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DVB-T2 HD: Nur wenige Empfangsgeräte sind internetfähig

Am 29. März 2017 startet DVB-T2 HD. Für den Empfang werden neue Endgeräte benötig. Doch nur wenige dieser Set-Top-Boxen sind internetfähig. Ohne Online-Verbindung kann auch das IP-Portal freenet TV connect nicht genutzt werden.
Von Marc Hankmann

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Bild: Media Broadcast
Die freenet AG rührt bereits kräftig die Werbetrommel für das neue Antennenfernsehen. Rund 56 Millionen Euro investiert das Unternehmen ins Marketing. "Es handelt sich um die weltweit modernste terrestrische Plattform", erklärt Kerstin Köder, Marketingdirektorin bei freenet. Das liegt am verwendeten Komprimierungsstandard HEVC, mit dem die Bewegtbilder in Full-HD-Auflösung übertragen werden. Schärfere Bilder gibt es nur mit 4K-Inhalten.

Bundesliga live über DVB-T2

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Bild: Media Broadcast
Darüber hinaus startet am 29. März 2017 auch das IP-Portal freenet TV connect, auf das Wolfgang Breuer, CEO des Sendenetzbetreibers Media Broadcast, große Hoffnungen setzt. "Ich glaube, dass die Konsumenten in Zukunft eher weniger TV-Programme nutzen werden und sich stattdessen vermehrt dem Streaming zuwenden", prognostizierte Breuer auf den Medientagen München. Zum Switchover-Termin Ende März 2017, wenn innerhalb weniger Stunden von DVB-T auf DVB-T2 HD gewechselt wird, sollen rund 40 IP-Programme zur Verfügung stehen. "Wir arbeiten zudem daran, dem Kunden die Möglichkeit zu geben, Spiele der Bundesliga oder der Champions League zu sehen", stellt Breuer eine Kooperation mit Sky in Aussicht.

Konnektivität zu teuer

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Bild: WDR/ Annika Fußwinkel
Allerdings ist nur rund ein Fünftel der DVB-T2-HD-Receiver internetfähig – zum Bedauern der TV-Sender. "Wir sind an IP sehr interessiert", erklärt Michael Müller, Senior Vice President Distribution bei ProSiebenSat.1 Media, denn über diesen Weg könnte der Konzern zum Beispiel Inhalte vom Video-on-Demand-Dienst Maxdome oder von kabel eins Doku, das nicht als Rundfunkprogramm über DVB-T2 HD verbreitet wird, auch über die Terrestrik verbreiten. Von den derzeit verfügbaren 22 DVB-T2-Receivern, mit denen man freenet TV empfangen kann, sind zudem nur drei HbbTV-fähig. ARD und ZDF nutzen diesen Standard, um zum Beispiel barrierefreies Fernsehen durch skalierbare Untertitel oder Audiodeskriptionen zu ermöglichen. "Wir haben bis zuletzt für HbbTV gekämpft", sagt Ulrich Liebenow, Vorsitzender der Produktions- und Technikkommission von ARD und ZDF.

Der Grund für die geringe Anzahl an internetfähigen DVB-T2-Receivern sind die Kosten. Bereits bei der Diskussion um die Verwendung von HEVC warnten Kritiker, dass die Endgeräte weit über 100 Euro kosten würden. "Die Industrie war dagegen, dass IP in die technischen Mindestanforderungen aufgenommen wird", sagt Liebenow. Das hätte die Boxen ebenfalls verteuert und die Einstiegshürde in den Umstieg von DVB-T auf -T2 HD erhöht.

3,5 Millionen Endgeräte bis Ende März 2017

Bislang wurden bis Mitte des Jahres 230 000 Flachbildfernseher mit dem DVB-T2-HD-Logo abgesetzt. Freenet-Marketingchefin Köder spricht von 94 000 verkauften Set-Top-Boxen und CI+-Modulen. Bis zum Start will sie jedoch 3,5 Millionen Stück Hardware in den deutschen Haushalten haben. Dazu zählt dann auch der USB-Stick, der im ersten Quartal 2017 mit einem Preis von weniger als 60 Euro in den Handel kommen soll und über den dann auch freenet TV am Laptop oder PC empfangen werden kann.

Natürlich hoffen alle Beteiligten auf das Weihnachtsgeschäft. Media-Broadcast-CEO Breuer geht davon aus, dass bislang eher die günstigeren Set-Top-Boxen gekauft wurden, so dass der Absatz der teureren internetfähigen Receiver mit der jüngst gestarteten Werbekampagne nun anziehen wird. Zumindest sind alle Beteiligten mit der bisherigen Entwicklung zufrieden.

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