersten Quartal kamen bereits 30 Prozent aller Werbeeinnahmen von den mobilen Geräten. Das ist ein rasanter Anstieg: Im Vorquartal waren es 23 Prozent und davor 14 Prozent. Das PC-Layout wurde Anfang des Jahres sogar an die mobile Ansicht angepasst. Insgesamt lag der Umsatz von Januar bis März bei 1,5 Milliarden Dollar (1,2 Mrd Euro) und damit 38 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Ein kleiner Teil des Geldes kommt durch Online-Spiele herein. Der Gewinn lag bei unterm Strich 217 Millionen Dollar.

Zunehmende Vergreisung - fehlt dem "elternverseuchten" Facebook der Nachwuchs?

Doch nun keimen neue Sorgen auf: Verkommt Facebook zum Treffpunkt der Älteren? Fehlt damit bald der Nachwuchs?

Der immer wieder geäußerte Verdacht: Weil sich bei Facebook mittlerweile so viele Erwachsene tummeln, fliehen die Jugendlichen. Das Schlagwort "elternverseucht" macht die Runde. Stattdessen hänge die Jugend bei der Blog-Plattform Tumblr, dem Kurznachrichten-Dienst Twitter oder der Chat-App WhatsApp herum, heißt es. Auch Snapchat gilt als Sammelbecken für Facebook-Verweigerer - das ist eine Smartphone-App, mit der sich Fotos verschicken lassen, die sich nach kurzer Zeit selbst löschen.

Wirklich belastbare Zahlen gibt es für die vermutete Abwanderung der jungen Leute allerdings nicht. Es sei eher ein Gefühl, das bei vielen Investoren vorherrsche, basierend auf einzelnen Erzählungen denn auf harter Statistik, stellte die renommierte Wirtschaftszeitung "Financial Times" jüngst fest. "Sie glauben einfach, dass es passiert", sagte Analyst Mark Mahaney von der Royal Bank of Canada.

Die angeschlagene Aktie erholt sich

Auch Facebooks-Finanzchef David Ebersman beruhigte Anleger noch vor zwei Wochen. "Die jungen Nutzer gehören zu den aktivsten, die wir auf Facebook haben". Die "moderne Legende", dass die unter 25-Jährigen abwanderten, rühre wohl daher, dass sie mittlerweile viele verschiedene soziale Dienste nutzten. Es handele sich aber um kein Nullsummen-Spiel, sagte Erbersman. "Wir sind überzeugt davon, dass die Zeit insgesamt zunimmt, die man bei Diensten verbringt, die einen verbinden und über die man sich austauschen kann."

Ob diese Aussage die Investoren auf Dauer beruhigen kann, bleibt abzuwarten. Die beim Börsengang zu 38 Dollar verkaufte Facebook-Aktie notierte zuletzt immerhin bei rund 26 Dollar. Zwischenzeitlich hatte sich ihr Wert mehr als halbiert auf 17,55 Dollar. "Wir haben große Fortschritte gemacht in den ersten Monaten des Jahres", sagte Firmengründer Zuckerberg zuletzt. Sein weiterer Erfolg wird auch davon abhängen, ob er das "elternverseuchte" Facebook spannend für die Jugend halten kann.

Durch den verpatzen Börsenstart litt Mark Zuckerbergs Reichtum

Mark Zuckerberg besitzt rund eine halbe Milliarde Aktien des sozialen Netzwerks. Jede kleine Kursschwankung lässt damit sein Vermögen anschwellen oder schrumpfen.

Auf der täglich aktualisierten Rangliste der Superreichen des Finanzdienstleisters Bloomberg steht Zuckerberg auf Rang 77 mit momentan 12,8 Milliarden Dollar. Damit liegt er knapp vor Medienmogul Rupert Murdoch (News Corp., geschätzte 12,7 Mrd Dollar), aber weit hinter den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin (geschätzte 26,3 bzw. 25,9 Mrd Dollar). Als das Facebook-Fieber vor dem Börsengang am größten war, hatte Zuckerberg die beiden kurzzeitig überholt.

Beim Gehalt gibt sich Zuckerberg für einen US-Firmenchef eher bescheiden: Dem Unternehmen waren seine Dienste im vergangenen Jahr 1,99 Millionen Dollar wert. Der Großteil davon - über 1,2 Millionen Dollar - ging für die Flüge mit Charter-Flugzeugen drauf, die der 29-Jährige aus Sicherheitsgründen nutzt. Von diesem Jahr an hat sich Zuckerberg sein Grundgehalt von 500 000 Dollar auf nur noch ein Dollar kappen lassen und wird auch keine Boni mehr bekommen.

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