Statement

Huawei: Staaten sollten Mobilfunk-Frequenzen verschenken

Warum kommen Netzbetreiber in anderen Ländern viel schneller mit dem LTE-Ausbau voran als in Deutschland? Huawei macht dafür die Frequenzvergabepraxis in Europa verantwortlich.
Vom Ultra-Broadband Forum in Frankfurt berichtet

Huawei fordert kostenlose Abgabe von Funk-Frequenzen Huawei fordert kostenlose Abgabe von Funk-Frequenzen
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Warum kommt in vielen asiatischen Ländern der Ausbau der Mobilfunknetze viel schneller voran als in Deutschland und Europa? Auf dem Ultra-Broadband Forum stellte Huawei dazu eine interessante These auf, die sich an die Regulierungsbehörden insbesondere europäischer Staaten wendet.

Wir erinnern uns: In Deutschland spülte seinerzeit die UMTS-Frequenzversteigerung einen wahren Geldsegen in die Staatskasse, auch die LTE-Frequenzen wurden für Geld vergeben. Allerdings mussten die Netzbetreiber dafür nicht mehr so viel Geld auf den Tisch legen wie noch bei der UMTS-Versteigerung. Es ist abzusehen, dass die restlichen Frequenzen für 5G, die zum Teil noch zu vergeben sind, auch nicht kostenlos abgegeben werden.

China: LTE-Ausbau viel schneller als in Europa

Huawei fordert kostenlose Abgabe von Funk-Frequenzen Huawei fordert kostenlose Abgabe von Funk-Frequenzen
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Anlässlich der Präsentation der neuen Huawei-Plattform FMC 3.0 sagte David Wang von Huawei, es sei schädlich, wenn Regulierer die Netzbetreiber dazu zwingen, nach dem Netzausbau ihre Netze zu öffnen. Dies ist beispielsweise in Deutschland der Fall. Der "Return of Invest" bleibe aus und verhindere daher den schnellen Netzausbau. Dies sagte er hauptsächlich im Hinblick auf Festnetze. In Ländern, wo wenig Wert auf Wettbewerb gelegt wird, sondern der Netzbetreiber dank Regulierung sein Netz alleine nutzen darf, geht der Netzausbau in der Regel schneller, so Wang.

Adressiert an die Regulierungsbehörden in Europa sagte Wang, in China müsse keiner der drei großen Mobilfunk-Netzbetreiber auch nur einen Cent für die Nutzung der Mobilfunk-Frequenzen bezahlen. Europäische Regierungen verlangen nach Auffassung von Wang zu viel für Frequenzen und behindern damit den LTE-Ausbau.

Um diese Behauptung zu stützen, nannte er folgende Zahlen: In China seien in den vergangenen vier Jahren 1 Million LTE-Stationen aufgebaut worden. In ganz Europa seien es hingegen nur 300 000 LTE-Stationen im selben Zeitraum gewesen. Man müsse sich also nicht wundern, wenn das Wachstum in Europa so lange dauere.

Die Huawei-Plattform FMC bot für Netzbetreiber bislang schon eine Konvergenz von Festnetz-, Mobilfunk- und Content-Angeboten. Netzbetreiber konnten mit Huawei FMC bislang bereits eine einheitliche Plattform für Festnetz-, Mobilfunk und Content-Angeboten installieren und an ihre Kunden vermarkten. Mit FMC 3.0 kommt nun noch eine Cloud-Plattform dazu. Dadurch sollen Netzdienste und Content-Angebote zukünftig vermehrt aus der Cloud kommen.

Damit soll an den Endkunden bald nicht nur 4K-, sondern auch 8K- und VR-Content übertragen werden können. Die Latenz, also die Verzögerung, soll dabei stetig verringert werden. Laut Huawei müssen Netzwerke zukünftig in die Cloud verlagert werden, da bisherige Netzwerke mit derartigen Anforderungen an ihre Grenzen kommen und irgendwann nicht mehr ausreichend sind.

Auf dem Ultra-Broadband Forum hat sich auch Ex-Regulierer Matthias Kurth zur aktuellen Regulierungspraxis und Preisgestaltung in Deutschland geäußert.

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